Straßburg
10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung“a
25. August 1529
Constitution und Satzung eins loblichen Raths der fryen statt Straßpurg, Wie das Gotslestern, Fluchen,
Spielen, zu- und volltringken, der Eebruch, Nodtzug, Jungkfrawen schwechen, Hurerey und Coplerey
in irer Statt und Oberkeit gestrafft werden soll.
MDXXIX.
[Wappen der Stadt Straßburg]
|A 2r| Wir, Peter Elnhartb1, der Meister und der
Rath zu Straßburg, Thun kundt: Wiewol wir ver-
gangne Jor mer mol die schweren laster und miß-
handlung des Gotslesterns, Schwerens, Vortheili-
gen2 und Eigennützigen Spilens, darzu des zu- oder
voltrinckens, auch den Eebruch, Hureri und Kupleri
ernstlich durch unsere offene ußgangne mandaten
verpotten3 und demnach uns versehen4, es solt
meniglich gedachtem gebot nit allein als von der
Oberkeit zu erhaltung gemeins fridens, Erbarer pol-
lici und wesens angesehen und bekant, Sonder auch
dem heiligen wort Gottes, dweil das selbig täglich
und offenbar wider der gleichen laster gepredigt
wurt, gehorsamlich erschynen sin, Dweil aber solchs
bitzhär nit beschehen, sonder ye lenger ye mehr in-
gerissen, Dardurch Got, der almechtig, und sein hei-
liges wort geschmecht, vil menschen geergert, So
sind wir die vorauß gangne Mandaten nachfolgen-
der maß zu erneüern, zu erlütern und die offenlich
zu verkünden, vorerzeltem ubel vorzusin, verur-
sacht und bewegt worden, Nemlich und zum ersten:
[1.] Gotslesterung, Schwür und flüch belangen
Welcher hinfür, Er sei Geistlich oder Weltlich, Hoch
oder nider stands, frembd oder heimsch, mann oder
Fraw, Jung oder alt, nyemants außgenommen, In
diser Stat und irer Oberkeit By Gottes crafft,
macht, almechtigkeit oder by unsers lieben Herren
und erlösers Jesu Christi Sacrament, Marter, Ley-
den, Wunden, Fleisch, Blut oder der gleichen böß
ungepürliche schwür oder flüch thun wurde, Der
gleichen, welche auch Got, den Almechtigen, oder
a Textvorlage A (Druck als Heft): AMS 1 AST 84, Nr. 10.
Textvorlage B (Druck als Plakat): AMS 1 MR 3, Bl. 163
(alte Zählung), S. 265 (neue Zählung). Der Text wurde
auch in die Disziplinarordnung von 1535, Bl. D 1r - F 3r
(Titel dort im Inhaltsverzeichnis: Mandat oder Consti-
tution, das alle unzucht, Als Eebruch, zutrincken, Spie-
len, sampt andern lastern zuvermeyden seyen) und in
Saladin, Chronik, S. 315-325 aufgenommen. Abdruck:
Röhrich, Mittheilungen 1, S. 265-281 (nach der Dis-
ziplinarordnung).
b Disziplinarordnung: Elhart.
1 Peter Ellenhart (Elnhart), † 17. September 1533 als letz-
sein heiliges wort, das Hochwürdig Sacrament des
leibs und bluts unsers Herren Jesu Christi, wie das
im nachtmal Christlichen gehandelt, Dergleichen
den Tauff, die außerwelt, gebenedyete Junckfraw
Maria, die geliebten heiligen Gottes lestern, schen-
den, schmehen oder verachten wurden, Den oder
|A 2v| die selbigen wöllen wir ye der geschicht5 nach
so an irem leben, leib, eer oder gut straffen und so-
lich straff nyemants faren lassen.
ter männlicher Vertreter der Familie, Konstofler,
1494/95 erstmals im Großen Rat vertreten, 1507-1533
Mitglied des Kollegiums der XV. In den Jahren 1517/18,
1521/22, 1524/25, 1528/29 und 1531 war Ellenhart Stett-
meister. Vgl. Hatt, Liste, S. 190f., 193-196, 198-200;
Brady, Ruling Class, Nr. XXV.
2 Habgierigen, betrügerischen, s. Grimm, DWb 26,
Sp.1741.
3 Ein Überblick über die in den zwanziger Jahren des
16. Jh. erlassenen Sittenmandate findet sich in Rott,
Magistrat, S. 68.
