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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0479
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43. Gottesdienstordnung für das Münster

so verleihe uns allen, die wir in dem |294v| namen
deines lieben sons versamblet seind, das unsere hert-
zen gefreiet von allen weltlichen geschefften mit al-
lem fleiß, rechtem ernst und waren glauben dein h.
wort anhoren und fassen, damit wir darauß deinen
gnedigen vetterlichen willen recht erkennen, lieben
und im mit allem ernst auch nachleben, dir zu lob
und ehr, unserem nechsten zu fruchtbarer besserung
und uns selbs zum ewigen heil. Das wolstu, lieber
him[lischer] vatter, uns allen gonnen12 und geben
umb Jesus Christus, unsers heylands, willen, Amen.
Itzt singt man wider. Und geht der pfarher uff die
cantzel, verricht die predig. Nach derselben singt
die kirch: Danck sagen wir alle13, oder etwas de tem-
pore. So geht der pfarher wider uber altar14. Und
nach dem gesang sagt er:
Der herr sey mit euch, lieben christen. Lasset uns
fur uns und alle christen bitten und sonderlich, das
uns Gott gebe, wirdig seines h. abentmals theilhaff-
tig zuwerden, und sprecht mit mir in euren hertzen
also:
Almechtiger, barmhertziger Gott und vatter, du
hast uns durch deinen sun verheissen, was wir dich
in seinem namen bitten, das wollestu uns gewe-
ren15. Und zudem so hastu uns durch |295r| deinen
h. geist bevolhen, fur die oberkeit und fur alle men-
schen zu bitten16. So bitten wir dich von hertzen
durch Jesum Christum, deinen geliebten sun, unsern
heylandt, du wollest in disen aller letzten, schwere-
sten und bösesten zeiten17 ein vetterlichs aug wen-
den auff das gantze menschliche geschlecht und ja
nicht zugeben, das die armen menschen, so irrig, von
natur unwissend und in allen gottlichen sachen
blind, zu irem zeitlichem und ewigem verderben an-
hin gehn, sondern erwecke allethalben reine, ge-
trewe lehrer und prediger, die mit gesunder lehr und

Erg. am Rand.
12 Gewähren, schenken, s. FWb 7, Sp. 104-106.
13 Vgl. Wackernagel 3, Nr. 599, S. 550; Straßburger
Gesangbuch (1541), S. LXXXIf.
14 An den Altar.
15 Mt 7,7, Mk 11,24.

einem erbawlichem leben dir auß denn armen ver-
dambten menschen ein ewige kirchen samlen, die
dich in Christo einen vatter sein erkenne, dein huldt
und ewige gemeinschafft mit dir habe. Dise kirchen
aber und prediger, die du bisher auß gnaden gegeben
hast, die wollestu auch ferner in reiner lehr und
h. leben zu deinen ehren und zu irem ewigen heil
vetterlich erhalten. Darnach bitten wir dich auch,
aller guttigister vatter, fur den stand der oberkeit
im gantzen christenthumb, fur die keiserliche
maiestat, fur alle chur- und fursten und alle stend
deß reichs, sonderlich aber fur unsere liebe vet-
ter18, die oberkeit diser stat: Gib inen allen |295v|
deinen furstlichen, h. und gutten geist, das sie in
disen schweren leuffen wol regiren und ein trewlichs
auffsehen haben, das wir unter irem schutz und
schirm dein h. wort, zeitlichen friden und unser na-
rung zu deinem lob und preiß alzeit haben mogen.
Wir bitten dich auch fur den dritten stand, nem-
lich fur alle christliche hausvetter eund -müttere und
alle die, so die arm unwissend jugent regiren, weisen
und lehren sollen: Gib zu solchem irem ampt auch,
du liebster Gott und vatter, zeitlich dein gnadt und
segen, das es fruchtbar sey, damit doch unsere kin-
der und nachbornen auch dein volck und kirchen
sein und bleiben mogen. One dein sonderliche hilff
wirt es sonst mit der frechen jugent wie vorhin19
auch geschehen sein, dan dein gerechter zorn wirt
sonst iren ungehorsam nit lenger konnen gedulden.
Letzlichen bitten wir dich auch fur alle andere
menschen, fur alle krancke, gefangene, angefochte-
ne, mit krieg beschwerte, sonderlich fur die, welche
unsers furbits begert und bedurffen: Kumme inen
allen zusambt20 uns heut mit vetterlichem ratt zu
hilff und zu trost. In summa: Allen menschen hilff
zusambt uns zu erkantnuß der warheit zu-
kumen21, das wir alle von hertzen erkennen, sonder-
lich itzund bei deines sons disch, wie arme sunder wir

16 Vgl. 1Tim 2,1-2.
17 Vgl. 2Tim 3,1.
18 Verwandten (zur Bedeutungserweiterung dieses Wortes
s. Grimm, DWb 26, Sp. 28 und 31).
19 Zuvor, früher.
20 Gemeinsam mit.
21 Vgl. 1Tim 2,4.

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