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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0221
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9a. Vortrag des Magistrats wegen der Abschaffung der Messe

tung des gloubens dütscher nation ein national con-
cilium, doch mit vorgehaptem rat, zu zelassenn, daß
wir mitler zitt mit abstellung der meß gedult tragen
und gegen keyserlich maiestat harinn gehorsamlich
halten wolten, und zu letst noch erzalung grosser
gnaden, domit die keyserlich maiestatt eyner statt
Straßburg geneygt, und daß auch ir maiestat nutz
gefelligs begegnet30, dann daß man sich gehorsam
bewise, daran gehangkt: |75r| Wo aber daß ir nit, und
wider keyserliche maiestat mandaten und brieff und
sin, als gesandten, credentz, gewalt und hermanung,
statt haben wolt, daß keyserliche maiestatt dahin
sampt andern stenden getrungen und verursacht
möcht werden zethun, daß ire maiestatt nye inn wil-
lens gewesen, auch nit im synn hett31.
Wyther, so hatt auch jungst, Donerstag noch Tho-
me aposteli32, daß keyserlich regiment zu Spyer ein
trefflich botschafft by uns geheptt, die do fruntlich
gebotten und begert, die meß nit abzuthun, dann
keyserlicher maiestatt, auch curfursten, fursten und
andern stenden keyns wegs gezymen oder gebüren
wolt, solhe alte hargebrochte cristliche ordnungen
zeendern oder inn ein andern stand zubringen dann
mit eynem general concilium oder national versam-
lung, der hoffnung, wir wurden ouch desselbigen
herwarten und wyther endrung nit gebruchen. So
aber wir vermeynten, daß concilium wurd sich ver-

Im Mai 1527 postulierte ihn das Hildesheimer Domka-
pitel zum Bischof; am 1. Februar 1528 nahm Merklin die
Wahl an. Ebenfalls 1527 nominierte ihn das Konstanzer
Domkapitel als Nachfolger für Hugo von Hohenlanden-
berg. Nach der Resignation Hohenlandenbergs bestätig-
te Papst Clemens VII. Merklin als Bischof von Kon-
stanz und bestellte ihn zum Administrator des Bistums
Hildesheim. Vgl. Gatz, Bischöfe, S. 469f.
30 Keinen größeren Gefallen erweisen könne, s. FWb 3,
Sp. 556.
31 Zu den Verhandlungen zwischen dem kaiserlichen Ge-
sandten Balthasar Merklin und dem Straßburger Rat
vom 29. Juni bis 2. Juli 1528 s. das Protokoll des Stadt-
schreibers Peter Butz in Politische Correspondenz 1,
Nr. 530, S. 299-303. Zum Teil wird hier im „Vortrag“
wörtlich aus dem Protokoll zitiert. Nach den Aufzeich-
nungen von Butz hatte Merklin aber nurmehr gefordert,
bis zu einer Nationalversammlung, wu es nit besser sin

wylen, so wer ir fruntlich bitt, ernstlicher bevelh,
gesynnen und begeren, still zu ston bitz uff nechsten
rychstag, so inn der kurtze sin wurd33. Hetten wir
dann etwaß mangell, daß mochten wir dem commis-
sarien anzeugen, do wurd on zwyfel geburend be-
scheydt34 gefallen. Dann ob man sich schon uff den
abscheydt des rychs tag zu Spyr nechst vergangen
lenden35 wolt, so gebe auch der selbig nit zu, solhe
endrung furzunemmen, dann wir der personen, so
die sach belangt, oberkeyt nit werend36. Zu dem so
wer auch im selbigen abscheydt ain artickel, daß ein
jeder stand den andern bitz uffs general concilium
oder national versamlung bliben, und so jemants
mangel gegen dem andern hett, der solt sich orde-
lichs rechten gebruchen37. Dwyl dan auch im rech-
ten verordnet, waß durch gemayne cristenhayt
uffgesetzt, daß sollichs durch sonder oberkeyt nit
abgethon werden soll, und dan auch, so man also
furfuret, daß sollichs fur ein tätliche handlung ge-
achtet und treffenlicher keyserlicher maiestatt, |75v|
als unserer von Gott uffgesatzten oberkeyt, dartzu
koniglicher maiestat zu Behemen etc.38, obersten
statthaltern im rych etc., zu grosser ungnad raychen
und uns und den unsern zu unruw und nachtheyl
kommen möcht, es müßt auch ein keyserlich regi-
ment ein sollichs der keyserlichen maiestat irer
pflicht noch zu schryben und dorneben zugeherende
mittel gebruchen, so man lieber verhuten und umb-

mocht, das heilig ampt im Munster solt lossen pliben, ob
man schon die andern drig [also in den drei Stiften St.
Thomas, Alt und Jung St. Peter] hinweg thun wolt.
32 Am 24. Dezember 1528.
33 Kaiser Karl V. berief den Reichstag für den 1. März
1529 nach Speyer ein.
34 Entscheidung, s. FWb 3, Sp. 1634f.
35 Sich stützen, s. FWb 9, Sp. 959.
36 Gemeint sind die Geistlichen der genannten Stifte.
37 Im Abschied des Speyerer Reichstages vom 27. August
1526 war die Durchführung des Wormser Edikts den ein-
zelnen Reichsständen übertragen worden. Diese gelob-
ten, bis zur Einberufung eines Nationalkonzils sich so zu
verhalten, wie ein jeder solches gegen Gott und kayserl.
majestät hoffet und vertraut zu verantworten. Zitiert nach
TRE 28, S. 461.
38 Ferdinand I., seit 1526 König von Böhmen.

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