Straßburg
Zum andern haben sie diße ursach, das, neben dem
es Gottes befelch unnd also keyn magistrat ohn des-
selben nammens und stammens10 verlust denselben
einem andern khan befelhen oder ubergeben, es auch
sehr gefahrlich, dißen befelch |362r| inn eines handt
kommen zulaßen, dieweil sie auch menschen unnd
vonwegen deß stannds, darinn sie seindt, mehrer
anfechtung unnd gefahr underworffen, auch uß
menschlicher gebrechlicheytt11 sich deß stands ett-
wan so weytt uberheben, das sie sich auch wider die
oberkeytten, die ihnen dann inngriff unnd in-
trag12 thun wöllen, mit verbitterung der undertha-
nen desselben nammens unnderstehn zubehelf-
fen13 oder doch der oberkeytt ettwan desto ring-
schetziger unnd mit weniger reverentz gedencken,
dadurch vylerley zerrüttung und ergernuß inn der
kirchen erregt, wie die exempla ettlicher namhafften
stett noch inn frischer gedechtnuß14, daher andere
eiferige stend auch ursach genommen zusagen, das
sie vonnöthen achten, den iren (wie man zurheden
pflegd) den daumen uff dem aug zuhallten15.
So seyn auch, wie leyder am tag, auß solchen
superintendentiis bißher nichts anderst ervolgtt,
den das ein jeder superintendens seyn fürhaben bey
den seinen durch alle mittell unnd weg understand
durchzubringen, deßgleichen ein jeder seins super-
intendenten thun und lehr wider |362v| alle wöll mit
allem ernst difendiren, darauß dan allein sovil wi-
derwerttige, hefftige schrifften unnd büecher, auch
zwischen denen, die sich alle zu der Augspurgischen
Confession allein bekhennen, mit großer ergernus
viler einfaltigen gewissen geschen unnd von tag zu
tag gemeret werden.
Die dritte ursach ist diße, das solchs inn dißer statt
nicht harkommen, das auch andere vor ihnen, mit
deren rhat unnd zuthun die verenderung dißer unnd
10 Geschlecht.
11 Unvollkommenheit, Schwäche, s. Grimm, DWb 4,
Sp.1857.
12 Einschränkung, s. Grimm, DWb 3, Sp. 324.
13 Zu bedienen, s. FWb 3, Sp. 782.
14 Auf welche Städte hier angespielt wird, läßt sich aus dem
Zusammenhang nicht klären.
15 Vgl. Röhrich, Lexikon 1, S. 195: Jemand mit Gewalt
zu etwas zwingen.
anderer kirchen furgenommen und angerichtet wor-
den, sich des nammens nie angemaßt oder denselben
begert, sonder alß diener der kirchen zu gleich unnd
inn gemein gedient.
Dieweil auch m. her reputation darinn bestehet, das
sie dißes regiment unnd die rechte superintendentz
desselben16, wie sie solches rümlich von ihren vor-
fahren empfangen, uff ihre nachkommende mit glei-
chem rhum transferieren unnd inn dißem alß dem
fürnembsten puncte keyn münderung einreißen
laßen, so schliessen sie dahin17, den predigern diße
anttwurt zugeben:
M. her haben ihren furtrag unnd begehren gehörtt
unnd verstehn darauß, |363r| das sies treüwhertzig,
gutt, wolmeinend und eifferig gemeynen. Sye ver-
stehn es aber18, das sie sich schuldig vermeinen, sol-
lichs für m. her zubringen unnd sich ires haupts
unnd superintendenten solcher gstalt anzunemmen,
derwegen m. her sie vetterlich, freundlich und wol-
meynend erinnern, sie wellen solche vordrunngen m.
her nicht fürbringen, sonnder gedencken, das m. her
aus Gottes wortt sich nicht annderst berichten
können, dann das ihnen nach Gott allein die super-
intendentz dißer statt unnd gemein, allso auch der
kirchen, gebür. Sie wöllen auch m. her vetterlich
vertrauwen, das sie inn dißem unnd anderm nichts
werden furnemmen, dan was zu befürderung der eh-
ren Gottes gereicht, und bey ihnen selbst sich deß
befelchs erinnern, den Christus seynen jungern
kurtz vor seynem endt gegeben, da sie auch under-
eynander uneynig worden, welch der fürnembst un-
der ihnen seyn soltt, das sie namlich eynander gleich
seyn und allein uff ihne, Christum, das eynig recht
hauptt sehen sollen19.
16 Hier wird auf die Bedeutung des Wortes Superintendent
= „Aufseher“ abgehoben (superintendere - „Aufsicht aus-
üben“, „Sorge tragen für“ als Übersetzung des griechi-
schen επιδκοπειυ aus 1Tim 3,2).
17 So beschließen sie mit Bezug darauf, s. Grimm, DWb
15, Sp. 703.
