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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0684
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Straßburg

Fürs Neundte, Die gewönliche Kirchenconvent sol-
len sie zu besuchen schuldig sein Und, was ihnen des
Orts zugemutet und zu thun aufferlegt wirdt, auß-
richten, Auch nit weniger als die Pfarrer, wie sie an-
fangs versprochen haben, sich des Kirchenconvents
Straff und Warnung in allem, das an ihnen mangel-
hafft, unterwerffen.
Fürs zehende, Die zum Todt verurtheilet und ge-
richt werden, sollen sie sampt den Pfarrern in der
Ordnung, wie bißher bräuchlich gewesen, besuchen,
trösten und biß zum Hohgericht beleiten652 helffen.
II. Ordnung des Kirchenconvents
Unter andern vielen Gutthaten, die Gott, der Herr,
nun uber die siebentzig jare her der Straßburgischen
|300| Kirchen bewiesen, Ist der angestellete Kirchen-
convent nicht die geringste, In welchem mit gemei-
ner Berathschlagung der Pfarrer und der andern
Prediger der Kirchendienst sampt allem, was dem-
selben zugehörig, bestellet und angeordnet wirdt.
Damit dann nun solch herrlich Kleinot und gemein
nutzlich und nothwendig gut Werck in seinem rech-
ten Thun und Richtigkeit erhalten und auch auf un-
sere liebe Nachkommen gebracht werden möge,
Haben wirs für nutz und gut angesehen, das des ge-
melten Kirchenconvents Beschreibung, wie und was
darinnen, auch mit was Ordnung und Maß bißher
gehandelt worden und fürohin gehandelt werden
soll, dieser unserer Kirchenordnung einverleibet
werde.
Vom Anfang des Kirchen Convents
ωAnno MDXXII., als unser getrewer Gott auß un-
außsprächlicher Güte und Erbärmde das Liecht sei-
nes seligmachenden Evangeliums, wie zuvor in
Sachsenlandt durch seinen außerwöhlten Werckzeug
ω Personen, durch welche die Straßb. Kirch anfangs Re-
formirt worden.
α Erster anfang des Kirchenconvents.
β Erste Verordnung des [sic] der Kirchenpfleger.
652 Zur Richtstätte geleiten, s. DRW 5, Sp. 1115f. und
FWb 3, Sp. 1213f.

Doctorem Lutherum, also auch hie zu Straßburg
durch M. Mathes Zellen603 hat anzünden und leuch-
ten laßen, Auch ime, herrn Matheßen, zu Gehilffen
und getrewen Mitarbeitern unlang hernacher für-
träffliche Männer zugegeben, Als herrn Martinum
Bucerum, Doct. Wolfgangum Fabricium Capito-
nem, Doct. Casparem Hedionem und andere, Auch
hierauf unsere löbliche Vorfahren auß pflicht ires
tragenden Ampts als ein Christliche Oberkeit durch
offentliche in den Truck außgegangne Mandata
ernstlich haben gebieten laßen, Das in allen Straß-
burgischen Kirchen von der Cantzel Gottes heilige
Wort allein und rein solle gepredigt werden654, |301|
αSo hat auch die vorgemelte Männer sampt andern
der zeit Pfarrern und Helfern die Not verursachet,
das sie Wochentlich angefangen, zusamen zu kom-
men und sich mit einander freundtlich und brüder-
lich inhalt ihres Ampts zu unterreden, Damit sie das
angefangene Christlich Werck der newen angehen-
den Straßburgischen Kirchen zu Gottes Ehren und
vieler Menschen heil einhellig und gleichförmig furt-
führen und zum gewunschtem Ende bringen möch-
ten Und sonderlich, das sie iren damals wider sie
streitenden Widersachern desto einhelliger und
stattlicher als auß einem Munde köndten widerste-
hen und begegnen.
ßDieweil aber in solchen Conventen gleich an-
fangs schwere Sachen fürfielen, welche zu gemeiner
der gantzen Straßburgischen Kirchen erbawung ge-
hörten Und aber ohne Hilff und Rath auch anderer
guthertziger, eifferiger und verständiger Christen
nicht köndten weder in der Kirchen ins Werck
gesetzt noch sonsten verrichtet und verbessert wer-
den, Da haben wolgenante unsere Vorfahren am
Regiment dieser Statt in anno MDXXXI. zu auß-
gehendem October ein und zwantzig Männer ver-
ordnet, die Kirchenpfläger genennet worden, auß je-
dem Kirchspiel drei, Welche nach gewisser Ordnung
dem Kirchenconvent beiwohnen und den Kirchen-
653 Zu Matthäus Zell und dem Beginn der reformatorischen
Predigt in Straßburg s. die Einleitung zu Nr. 2.
654 Das Mandat vom 1. Dezember 1523 (Nr. 2 in diesem
Band).

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