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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0214
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BUA 1,25

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erdulden musste.“ Wenn wir die Trübsal teilen, werden wir auch den Trost
teilen; „und wenn wir Mitgefühl haben“, werden wir gemeinsam herrschen.
[4] „Lasst uns also zu ihm ausziehen, hinaus aus der Stadt, die nur
Beschimpfungen für ihn übrig hat.“ Du sollst mit David sagen: „Was kann
ich dem Herrn zurückgeben für alle Dinge, die er mir gegeben hat?“ Und 5
nach innerer Erwägung antwortet er: „Ich will den Kelch des Heils“, das
heißt: Jesus, „annehmen und den Namen des Herrn“ Christus bis zu meinem
Ausharren anrufen. Wer ist nämlich aus sich heraus dazu geeignet? O
glücklich ist der Mensch, der wünscht, Christus eine Gegenleistung
zurückzugeben! O glücklich ist der Tod und kostbarer als ein ganzes Leben! 10
O wirst du, Seele, dich im Tod im Fieber schütteln und wirst eigensinniger
durch die Qual den kurzen Hieb des blitzenden Schwertes für Christus
fürchten? Ich lebe „als Verbannter, das schwere Gewicht meines Körpers“
fesselt mich und bindet mich fest, vom Schicksal begünstigt schwinde ich
auf unglücklichste Weise dahin und halte mich nicht für froh, bis ich 15
fortgerissen werde, nachdem ich einen solchen Tod erlitten habe. Ich werde
sterben, „ich werde nicht mehr krank sein, nicht mehr gefesselt sein können,
nicht mehr sterben können“. Damit du dich niemals fürchtest, sehne dir also
stets einen glücklichen Tod herbei. „Es ist eine große Sache und es muss
nicht lange gelernt werden, mit Gleichmut abzutreten, wenn jene 20
unvermeidliche Stunde gekommen ist.“ „Es wollte derjenige nicht leben, der
nicht sterben will.“ „Den nahenden Tod nimmt niemand fröhlich an, wenn
er sich nicht schon länger darauf vorbereitet hat.“ Und es ist wahrhaftig, wie
Seneca2 sagt, „eine ehrenhafte Schändlichkeit, für eine gute Sache zu
sterben.“ Und ich sage: Es ist die aufrichtigste Schönheit, kurz zu sterben, 25
damit du immer lebst; wir haben nämlich gelebt, um zu sterben. Aber mit
welchem Ausgang, bleibt noch zu sehen. Christus aber ist „das Ziel des
Gesetzes“ und besonders des Gesetzes des Todes „zur Gerechtigkeit für
jeden, der glaubt.“ Niemand hat nämlich einen glücklichen Tod verdient,

2Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.
 
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