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BUA 11,53
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zuvor gesprochen habe. Ihm aber folgte sein Bruder und man glaubt, er habe
an demselben Ort ein glückliches Leben geführt. Auf Beschluss des Rates
der Stadtbevölkerung wurde der heilige Leib in die Kirche der
Predigerbrüder überführt und mit angemessener Verehrung hinter dem Altar
platziert.9 Ich habe mich später einer Chronik dieser Zeit zugewendet und 5
über diese beiden Brüder geschrieben gefunden, dass diese hochheiligen
Männer unter Chlodwig, dem König der Franken,10 in hohem Ansehen
standen. Ich glaube aber vorbehaltlich eines besseren Urteils, dass der
würdige und heilige Theodulf als Zeichen seiner unversehrten
Jungfräulichkeit im Fleisch auch den Ruhm der Unversehrtheit seines 10
Körpers erhalten hat. Daher heißt es im Buch der Weisheit: „Die Reinheit
sorgt dafür, dass man Gott ganz nah ist.“ „Gerechtigkeit ist nämlich ewig“
und unsterblich, die Ungerechtigkeit des Todes aber ist ein Verdienst. „Gott
|| ist wunderbar in seinen Heiligen“ || und in seiner Erhabenheit; er macht auch
unsere Asche in der Gegenwart so herrlich, dass wir mit ganzem Herzen und 15
voll Zuversicht darin auf den Ruhm einer künftigen Auferstehung hoffen
können. Wir haben gesehen, dass in ähnlicher Weise die meisten Leichname
der unschuldigen Heiligen, die unter Herodes11 gelitten hatten, unversehrt
geblieben sind.
[3] Wie sehr und warum wir aber die Leichname von Heiligen verehren, 20
erklärt der hochheilige Augustinus12 in seinem „Buch über den
Gottes Staat“,13 indem er sagt: „O wie verehrungswürdig sind die Leichname
verstorbener Heiliger. Wenn nämlich Söhnen die väterliche Kleidung und
der Ring schon ziemlich teuer sind, haben sie dann nicht eine umso größere
Zuneigung gegenüber den elterlichen und noch viel mehr gegenüber den 25
Leichnamen der Heiligen, derer sich der Heilige Geist würdiger, vertrauter
9Kirche der Dominikaner in Trier, erbaut wohl ab 1240. Die Dominikaner waren ab den frühen
1220er Jahren in Trier präsent, der dortige Konvent wurde spätestens 1235 gegründet. S. hierzu
SCHMIDT, Bettelorden in Trier, S. 28-32. | wChlodwig I. (466-511), König der Franken und
Begründer des fränkischen Großreiches. Aus der Fülle der Literatur zu seinem Leben und
Wirken sei für eine konzise Analyse verwiesen auf BECHER, Chlodwig I. | 11 Hemdes „der
Große" (ca. 73 v. Chr-4 v. Chr), römischer Klientelkönig in Judäa, Galiläa und Samaria. S.
BäLTRUSCH, Hemdes, S. 348-353. | 12Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | 13De civitate Dei,
umfangreichstes Werk des hl. Augustinus (s. Anm. 1), verfasst zwischen 413 und 427. S. für
weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,21,1.
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zuvor gesprochen habe. Ihm aber folgte sein Bruder und man glaubt, er habe
an demselben Ort ein glückliches Leben geführt. Auf Beschluss des Rates
der Stadtbevölkerung wurde der heilige Leib in die Kirche der
Predigerbrüder überführt und mit angemessener Verehrung hinter dem Altar
platziert.9 Ich habe mich später einer Chronik dieser Zeit zugewendet und 5
über diese beiden Brüder geschrieben gefunden, dass diese hochheiligen
Männer unter Chlodwig, dem König der Franken,10 in hohem Ansehen
standen. Ich glaube aber vorbehaltlich eines besseren Urteils, dass der
würdige und heilige Theodulf als Zeichen seiner unversehrten
Jungfräulichkeit im Fleisch auch den Ruhm der Unversehrtheit seines 10
Körpers erhalten hat. Daher heißt es im Buch der Weisheit: „Die Reinheit
sorgt dafür, dass man Gott ganz nah ist.“ „Gerechtigkeit ist nämlich ewig“
und unsterblich, die Ungerechtigkeit des Todes aber ist ein Verdienst. „Gott
|| ist wunderbar in seinen Heiligen“ || und in seiner Erhabenheit; er macht auch
unsere Asche in der Gegenwart so herrlich, dass wir mit ganzem Herzen und 15
voll Zuversicht darin auf den Ruhm einer künftigen Auferstehung hoffen
können. Wir haben gesehen, dass in ähnlicher Weise die meisten Leichname
der unschuldigen Heiligen, die unter Herodes11 gelitten hatten, unversehrt
geblieben sind.
[3] Wie sehr und warum wir aber die Leichname von Heiligen verehren, 20
erklärt der hochheilige Augustinus12 in seinem „Buch über den
Gottes Staat“,13 indem er sagt: „O wie verehrungswürdig sind die Leichname
verstorbener Heiliger. Wenn nämlich Söhnen die väterliche Kleidung und
der Ring schon ziemlich teuer sind, haben sie dann nicht eine umso größere
Zuneigung gegenüber den elterlichen und noch viel mehr gegenüber den 25
Leichnamen der Heiligen, derer sich der Heilige Geist würdiger, vertrauter
9Kirche der Dominikaner in Trier, erbaut wohl ab 1240. Die Dominikaner waren ab den frühen
1220er Jahren in Trier präsent, der dortige Konvent wurde spätestens 1235 gegründet. S. hierzu
SCHMIDT, Bettelorden in Trier, S. 28-32. | wChlodwig I. (466-511), König der Franken und
Begründer des fränkischen Großreiches. Aus der Fülle der Literatur zu seinem Leben und
Wirken sei für eine konzise Analyse verwiesen auf BECHER, Chlodwig I. | 11 Hemdes „der
Große" (ca. 73 v. Chr-4 v. Chr), römischer Klientelkönig in Judäa, Galiläa und Samaria. S.
BäLTRUSCH, Hemdes, S. 348-353. | 12Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | 13De civitate Dei,
umfangreichstes Werk des hl. Augustinus (s. Anm. 1), verfasst zwischen 413 und 427. S. für
weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,21,1.