4 Sich versehen = erwarten.
5 Tat, Handlung, s. FWb 6, Sp. 1273f.
208
10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung“a
25. August 1529
Constitution und Satzung eins loblichen Raths der fryen statt Straßpurg, Wie das Gotslestern, Fluchen,
Spielen, zu- und volltringken, der Eebruch, Nodtzug, Jungkfrawen schwechen, Hurerey und Coplerey
in irer Statt und Oberkeit gestrafft werden soll.
MDXXIX.
[Wappen der Stadt Straßburg]
|A 2r| Wir, Peter Elnhartb1, der Meister und der
Rath zu Straßburg, Thun kundt: Wiewol wir ver-
gangne Jor mer mol die schweren laster und miß-
handlung des Gotslesterns, Schwerens, Vortheili-
gen2 und Eigennützigen Spilens, darzu des zu- oder
voltrinckens, auch den Eebruch, Hureri und Kupleri
ernstlich durch unsere offene ußgangne mandaten
verpotten3 und demnach uns versehen4, es solt
meniglich gedachtem gebot nit allein als von der
Oberkeit zu erhaltung gemeins fridens, Erbarer pol-
lici und wesens angesehen und bekant, Sonder auch
dem heiligen wort Gottes, dweil das selbig täglich
und offenbar wider der gleichen laster gepredigt
wurt, gehorsamlich erschynen sin, Dweil aber solchs
bitzhär nit beschehen, sonder ye lenger ye mehr in-
gerissen, Dardurch Got, der almechtig, und sein hei-
liges wort geschmecht, vil menschen geergert, So
sind wir die vorauß gangne Mandaten nachfolgen-
der maß zu erneüern, zu erlütern und die offenlich
zu verkünden, vorerzeltem ubel vorzusin, verur-
sacht und bewegt worden, Nemlich und zum ersten:
[1.] Gotslesterung, Schwür und flüch belangen
Welcher hinfür, Er sei Geistlich oder Weltlich, Hoch
oder nider stands, frembd oder heimsch, mann oder
Fraw, Jung oder alt, nyemants außgenommen, In
diser Stat und irer Oberkeit By Gottes crafft,
macht, almechtigkeit oder by unsers lieben Herren
und erlösers Jesu Christi Sacrament, Marter, Ley-
den, Wunden, Fleisch, Blut oder der gleichen böß
ungepürliche schwür oder flüch thun wurde, Der
gleichen, welche auch Got, den Almechtigen, oder
a Textvorlage A (Druck als Heft): AMS 1 AST 84, Nr. 10.
Textvorlage B (Druck als Plakat): AMS 1 MR 3, Bl. 163
(alte Zählung), S. 265 (neue Zählung). Der Text wurde
auch in die Disziplinarordnung von 1535, Bl. D 1r - F 3r
(Titel dort im Inhaltsverzeichnis: Mandat oder Consti-
tution, das alle unzucht, Als Eebruch, zutrincken, Spie-
len, sampt andern lastern zuvermeyden seyen) und in
Saladin, Chronik, S. 315-325 aufgenommen. Abdruck:
Röhrich, Mittheilungen 1, S. 265-281 (nach der Dis-
ziplinarordnung).
b Disziplinarordnung: Elhart.
1 Peter Ellenhart (Elnhart), † 17. September 1533 als letz-
sein heiliges wort, das Hochwürdig Sacrament des
leibs und bluts unsers Herren Jesu Christi, wie das
im nachtmal Christlichen gehandelt, Dergleichen
den Tauff, die außerwelt, gebenedyete Junckfraw
Maria, die geliebten heiligen Gottes lestern, schen-
den, schmehen oder verachten wurden, Den oder
|A 2v| die selbigen wöllen wir ye der geschicht5 nach
so an irem leben, leib, eer oder gut straffen und so-
lich straff nyemants faren lassen.
ter männlicher Vertreter der Familie, Konstofler,
1494/95 erstmals im Großen Rat vertreten, 1507-1533
Mitglied des Kollegiums der XV. In den Jahren 1517/18,
1521/22, 1524/25, 1528/29 und 1531 war Ellenhart Stett-
meister. Vgl. Hatt, Liste, S. 190f., 193-196, 198-200;
Brady, Ruling Class, Nr. XXV.
2 Habgierigen, betrügerischen, s. Grimm, DWb 26,
Sp.1741.
3 Ein Überblick über die in den zwanziger Jahren des
16. Jh. erlassenen Sittenmandate findet sich in Rott,
Magistrat, S. 68.
4 Sich versehen = erwarten.
5 Tat, Handlung, s. FWb 6, Sp. 1273f.
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