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BUA 11,10
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[31] Der bedeutendste Grund aber für die Missgunst bei den oben genannten
Magistern und anderen Säkularklerikem war, dass die Brüder in Paris mehr
und fast alle gelehrtere Hörer in den Schulen hatten und beim Unterricht
hervorragten. Sie sahen nämlich, dass die weltlichen Lehrer wie Männer von
Reichtum in Schlaf versanken und ihre Tage auf ihren Gütern zubrachten. 5
Und weil sie am Abend von einer Menge an Speisen und Getränken
begraben wurden und später nicht wachen oder studieren konnten und
dadurch nichts in ihren Händen fanden, was sie vorzeigen konnten, richteten
sie am folgenden Tag, obwohl ihre Hörer eng zusammengedrängt waren,
einen Feiertag ein; und so wurden die Kleriker, weil sie bedauerten, ihr Geld 10
sinnlos zu verschwenden, durch unpassende Feiertage ihres gewünschten
Studiums beraubt. „Von der größeren Bürde des Körpers nämlich wird“,
wie Seneca48 sagt, „der Geist erdrückt und ist weniger beweglich.“ „Und
schließlich wird durch die Menge an Speisen der Einfallsreichtum
behindert.“ „Es ist nämlich erstaunlich, wenn etwas von einem Mann, der 15
der Weichheit anhängt, entschlossen gesagt wird.“ Die wie arme Männer
durch große Enthaltsamkeit gestärkten Prediger- oder Minderbrüder konnten
aber wachen und studieren und entsprechend erlangen, was für die Hörer
würdig ist. Es war die Gelegenheit zum Schlaf, die bei den
Säkularmagistern gemäß dem allgemeinen Sprichwort ,als Schuh den Fuß 20
einengf. Solchen ruft Seneca einleuchtend entgegen, indem er das Laster
der Neider ausschließt: „Du sollst ertragen, nicht tadeln, was du nicht
ändern kannst.“ Aber je größer die Güter der glücklichen Menschen sind,
desto größer ist die Trübsal der Neider. Und so sagt man gemäß ihm: „Dass
doch die Augen der Neider in allen Städten sind, damit sie vom Glück aller 25
gequält werden.“
Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), s. Anm. 17.
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[31] Der bedeutendste Grund aber für die Missgunst bei den oben genannten
Magistern und anderen Säkularklerikem war, dass die Brüder in Paris mehr
und fast alle gelehrtere Hörer in den Schulen hatten und beim Unterricht
hervorragten. Sie sahen nämlich, dass die weltlichen Lehrer wie Männer von
Reichtum in Schlaf versanken und ihre Tage auf ihren Gütern zubrachten. 5
Und weil sie am Abend von einer Menge an Speisen und Getränken
begraben wurden und später nicht wachen oder studieren konnten und
dadurch nichts in ihren Händen fanden, was sie vorzeigen konnten, richteten
sie am folgenden Tag, obwohl ihre Hörer eng zusammengedrängt waren,
einen Feiertag ein; und so wurden die Kleriker, weil sie bedauerten, ihr Geld 10
sinnlos zu verschwenden, durch unpassende Feiertage ihres gewünschten
Studiums beraubt. „Von der größeren Bürde des Körpers nämlich wird“,
wie Seneca48 sagt, „der Geist erdrückt und ist weniger beweglich.“ „Und
schließlich wird durch die Menge an Speisen der Einfallsreichtum
behindert.“ „Es ist nämlich erstaunlich, wenn etwas von einem Mann, der 15
der Weichheit anhängt, entschlossen gesagt wird.“ Die wie arme Männer
durch große Enthaltsamkeit gestärkten Prediger- oder Minderbrüder konnten
aber wachen und studieren und entsprechend erlangen, was für die Hörer
würdig ist. Es war die Gelegenheit zum Schlaf, die bei den
Säkularmagistern gemäß dem allgemeinen Sprichwort ,als Schuh den Fuß 20
einengf. Solchen ruft Seneca einleuchtend entgegen, indem er das Laster
der Neider ausschließt: „Du sollst ertragen, nicht tadeln, was du nicht
ändern kannst.“ Aber je größer die Güter der glücklichen Menschen sind,
desto größer ist die Trübsal der Neider. Und so sagt man gemäß ihm: „Dass
doch die Augen der Neider in allen Städten sind, damit sie vom Glück aller 25
gequält werden.“
Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), s. Anm. 17.