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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0355
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30. Synodaldekrete

thut, die leut, so morgens zum tisch des Herren zu
gehen vorhaben, vermanen, βsich zu samen und her-
fur zu thun, da er inen die offen schuld fürsprechen,
das gepet mit inen halten und inen den trost des
h. evangelii mittheilen solle. Dadurch könden die
diener desto baß vernemen, ob sich jemand einmi-
schen wolte, der wol berichts bedörffte und den aber
selb nicht suchte.
§ 35 γDann die jüngeren, wie vor geordnet, sollen,
ehe sie zum h. abentmal gehen, verhöret werden. So
solle man auch die elteren vermanen, sich anzuzei-
gen und sich nach irer notdurft zur besserung un-
derweisen zu lassen. δIn welchen pfarren auch das
erhalten ist, das sich meniglich voranzeiget, der zum
h. sacrament gehn wille, solle man solchen brauch
nit lassen fallen, sonder zur besserung erhalten und
gebrauchen.
§ 36 Weil auch die seelsorge inn den pfarren gesun-
den und krancken, jungen und alten destobaß zu
leisten nutzlich abgetheilet57 ist, damit ein jeder die-
ner wisse, welche seiner besonderen sorg und ach-

tung befolhen sind, εso solle man die leut getrewlich
vermanen, das sie inn iren pfarren das h. abentmal
empfahen und die christelich gemeinschafft mit iren
seelsorgeren und der pfargemeinden getrewlich hal-
ten und furderen. |774|
§ 37 ζUnd ob wol frei ist, das wort des Herren zur
besserung allethalben zuhören, jedoch sollen die leut
getrewlich vermanet werden, das sie inn dem ware
besserung suchen und sich nicht menschliche an-
fechtung oder furwitz58 treiben lassen, auch die be-
sondere verwandtschafft59 mit irer pfarre nicht ver-
achten wolten, sonder sich daselbet erzeigen, als die
mit irer pfarren die christliche gemeinschaft inn al-
len stücken gern erhalten und zur besserung gebrau-
chen wöllen. Dann wa die pfarren mit tauglichen
dienern bestellet sind und die, wie getrewen hirten
gepüret, ires ampts fleissig auswarten60, da mögen
die leut inn iren pfarren fil mehr zu irer besserung
underwisen und vermanet werden, als da man ire
mengel und gelegenheit baß erkennet, dann inn an-
deren pfarren, inn denen man iren nicht also beson-
dere achtung und sorge haben mage.

[4.] Vom berichten der krancken61

§ 38 Ist imm synodo bedacht und von u[nsern] h[er-
ren] erkant, als inn unser vorigen ordnung gesetzet
ist62, das mann die leut getrewlich vermanen solle,
das h. sacrament inn der gemein mit rechtem glau-
ben zu empfahen und nit zusparen63, bis sie kranck
werden, und derhalben jetz den Herren mit rechtem
glauben zu empfahen und seine gedechtnüs mit wa-
rer andacht zu halten weder vermöglich noch ge-
schickt64 sind, und vermeinen doch ir heil durch das
eusser empfahen der sacrament one waren glauben
zu schaffen, so sollen alle diener solcher ordnung ge-
trewlich nachkomen und bei dem volck mit allem

vleiß verhieten, das sie das h. nachtmal inn der ge-
mein zu empfahen nit verachten noch versaumen
noch inn der kranckheit sich des eusseren empfahens
one rechten glauben etwas getröstenn. |775|
§ 39 Nach dem man aber durch tägliche erfarung
befunden hat und befindet, das gar fil leute den
brauch des h. abentmals beide65 inn gemein und inn
kranckheit zu fil gering schetzen, ja gar verachten,
und sich des, so sie recht gelehret sind, wann man
die h. sacrament nit haben möge, das man doch
Christum warlich niesse, so man warlich an in

β Sametlich herfür stohn.
γ Iuniores prius examinandi.
δ Voranzeigung.
ε In sua quisque parochia coiret.
ζ Predig allethalben zu hören frey.

57 Unterteilt, s. FWb 1, Sp. 435.
58 Neugier.

59 Verbindung.
60 (Mit Ernst) nachgehen, s. FWTb 2, Sp. 1507f.
61 Von der Versehung der Kranken mit dem Sakrament.
62 Vgl. Nr. 17, S. 238f.
63 Aufzuschieben.
64 Fähig, s. FWb 6, Sp. 1291.
65 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880-882.

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