18 Auch.
19 Vgl. Mk 10,41-45par.
500
Zum andern haben sie diße ursach, das, neben dem
es Gottes befelch unnd also keyn magistrat ohn des-
selben nammens und stammens10 verlust denselben
einem andern khan befelhen oder ubergeben, es auch
sehr gefahrlich, dißen befelch |362r| inn eines handt
kommen zulaßen, dieweil sie auch menschen unnd
vonwegen deß stannds, darinn sie seindt, mehrer
anfechtung unnd gefahr underworffen, auch uß
menschlicher gebrechlicheytt11 sich deß stands ett-
wan so weytt uberheben, das sie sich auch wider die
oberkeytten, die ihnen dann inngriff unnd in-
trag12 thun wöllen, mit verbitterung der undertha-
nen desselben nammens unnderstehn zubehelf-
fen13 oder doch der oberkeytt ettwan desto ring-
schetziger unnd mit weniger reverentz gedencken,
dadurch vylerley zerrüttung und ergernuß inn der
kirchen erregt, wie die exempla ettlicher namhafften
stett noch inn frischer gedechtnuß14, daher andere
eiferige stend auch ursach genommen zusagen, das
sie vonnöthen achten, den iren (wie man zurheden
pflegd) den daumen uff dem aug zuhallten15.
So seyn auch, wie leyder am tag, auß solchen
superintendentiis bißher nichts anderst ervolgtt,
den das ein jeder superintendens seyn fürhaben bey
den seinen durch alle mittell unnd weg understand
durchzubringen, deßgleichen ein jeder seins super-
intendenten thun und lehr wider |362v| alle wöll mit
allem ernst difendiren, darauß dan allein sovil wi-
derwerttige, hefftige schrifften unnd büecher, auch
zwischen denen, die sich alle zu der Augspurgischen
Confession allein bekhennen, mit großer ergernus
viler einfaltigen gewissen geschen unnd von tag zu
tag gemeret werden.
Die dritte ursach ist diße, das solchs inn dißer statt
nicht harkommen, das auch andere vor ihnen, mit
deren rhat unnd zuthun die verenderung dißer unnd
10 Geschlecht.
11 Unvollkommenheit, Schwäche, s. Grimm, DWb 4,
Sp.1857.
12 Einschränkung, s. Grimm, DWb 3, Sp. 324.
13 Zu bedienen, s. FWb 3, Sp. 782.
14 Auf welche Städte hier angespielt wird, läßt sich aus dem
Zusammenhang nicht klären.
15 Vgl. Röhrich, Lexikon 1, S. 195: Jemand mit Gewalt
zu etwas zwingen.
anderer kirchen furgenommen und angerichtet wor-
den, sich des nammens nie angemaßt oder denselben
begert, sonder alß diener der kirchen zu gleich unnd
inn gemein gedient.
Dieweil auch m. her reputation darinn bestehet, das
sie dißes regiment unnd die rechte superintendentz
desselben16, wie sie solches rümlich von ihren vor-
fahren empfangen, uff ihre nachkommende mit glei-
chem rhum transferieren unnd inn dißem alß dem
fürnembsten puncte keyn münderung einreißen
laßen, so schliessen sie dahin17, den predigern diße
anttwurt zugeben:
M. her haben ihren furtrag unnd begehren gehörtt
unnd verstehn darauß, |363r| das sies treüwhertzig,
gutt, wolmeinend und eifferig gemeynen. Sye ver-
stehn es aber18, das sie sich schuldig vermeinen, sol-
lichs für m. her zubringen unnd sich ires haupts
unnd superintendenten solcher gstalt anzunemmen,
derwegen m. her sie vetterlich, freundlich und wol-
meynend erinnern, sie wellen solche vordrunngen m.
her nicht fürbringen, sonnder gedencken, das m. her
aus Gottes wortt sich nicht annderst berichten
können, dann das ihnen nach Gott allein die super-
intendentz dißer statt unnd gemein, allso auch der
kirchen, gebür. Sie wöllen auch m. her vetterlich
vertrauwen, das sie inn dißem unnd anderm nichts
werden furnemmen, dan was zu befürderung der eh-
ren Gottes gereicht, und bey ihnen selbst sich deß
befelchs erinnern, den Christus seynen jungern
kurtz vor seynem endt gegeben, da sie auch under-
eynander uneynig worden, welch der fürnembst un-
der ihnen seyn soltt, das sie namlich eynander gleich
seyn und allein uff ihne, Christum, das eynig recht
hauptt sehen sollen19.
16 Hier wird auf die Bedeutung des Wortes Superintendent
= „Aufseher“ abgehoben (superintendere - „Aufsicht aus-
üben“, „Sorge tragen für“ als Übersetzung des griechi-
schen επιδκοπειυ aus 1Tim 3,2).
17 So beschließen sie mit Bezug darauf, s. Grimm, DWb
15, Sp. 703.
18 Auch.
19 Vgl. Mk 10,41-45par.
500