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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0043
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Einleitung

Mit dem Domkapitel vergleichbar war, was die Exklusivität anbelangt, die um 700 gegründete Abtei St.
Stephan, die sich schon früh zu einem der Versorgung adeliger Töchter dienenden Damenstift entwickelt
hatte. Ein Teil des Konvents von St. Stephan schloß sich der Reformation an. Die Äbtissinnen blieben
jedoch beim alten Glauben und setzten der Einflußnahme der Stadt Widerstand entgegen. Wegen der
Gefangennahme der Äbtissin Adelheid von Andlau verhängte das Reichskammergericht 1540 ein Straf-
mandat gegen Straßburg. Ruhe trat erst ein, als Adelheid 1545 gegen eine Pension auf die Abtei verzichtete
und mit Margaretha von Landsberg eine evangelische Äbtissin gewählt wurde. St. Stephan entwickelte sich
danach zu einem evangelischen Frauenstift für Töchter überwiegend aus Straßburger Familien38.
Mit Ausnahme des bereits im 10. Jh. gegründeten und 1143 durch Bischof Burkhardt I. in ein Augu-
stiner-Chorherrenstift umgewandelten St. Arbogast gingen die meisten Klöster in Straßburg aus der Bet-
telordensbewegung des 13. Jh. hervor. Die Franziskaner siedelten sich 1222 in Straßburg an; zwei Jahre
später folgten die Dominikaner. Beide richteten in den Straßburger Konventen ein Ordensstudium ein. Die
Augustinereremiten gründeten 1265 eine Niederlassung in Straßburg. In das frühe 14. Jh. fällt die Ent-
stehung des Karmelitenklosters. Neben diesen häufig in mittelalterlichen Städten vertretenen Orden gab es
noch einen Konvent der Wilhelmiten, der auf eine Stiftung des Ritters Heinrich von Müllenheim zurück-
ging39.
Vom Erfolg der Bettelordensbewegung zeugen auch die zahlreichen Gründungen von Frauenkonventen
im 13. Jh. In Straßburg entstanden innerhalb von nur drei Jahrzehnten insgesamt sieben Dominikanerin-
nenklöster (St. Marx, St. Johannes in undis, St. Nikolaus in undis, St. Agnes, St. Margaretha, St. Elisabeth
und St. Katharina40). Hinzu kamen die beiden Konvente der Franziskanerinnen St. Clara am Roßmarkt
und St. Clara auf dem Wöhrd sowie das Reuerinnenkloster St. Magdalena41.
Viele der genannten Konvente lösten sich nur wenige Jahre nach Beginn der Reformation von selbst auf,
weil Mönche und Nonnen das Kloster verließen. In der Regel wurden sie mit einer Pension aus den Gefällen
des Klosters abgefunden. Um den Prozeß der Auflösung zu beschleunigen, untersagte der Magistrat die
Neuaufnahme von Novizen. Von den Franziskanern hatten 1524 schon die meisten Brüder das Kloster
verlassen; die Verbliebenen erklärten sich mit der Inventarisierung der Klostergüter durch den Rat einver-
standen. Fünf Jahre später wurden die Gebäude abgerissen. Auch bei den Dominikanern waren 1524 bereits
viele Mönche ausgetreten. Der Rest des Konvents übertrug der Stadt gegen die Zusicherung der Versorgung
1530 das Kloster und seine Besitzungen. Im Dominikanerkloster wurden 1535 das neu errichtete Collegium
Praedicatorum (s. Nr. 20) und 1538 das Gymnasium illustre untergebracht. Im gleichen Jahr wie die Domi-
nikaner übergaben auch die Augustiner-Chorherren von St. Arbogast ihr Haus und seine Gefälle dem Rat.
Die Gebäude des an der I11 nahe der Stadtmauer gelegenen Klosters wurden aus militärischen Gründen
abgerissen. Bei den Wilhelmiten kam es im März 1533 zur Übergabe; die Klostergebäude wurden für ein
weiteres Studienkolleg, das Collegium Wilhelmitanum, verwendet. Die letzten, die ihr Kloster der Stadt zur
Verfügung stellten, waren 1538 die Karmeliten42. Von den Frauenklöstern lösten sich die beiden Konvente
der Franziskanerinnen St. Clara am Roßmarkt und St. Clara auf dem Wöhrd sowie die der Dominikane-
rinnen von St. Katharina und St. Marx bis 1530 auf43. Dagegen widersetzten sich die Nonnen der beiden
Dominikanerinnenklöster von St. Margaretha und Agnes und von St. Nicolaus in undis sowie die Reuerin-
nen von St. Magdalena erfolgreich der Aufhebung ihrer Konvente (s. Nr. 40).

38 Vgl. Hahn, Katholische Kirche, S. 98-105; Schelp,
Reformationsprozesse, S. 102-171.
39 Vgl. Pfleger, Kirchengeschichte, S. 75-85; Dollin-
ger, Emancipation, S. 62-67; Rüther, Bettelorden,
passim; Turck, Dominicains, passim.
40 Die Konvente von St. Margaretha und St. Agnes sowie

die von St. Johannes und St. Marx wurden nach den
Zerstörungen der Burgunderkriege zusammengelegt.
41 Zu den Frauenkonventen vgl. Pfleger, Kirchenge-
schichte, S. 85-91; Dollinger, Emancipation,
S. 67-69; Leonard, Nails, S. 12-37.
42 Vgl. Hahn, Katholische Kirche, S. 81- 86.
43 Vgl. Leonard, Nails, S. 59-84.

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