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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0266
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Straßburg

anfengklich von frembden orten hiehär kommen, nit
zuhausen oder herbergen17, Nachmals ettlich durch
freüntlich underricht unnd sonder gesprech von iren
irthumben abzuweisen unnderstanden, zu jüngst
auch ein offentlich gesprech und Synodum halten
lassen18 Und, alß ettlich sich weder durch früntli-
chen bericht noch durch ernstlich vermanung von
iren irrthumben haben wöllen lassen abwenden, die
selben der Stat und oberkeit verwysen19, Alles dar-
umb, damit trennung der Kirchen, abfall von Göt-
lichem wort und zerrüttung burgerlicher eynigkeit,
so vil möglich, verhütet werden möcht20.
Dweil nun solches alles nit verhelffen wöllen, und
aber je ein Ersamer Rath sich schuldig erkent gegen
Gott und euch als iren zugewanten und mitburgern,
allen möglichen vleis fürzuwenden, damit sollich
ubel fürkommen, die trennungen verhüttet und ver-
derbnus gemeiner statt unnd |A 3r| burgerschafft an
seel und leib abgewendet werde, So haben sie uns zu
euch abgefertigt21 unnd bevolhen, nachvolgende
puncten für zuhalten und vorlesen zülassen:
Erstlich, so lasset ein Ersamer Rath euch alle und
eynen jeden in sonderheit trewlich, vätterlich und
auff das höhst pitten, erinneren und vermanen, das
ir bey dem heyligen Evangelio und wort Gottes, wie
das hie auß Göttlicher geschrifft gelert, gepredigt
und vor Key[serlicher] M[ajestät] bekant worden
ist, bestendiglich bleiben und eüwer leben mit hilff
götlicher gnaden dem selben nach anrichten und
schicken wöllen, damit es nit allein im schin und

e Fehlt in B.
f Fehlt in B.
g Fehlt in B.

17 Vgl. das Mandat gegen die Täufer vom 27. Juli 1527 (in
diesem Band Nr. 6) und dessen Erneuerung vom
24. September 1530 (QGT Elsaß 1, Nr. 222, S. 268).
18 Zu der im Juni 1533 abgehaltenen Synode und den wäh-
rend dieser auf der Grundlage der 16 Glaubensartikel
geführten Gespräche mit Clemens Ziegler, Melchior
Hoffman und Kaspar Schwenckfeld vgl. QGT Elsaß 2,
Nr. 384, S. 70-90.
19 Am 13. April 1534 hatte der Magistrat beschlossen,
hartnäckige Täufer mit ihren Familien aus der Stadt
auszuweisen (s. QGT Elsaß 2, Nr. 535, S. 301).

worten, sonder auch in der krafft und leben22 zun
ehren Gottes, auch besserung des nechsten, bey euch
gespürt werde.
Zum andern, so laßt euch ein Rath inn krafft seins
Ambts und bevelhs truwlich, vätterlich und zum
ernstlichsten ermanen und umb gemeiner statt wol-
fart und ewer selbs seelen heil willen früntlich pit-
ten, das ir euch vor den schädlichen Secten, so von
obgemelter bekhanter leer und Evangelischer war-
heit abfüren, verhietene23 unnd euch der nit anhen-
gig machen wöllen, sonder denf jhenen, so sollichen
secten anhangen, die leeren und ußspreiten, vermög
hie vor außgangner Mandaten nit gehör geben, sie
auch weder hausen, herbergen noch underschlöf-
fen24, Als da sindt: Erstlich die gantz Gotlosen, so
nach disem leben kein ander ewig leben glauben
oder, so sie es gesteen, sagen, es sey kein gericht oder
verdamnus nach disem leben, Auch weder teüffel
noch hell. Zum andern die widertäuffer, so on das
widertauffen niemants für Christen erkennen, deren
ettlich die wareg Got- |A 3v| heit Christi verneinen,
ettlich die ware menscheit, als die Hoffmenni-
schen25, gönd mit traumen, gesichten und erdichten
Prophecien umb sampt andren mer erschrocklichen
irrthumben. Zum dritten die jhenen, so den kinder-
tauff, als ob der ein grewel vor Gott, unchristlich und
wider die geschrifft sey, verwerffen, was der und der
gleichen secten, so jetzund sind oder sich künfftigli-
chen erhöben möchten. Dann wölcher uber sollich
eins Raths vätterlich unnd trüwlich verwarnen das-
selb nit thun und dawider handlen würde, den konn-

20 Der Text von Wiewol nun bemelte unnsere Herrn verhofft
bis so vil möglich, verhütet werden möcht ist fast wörtlich
in das Mandat für die Straßburger Landgemeinden vom
28. April 1535 (in diesem Band Nr. 21) übernommen
worden.
21 Entsandt, s. FWb 1, Sp. 107.
22 Vgl. 1Kor 4,20.
23 Hüten, s. Grimm, DWb 25, Sp. 594.
24 Vgl. den Wortlaut des Mandats gegen die Täufer von
1527 (Nr. 6).
25 Die Anhänger Melchior Hoffmans (zu diesem s. Nr. 17,
Anm. 12).

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