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BUA 11,10
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den unverhüllten Körper einen harten Strick über den Hüften, ein wollenes
Gewand auf der Reise zu Fuß, das getränkt von viel Schweiß ist, weil sie
entschieden haben, ohne jedwede Besitz- und Eigentümer zu leben.16 O
welcher Art und wie groß ist die Mühe, die den Minderbrüdern zusetzt, die
täglich ihr Brot erbitten müssen! Alle Predigerbrüder aber müssen im 5
Allgemeinen nach dem Monat August Lebensmittel erbitten, damit sie für
die übrige Zeit das notwendige Brot haben und ihr Studium nicht behindert
wird oder aufhört.
[11] O ihr standhaftesten Männer, ihr sollt euch nicht schämen, um Brot zu
bitten, weil auch Christus der Herr von der Samariterin Wasser zum Trinken 10
erbeten hat. Fürchtet euch nicht, Bettler genannt zu werden oder zu sein, da
doch Christus, die Wahrheit, diese Armen heilig genannt hat. Dies bezeugen
die Schriften des Neuen und Alten Testaments.
[12] Beinahe alle Philosophen haben dies in ihren Schriften als
empfehlenswert hinterlassen, und vor allem Seneca,17 der in vielen Briefen 15
des Paulus, des Lehrers der Völker, empfohlen wird. Dieser äußerst
berühmte Mann sagt also dasselbe: „Es gibt nichts Großes in den
menschlichen Dingen außer dem Geist, der Herrschaft geringschätzt.“ „Dem
Mangel fehlen kleine Dinge, der Habsucht alle.“ „Am ruhigsten würden die
Menschen leben, wenn sie zwei Worte tilgten: ,mein‘ und ,dein‘.“ „Gewiss 20
ist also am glücklichsten, wer es nicht nötig hat, sein Glück zu nutzen und
am mächtigsten, wer sich selbst in der Gewalt hat.“ „Habsucht hat Armut
mit sich gebracht, und indem sie Vieles begehrte, hat sie alles
zugrundegerichtet.“ „Ohne einen Feind wird Feindseliges ertragen, und für
die Ursachen des Verderbens findet sich, wenn andere fehlen, allzu großes 25
i(,Die dominikanischen Statuten des 13. Jahrhunderts schrieben das Tragen einer gegürteten
Wolltunika vor; darüber waren ein Skapulier und ein schwarzer Mantel zu tragen. S. dazu
ausführlich SlEGWART, Origine et symbolisme. | Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65
n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1-
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den unverhüllten Körper einen harten Strick über den Hüften, ein wollenes
Gewand auf der Reise zu Fuß, das getränkt von viel Schweiß ist, weil sie
entschieden haben, ohne jedwede Besitz- und Eigentümer zu leben.16 O
welcher Art und wie groß ist die Mühe, die den Minderbrüdern zusetzt, die
täglich ihr Brot erbitten müssen! Alle Predigerbrüder aber müssen im 5
Allgemeinen nach dem Monat August Lebensmittel erbitten, damit sie für
die übrige Zeit das notwendige Brot haben und ihr Studium nicht behindert
wird oder aufhört.
[11] O ihr standhaftesten Männer, ihr sollt euch nicht schämen, um Brot zu
bitten, weil auch Christus der Herr von der Samariterin Wasser zum Trinken 10
erbeten hat. Fürchtet euch nicht, Bettler genannt zu werden oder zu sein, da
doch Christus, die Wahrheit, diese Armen heilig genannt hat. Dies bezeugen
die Schriften des Neuen und Alten Testaments.
[12] Beinahe alle Philosophen haben dies in ihren Schriften als
empfehlenswert hinterlassen, und vor allem Seneca,17 der in vielen Briefen 15
des Paulus, des Lehrers der Völker, empfohlen wird. Dieser äußerst
berühmte Mann sagt also dasselbe: „Es gibt nichts Großes in den
menschlichen Dingen außer dem Geist, der Herrschaft geringschätzt.“ „Dem
Mangel fehlen kleine Dinge, der Habsucht alle.“ „Am ruhigsten würden die
Menschen leben, wenn sie zwei Worte tilgten: ,mein‘ und ,dein‘.“ „Gewiss 20
ist also am glücklichsten, wer es nicht nötig hat, sein Glück zu nutzen und
am mächtigsten, wer sich selbst in der Gewalt hat.“ „Habsucht hat Armut
mit sich gebracht, und indem sie Vieles begehrte, hat sie alles
zugrundegerichtet.“ „Ohne einen Feind wird Feindseliges ertragen, und für
die Ursachen des Verderbens findet sich, wenn andere fehlen, allzu großes 25
i(,Die dominikanischen Statuten des 13. Jahrhunderts schrieben das Tragen einer gegürteten
Wolltunika vor; darüber waren ein Skapulier und ein schwarzer Mantel zu tragen. S. dazu
ausführlich SlEGWART, Origine et symbolisme. | Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65
n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1-