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BUA 11,30
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nachdem er unachtsam Batseba angesehen hatte, von den Augen in Besitz
genommen wurde und neben dem Ehebruch das Verbrechen des Verrats und
des Totschlags beging. Und deswegen betete er besorgt im Psalm: „Wende
meine Augen ab, damit sie nicht nach leerem Schein sehen.“
[29] Im Gebiet von Schwaben, das in Deutschland liegt, gab es, wie ich 5
unlängst von Bruder Walther gehört habe, den ich bereits oben angeführt
habe,17 eine gewisse höchst fromme Frau und wunderschöne Adelige, die
wegen ihres Körpers unter allen Frauen in ihrer Heimat sehr beachtet war.
Als viele Adelige und Mächtige häufiger zusammenkamen, um sie zu sehen,
war jene wegen derartiger Besuche ernstlich beunruhigt, den neugierig 10
Schauenden Gelegenheit zum Anstoß zu verursachen, weil dem Philosophen
zufolge „unter großer Gefahr bewahrt wird, was vielen gefällt.“ Einmal
betrat sie alleine ihre Kapelle und sagte, nachdem sie Tränen vergossen
hatte, zu Gott: „Ich sehe, Jesus Christus, dass mir aus dem Körper, mit dem
du mich umgeben hast, Gefahr droht. Magst du auch meine Seele kräftig 15
gefestigt haben, damit ich durch keinerlei unnützen Schein bewegt werde, so
furchte ich dennoch nicht wenig, dass ich den Schwachen einen Grund
geben kann, bis zu einem gewissen Grad durch die Begierde der
Versuchungen angetrieben zu werden. Ich bitte dich also, barmherzigster
Vater und Herr, dass du meine Gestalt in solche Hässlichkeit verwandelst, 20
damit die Hässlichkeit meines elenden Körpers mir eher zum Schrecken
gereiche als meine Schönheit zur Ehre.“ Als sie dies gesagt hatte, schwand
ihr Gesicht sofort in der hässlichsten Lepra dahin, Pusteln brachen aus, die
Augen schwollen zu, ihr zerfetzter Mund stand unschicklich offen und
durch eine Missbildung wurde ihre Nase buckelig geformt - sie hatte ein 25
vollkommen fremdes Gesicht. Als jene wenig später heraustrat, kam ihr
Mann, und weil er sie nur ihrem Aussehen nach kaum erkannte, fragte er, ob
sie selbst es sei. Als sie sagte: „Ich bin es“, erschrak jener zutiefst, und als
ihr Gefolge sie sah, brachen alle zugleich in Wehklagen aus und wunderten
sich besonders, was ihrer Herrin so plötzlich geschehen war. Von ihren 30
bestürzten Eltern, all ihren Bekannten und Freunden wurde deshalb ein Arzt
^Offenbar Walther von Meisenburg OP, Prior des Trierer Dominikanerkonvents und Berater
der Yolanda von Vianden (ca. 1231-1283). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
11,10,17.
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nachdem er unachtsam Batseba angesehen hatte, von den Augen in Besitz
genommen wurde und neben dem Ehebruch das Verbrechen des Verrats und
des Totschlags beging. Und deswegen betete er besorgt im Psalm: „Wende
meine Augen ab, damit sie nicht nach leerem Schein sehen.“
[29] Im Gebiet von Schwaben, das in Deutschland liegt, gab es, wie ich 5
unlängst von Bruder Walther gehört habe, den ich bereits oben angeführt
habe,17 eine gewisse höchst fromme Frau und wunderschöne Adelige, die
wegen ihres Körpers unter allen Frauen in ihrer Heimat sehr beachtet war.
Als viele Adelige und Mächtige häufiger zusammenkamen, um sie zu sehen,
war jene wegen derartiger Besuche ernstlich beunruhigt, den neugierig 10
Schauenden Gelegenheit zum Anstoß zu verursachen, weil dem Philosophen
zufolge „unter großer Gefahr bewahrt wird, was vielen gefällt.“ Einmal
betrat sie alleine ihre Kapelle und sagte, nachdem sie Tränen vergossen
hatte, zu Gott: „Ich sehe, Jesus Christus, dass mir aus dem Körper, mit dem
du mich umgeben hast, Gefahr droht. Magst du auch meine Seele kräftig 15
gefestigt haben, damit ich durch keinerlei unnützen Schein bewegt werde, so
furchte ich dennoch nicht wenig, dass ich den Schwachen einen Grund
geben kann, bis zu einem gewissen Grad durch die Begierde der
Versuchungen angetrieben zu werden. Ich bitte dich also, barmherzigster
Vater und Herr, dass du meine Gestalt in solche Hässlichkeit verwandelst, 20
damit die Hässlichkeit meines elenden Körpers mir eher zum Schrecken
gereiche als meine Schönheit zur Ehre.“ Als sie dies gesagt hatte, schwand
ihr Gesicht sofort in der hässlichsten Lepra dahin, Pusteln brachen aus, die
Augen schwollen zu, ihr zerfetzter Mund stand unschicklich offen und
durch eine Missbildung wurde ihre Nase buckelig geformt - sie hatte ein 25
vollkommen fremdes Gesicht. Als jene wenig später heraustrat, kam ihr
Mann, und weil er sie nur ihrem Aussehen nach kaum erkannte, fragte er, ob
sie selbst es sei. Als sie sagte: „Ich bin es“, erschrak jener zutiefst, und als
ihr Gefolge sie sah, brachen alle zugleich in Wehklagen aus und wunderten
sich besonders, was ihrer Herrin so plötzlich geschehen war. Von ihren 30
bestürzten Eltern, all ihren Bekannten und Freunden wurde deshalb ein Arzt
^Offenbar Walther von Meisenburg OP, Prior des Trierer Dominikanerkonvents und Berater
der Yolanda von Vianden (ca. 1231-1283). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
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