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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0556
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Straßburg

che entweder in versamleter gemeine der Glaubigen
Kinder Gottes, bei der Predigt Göttliches worts und
bei Außtheilung der heiligen Sacramenten oder auch
bei Krancken und sonsten betrübten17Leuten inson-
derheit geübet und gebrauchet werden, εDamit es
nach der vermahnung deß heiligen Apostels alles
fein ehrlich und ordenlich zur besserung möge zu-
gehn. Und seind solche Ceremonien gleich als der
Ober- und Einbaw, welchen das Fundament tregt
und zusammen helt.
ζDas Dritte stuck der Kirchenordnung, welches als
das Tach den gantzen Baw vor Regen und Ungewit-
ter, falscher Lehr und Gottloses, ärgerlichen lebens
bewahret, betrifft die ubrige haußhaltung der Kir-
chen und begreifft in sich ettliche fürneme stuck,
welche zu erhaltung der reinen Lehre und nutzlicher
Ceremonien notwendig erfordert werden, Als da
sind: 1. Ordenlicher beruff der Kirchendiener unnd
beställung der notwendigen Kirchendienste sampt
beschreibung ires Ampts, welches iro jeder in der
Kirchen Christi zuverrichten hat, 2. Ordnung deß

Kirchen Convents, wie derselbe gehalten und von
was sachen darinnen soll gehandelt werden, 3. Von
den Kirchenpflägern und der gemeinen Bußzucht
oder Disciplina der Kirchen, 4. Die Censura der
Kirchendiener under einander selbst, 5. Die Ehe-
ordnung, in welchem Gradu die Ehe der Blutfreund-
schafft oder Schwagerschafft halben zugelassen oder
verbotten sein solle, 6. Die Pfarrschulen, 7. Kirchen
Visitation auff dem Landt, 8. Allmosen und Spital,
9. Das Seminarium Ecclesiae, daß ist, welcher mas-
sen bei der Kirchen und Schule solche Personen
mögen aufferzogen werden, die man künfftig zu
Kirchen- und Schuldiensten nutzlich möge gebrau-
chen. |3|
Dann dieser Stuck keines ist, das es nit entweder zu
erhaltung der reinen Lehre und auffbäwlicher18 Ce-
remonien diene, wann es recht angerichtet und in
guter Ordnung gehalten wird, Oder aber zum theil
an der Lehre, zum theil an den Ceremonien schaden
bringe, wann anderst, dann es sich gebürt, damit
umbgegangen und verfahren wird. |4|

[1.] Das Erste theil der Kirchen Ordnung.
Von dem Corpore Doctrinae, Das ist Von der Form und dem Fürbilde der reinen Lehre, welche bißher in der
Kirchen zu Straßburg ist geführet worden und fürohin geführet solle werden

ηDie Summa der rechten, warhafften, Göttlichen
und allein seligmachenden Lehre, welche von An-
fang der Welt her in der Kirchen oder versamlung
des volcks Gottes auff Erden geübet und getriben
worden, auch noch biß zu end der Welt in ubung
bleiben soll und muß, besteht darauff, das
θErstlich nach außweißung deß Gesetzes der zorn
Gottes vom Himmel geoffenbaret wird uber alles
Gottloses wesen und ungerechtigkeit der Menschen,
ιDas nemlich die Menschen allezumal Sünder seien
und deß Ruhms manglen, den sie an Gott haben
solten,
ε 1. Cor. 14,26 und 40.
ζ 3. Was zu erhaltung der Lehre und Ceremonien dienet.
η Die Summa der reinen Lehre.
θ Rom. 1,18.
ι Rom. 3,23.
κ Joh. 3,16.
λ Rom. 3,24 [-26].

Darnach aber auß dem Evangelio die unaußsprech-
liche gnade Gottes, unsers himmlischen Vatters, uns
zu erkennen gegeben wird, κDas er die Welt also ge-
liebet, das er seinen eingebornen Sohn gegeben, Auff
das alle, die an in glauben, nit verlohren werden,
sondern das ewige leben haben, λUnd wir also ohne
verdienst gerecht werden auß Gottes gnade durch
die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen
ist, welchen Gott hat furgestellet zu einem Gnaden
Stul19 durch den Glauben in seinem Blut, damit er
die Gerechtigkeit, die für ihm gilt, darbiete, in dem,

17 Betrübt kann (körperlich / geistig) geschwächt, traurig
und auch angefochten meinen, s. FWB 3, Sp. 2130-2134.
18 Erbaulicher, s. FWb 2, Sp. 329.
19 Vgl. dazu Grimm, DWb 8, Sp. 591 (Sitz der göttlichen
Gnade).

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