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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0994
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BUA 11,54
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von Oignies gehört hat.21 Jene höchst heilige Frau, deren Leben der
ehrwürdige Jakob, der einst Bischof von Akkon und später Kardinal an der
Römischen Kurie war, in besonnener Sprache zusammengetragen hat,22
„fühlte mit den Seelen, welche im Fegefeuer gequält wurden, sehr mit. Auch
über die Seele ihrer verstorbenen Mutter wurde sie im Geist heftig erregt; 5
dies aber kam vom Fleisch, wie es bald zum Vorschein kommen wird. Sie
hoffte nämlich, dass diese zwar wegen der Almosen und der gewissen
ehrbaren Lebensweise, durch welche sie selbst unter den Weltlichen auch
als Weltliche gelebt hatte, erlöst werden könne, dennoch aber gleichsam
durch das Feuer. Freilich hegte sie darüber einen Zweifel und fürchtete sich, 10
weil viele Urteile Gottes von großer Unermesslichkeit sind, und sie bat den
Herrn, dass er sie für würdig erachte, ihr Gewissheit zurückzugeben.
Als sie viele Tränen darüber vergoss, geschah es eines gewissen Tages, dass
Maria zur Messe in der Kirche gleichsam zu den Füßen des Herrn neben
dem Altar saß, und sie, von Erschrecken aufgewühlt, bei sich einen finsteren 15
Geist stehen sah. Als sie bald durch das Zeichen des Kreuzes die Furcht in
die Flucht geschlagen hatte, fragte sie kühn, wer er sei. Und der Geist sagte:
,Ich bin deine Mutter/ Zu ihr sagte jene: ,Wie ist dir zumute, Mutter?‘
Daraufhin antwortete jene: , Schlecht. Deine Bitten konnten mir nicht helfen,
weil mich, da ich nämlich auf ewig verdammt bin, die Schranken der 20
Unterwelt festhalten/ Bald antwortete die Tochter mit großem Seufzen:
,Ach Mutter, was ist der Grund für deine Verdammnis? ‘ Jene antwortete
ihr: ,Ich wurde aufgezogen und habe von Gütern gelebt, die durch
ungerechte Waren und Zinsen erworben wurden, und obwohl ich von
diesem Übel wusste, habe ich weder dafür gesorgt, dass das Erworbene 25
wieder zurückgegeben wird, noch wollte ich mich dem zuwenden, was in
meinem Haus von den mir Untergebenen gegen Gott getan wurde;
stattdessen habe ich Elende, nachdem ich die marternden Wege der Welt
betreten hatte, unwürdig angeordnet, den Spuren meiner Vorfahren
auszuweichen. Ich habe es verschmäht, dass du diese Dinge und alle meine 30
Übel klar darlegst, und habe nichts bereut; und indem ich das so fruchtlose
Maria von Oignies (1177-1213), Brabanter Mystikerin und Religiose ohne Zugehörigkeit zu
einem Orden, die für ihre enthaltsame und heiligmäßige Lebensführung verehrt wurde. S. für
weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,9,8. | Jakob von Vitry (1160 70-1240),
Regularkanoniker und Kreuzzugsprediger, seit 1216 Bischof von Akkon, seit 1228
Kardinalbischof von Tusculum. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog. S.
außerdem VON DER OSTEN-SACKEN, Jakob von Vitrys „Vita Mariae Oigniacensis“, S. 132, zur
folgenden Passage, die Thomas beinahe wörtlich seinem eigenen Supplementum zur Vita der
Maria von Oignies entnahm.
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BUA 11,54
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von Oignies gehört hat.21 Jene höchst heilige Frau, deren Leben der
ehrwürdige Jakob, der einst Bischof von Akkon und später Kardinal an der
Römischen Kurie war, in besonnener Sprache zusammengetragen hat,22
„fühlte mit den Seelen, welche im Fegefeuer gequält wurden, sehr mit. Auch
über die Seele ihrer verstorbenen Mutter wurde sie im Geist heftig erregt; 5
dies aber kam vom Fleisch, wie es bald zum Vorschein kommen wird. Sie
hoffte nämlich, dass diese zwar wegen der Almosen und der gewissen
ehrbaren Lebensweise, durch welche sie selbst unter den Weltlichen auch
als Weltliche gelebt hatte, erlöst werden könne, dennoch aber gleichsam
durch das Feuer. Freilich hegte sie darüber einen Zweifel und fürchtete sich, 10
weil viele Urteile Gottes von großer Unermesslichkeit sind, und sie bat den
Herrn, dass er sie für würdig erachte, ihr Gewissheit zurückzugeben.
Als sie viele Tränen darüber vergoss, geschah es eines gewissen Tages, dass
Maria zur Messe in der Kirche gleichsam zu den Füßen des Herrn neben
dem Altar saß, und sie, von Erschrecken aufgewühlt, bei sich einen finsteren 15
Geist stehen sah. Als sie bald durch das Zeichen des Kreuzes die Furcht in
die Flucht geschlagen hatte, fragte sie kühn, wer er sei. Und der Geist sagte:
,Ich bin deine Mutter/ Zu ihr sagte jene: ,Wie ist dir zumute, Mutter?‘
Daraufhin antwortete jene: , Schlecht. Deine Bitten konnten mir nicht helfen,
weil mich, da ich nämlich auf ewig verdammt bin, die Schranken der 20
Unterwelt festhalten/ Bald antwortete die Tochter mit großem Seufzen:
,Ach Mutter, was ist der Grund für deine Verdammnis? ‘ Jene antwortete
ihr: ,Ich wurde aufgezogen und habe von Gütern gelebt, die durch
ungerechte Waren und Zinsen erworben wurden, und obwohl ich von
diesem Übel wusste, habe ich weder dafür gesorgt, dass das Erworbene 25
wieder zurückgegeben wird, noch wollte ich mich dem zuwenden, was in
meinem Haus von den mir Untergebenen gegen Gott getan wurde;
stattdessen habe ich Elende, nachdem ich die marternden Wege der Welt
betreten hatte, unwürdig angeordnet, den Spuren meiner Vorfahren
auszuweichen. Ich habe es verschmäht, dass du diese Dinge und alle meine 30
Übel klar darlegst, und habe nichts bereut; und indem ich das so fruchtlose
Maria von Oignies (1177-1213), Brabanter Mystikerin und Religiose ohne Zugehörigkeit zu
einem Orden, die für ihre enthaltsame und heiligmäßige Lebensführung verehrt wurde. S. für
weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,9,8. | Jakob von Vitry (1160 70-1240),
Regularkanoniker und Kreuzzugsprediger, seit 1216 Bischof von Akkon, seit 1228
Kardinalbischof von Tusculum. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog. S.
außerdem VON DER OSTEN-SACKEN, Jakob von Vitrys „Vita Mariae Oigniacensis“, S. 132, zur
folgenden Passage, die Thomas beinahe wörtlich seinem eigenen Supplementum zur Vita der
Maria von Oignies entnahm.