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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0521
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52. Vereinbarung zwischen dem Kirchen- und dem Akademiekonvent

lichem gemüeth unnd von grundt irs hertzens alle
vorgeloffene ehrverletzliche wort, geschrifften und
handlungen unnd was demselben anhengig unnd ir
einem von dem andern auß hitz, zorn, neidt, haß,
verbitterung und uberwindung der affecten begeg-
net unnd widerfahren sein möcht, gentzlich unnd
allerdings37 verzeihen, nachlassen, vergeben unnd
abbitten sollen, damit zwischenn beiden theilen ein
immer werende amnistia und ewige vergessenheit
aller I188r| iniurien, offensionen und belaidigungen
gestifftet, an- und auffgericht werden müge, allso
und dergestalt, das khein theil gegen dem andern
solches, weder directe noch indirecte, durch sich
selbs noch niemand anders von seinen wegen, wie
der namen haben mochte, weder heimlich noch of-
fentlich noch sonst in khein annder weyß und weg,
weder durch menschen fundt, list und geschwindig-
keit38 gesucht oder erdacht werden könnten, weder
durch schrifften noch mundtliche redenn hinfuro
nimmer mehr in unguttem anden39, äfern40, vindicie-
ren, rechen oder erfrischen41 noch einichen neuwen
widerwillen, grollen, zanckh noch zweittracht re-
suscitieren, erwecken, refricieren, erneuwern, noch
einiche occasion, ursach oder anreitzung darzu ge-
ben, noch andern zuthun gestatten, sonder ein chri-
stenliche, brüderliche, bestendige, gutthertzige und
vertreuwliche concordi und einigkeit zwischen bei-
den theilen beharlich verpleiben unnd alles, was sich
biß hieher unfreundtlichs, beschwerlichs und frid-
hessigs beyderseits, so schrifftlich, so mundtlich,
verloffen und zugetragen, thodt, ab, erloschen und
ewig vergessen sein und pleiben soll. |188v|
Welches alles und jedes beide obgemeltte partheyen
auff ir, der herren underhendler, beschehene vleißige
und bewegliche erinnerung unnd ernstlichs zuspre-
chen, zuvorderst Gott, dem allmechtigen, zu ehren,
unserm lieben herren Jesu Christo, dem stiffter un-
sers ewigen fridens und versüenung mit Gott, zu

37 In allen Stücken, s. FWb 1, Sp. 790f.
38 Erfindung, List und Schlauheit, s. Grimm, DWb 5,
Sp.4000.
39 Wieder aufgreifen, vergelten, s. FWb 1, Sp. 1028f.
40 Rechtlich verfolgen, rächen, s. FWb 1, Sp. 658f.

schuldigem gehorsam, uns, als irer ordenlichen ober-
keit, zu pflichtiger volg42, auch der kirchen und
schulen zu aufbauwung unnd irer selbs seelen hail,
zeittlicher wolfarth und berüewigung irer gewissen,
darzu ihnen, den erbettnen herren underhendlern,
zu freundtlicher willfahr unnd angenommen gefallen
letstlich, als sie ire gegen einander verfünsterte unnd
verbitterte Hertzen auß gnaden deß allmechtigen
gefangen genommen, bewilligt, eingangen, ange-
nommen und beliebet, darauff auch einander mit
darzugehörigen wortten und geberden, reichung der
hende und freundtlichem zusprechen alles abgebet-
ten und christenlich verzigen, daneben zugesagt, ge-
redt unnd versprochen haben, dem allem vermittels
gottlicher gnaden vest, stehte und unverbrochenlich
nachzusetzen43, doch das oberzelttes |189r| alles unnd
jedes durch uns, als den ordenlichen magistrat, in
crafft unserer habenden regalien der hohen oberkeit,
auch tragenden ampts, ratificiert, bekrefftigt,
aboliert44, auffgehebt und bestettigt werden soltte.
Verrer, damit dißer vertrag und neuw gemachte ei-
nigkeit zwischen den partheyen umb sovil desto
mehr bestendig sein unnd pleiben möcht, hetten sy,
die erbettnen underhendler, die obbestimpte baider-
theil gravamina und postulata45, die ordenliche ver-
richtung irer allerseits empter betreffendt, not-
turftiglich besichtigt, erwogen, gegen einander vlei-
ßig conferiert unnd beratschlagt und in conferierung
derselbigen sovil befunden, das mehr gedachte spen-
nige partheyen in ettlichen derselben der mehrer
theil selbs einig, aber in ettlichen noch ungleicher
meinung und mißverstendig gewesen.
Sovil nuhn die postulata belangen thett, inn denen
sie zu allentheilen gleichs verstandts befunden, het-
ten sie, die erbettenen, es bey solcher der partheyen
gleichmessigem für- |189v| bringen, so auch ohne das

41 Erneuern, s. Grimm, DWb 3, Sp. 808f.
42 Gehorsam, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1872.
43 Folge zu leisten, s. Grimm, DWb 13, Sp. 124f.
44 Abgeschafft.
45 Zu diesen s. oben Anm. 28.

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