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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0519
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52. Vereinbarung zwischen dem Kirchen- und dem Akademiekonvent

Theophilus Goll13, professor, und Jonas Bitner14,
praeceptor unserer schulen, und haben uns in gegen-
werttigkeit nachbemeltter partheyen, namlich der
ehrnvesten, würdigen, hoch- unnd wolgelerten her-
ren Johann Sturmii, rectors, herren Laurentii Tu-
pii15 und herr Michael Beüters16, beyde der rechten
doctorn, M. Conradi Dassipodii17 und M. Johann
Wilvißheim18, professoren |185v| ermellter unserer
accademien, an einem19, so dann herren Johann
Marbachs, der hailigen schrifft doctors und auch
professors unserer schulen, am andern theil, fürbrin-
gen lassen:
Nach dem sich nuhn in das dritte jahr allerhandt
spenn, irrungen und widerwillen zwischen jetzge-
meltten partheyen erhaltten, dadurch sy dann in
ettliche weittleüffige, scharpfe und anzügige schrif-
ten vor unns gegen einander erwachsen20, und zu-
besorgen gewesen, das sie, die partheyen, noch in
weittere verbitterung gegen einander gerathen unnd
daher nicht allein der schulen, sonder auch der kir-
chen hochbeschwerlicher nachtheil unnd schedliche
zerrittung ervolgen möcht, da hetten ettliche fridlie-
13 Zu Theophil Gol I. (Golius) s. Nr. 46, Anm. 40.
14 Zu Jonas Bitner s. Nr. 46, Anm. 42.
15 Laurentius Tuppius, Dr. iur., hatte von 1563 bis 1572 die
Institutionenprofessur inne; danach übernahm er die
neugeschaffene Pandektenlektur (auf dieser Stelle bis
Anfang des 17. Jh. belegt). In den Jahren 1572/73,
1584/85 und 1595/96 bekleidete er das Amt des Dekans
der Akademie. Vgl. Schindling, Hochschule, S. 126f.
und 299-301.
16 Michael Beuther, Dr. iur., * 1522 in Karlstadt a. M.,
† 27. Oktober 1587 in Straßburg, studierte in Marburg
und Wittenberg. Auf Empfehlung seines Lehrers Melan-
chthon 1544 Prof. für Geschichte an der Universität
Greifswald (1546-1548 Dekan und Rektor). 1548 trat
Beuther als Rat in die Dienste des Würzburger Bischofs
Melchior Zobel (u.a. Gesandter bei den Passauer Ver-
handlungen 1552 und auf dem Augsburger Reichstag
1555). Auf zwei Bildungsreisen nach Frankreich und Ita-
lien Studium der Rechtswissenschaften und Medizin.
Nach dem Tod Zobels 1559 Kirchenrat und Bibliothekar
Kurfürst Ottheinrichs. Ab 1565 dann Prof. der Geschich-
te in Straßburg. Beuther war 1568/69 der erste Dekan
der Akademie; 1581/82 hatte er das Amt nochmals inne.
Sein Hauptwerk ist die Übersetzung und Fortführung
von Sleidans „Commentarii de statu religionis et rei pu-
blicae“ (s. dazu auch Nr. 61, Anm. 68). Vgl. Sitzmann,
Dictionnaire 1, S. 150f.; NDB 2, S. 202; Schindling,
Hochschule, S. 126f., 271-277.

bende und gutthertzige personen, so beyden theilen
zugleichen ehren und allem gutten gewogen, zuver-
hüttung weitterer uneinigkeit, auch zufürkhom-
mung noch beschwerlicher exulceration21 beider
patheyen hertzen, auß christenlichem eyfer die gü-
the bey beiden theilen fleißig unnd embsig gesucht,
auch dieselben letstlich dahin vermöcht22, das sy be-
derseyts, doch uff unser ratification, guttliche, un-
vergriffliche23 handlung bewilligt und sy, die |186r|
obbenandte unsere liebe mit rhatsfreundt, advoca-
ten, kirchen- und schulpersonen, zu arbitratorn und
güttlichen underhändlern von ihnen zu allen theilen
erbetten worden.
Darauff und unsern consens und beliebung24 sie, die
erbettnen herren, zusamen khommen und nach flei-
ßiger erwegung aller umbstend, auch weittleüffig-
keit der sachen, zu abkürtzung langwürigen unnd
müehseligen tractats25, darauß leichtlich, wie zube-
sorgen, neuwe irrige gebrechen entstehn mügen, für
das bequemlichst und schleinigst geachtet hetten,
das jeder theil uff einem bestimpten tag seine gra-
vamina und postulata uffs kürtzest verfasse und
17 Zu Konrad Dasypodius s. Nr. 46, Anm. 38.
18 Zu Johannes Wilwisheim s. Nr. 46, Anm. 41.
19 Vgl. die Eingabe Sturms und seiner Unterstützer in
Fournier/Engel, Statuts 4,1, Nr. 2075, S. 195, wo
die Namen der Professoren auch in dieser Reihenfolge
aufgeführt sind.
20 Seit dem Jahr 1571 wurde der Streit zwischen Johannes
Sturm und Johannes Marbach immer mehr von persön-
lichen Verunglimpfungen begleitet. Sturm hielt dabei
dem Präsidenten des Kirchenkonvents Machtmißbrauch
vor, während Marbach den Rektor der Akademie der
Vernachlässigung seines Amtes und reformierter Neigun-
gen bezichtigte (et tribus nos gravissimis criminibus op-
pugnat: laesae maiestatis, perditae scholae, perturbatae ec-
clesiae. [...] clam ab ipso Zwinglianismi et Calvinismi
ignarus atque imprudens accusatus sum - zit. nach
Fournier/Engel, Statuts 4,1, Nr. 2074, S. 195). Zu
den beim Rat eingereichten Schriften s. ebd., Nr. 2067,
S. 182f.
21 Verbitterung.
22 Gebracht.
23 Ohne dem Recht bzw. einem Urteil vorzugreifen, s.
Grimm, DWb 24, Sp. 2041.
24 Einwilligung, Zustimmung, s. FWb 3, Sp. 1223f.
25 Verhandlung.

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