Straßburg
§ 48 Item, weil ein grosser mißbrauch hie ist, das
man zum zechen und dantzen der hochzeiten fil leut
ladet und zum kirch gang wenig, auch etliche die
jungfrawen mit namen83 zum kirchgang nit lassen,
denen doch besonders besserlich were, etwan hören,
wie man gotseliglich inn die ehe komen solle, so sol-
len die prediger die leut getrewlich ermanen, das sie
den kirchgang höher achten und sich zu solchem
herlichen eingang des h. ehestands durch sich selb
und die iren mit mehrer andacht schickenn.
§ 49 Unnd weil die leut, so bald sie einmal ausge-
rüffet, den selbigen oder gleich den nehisten tag her-
nach wöllen eingesegnet sein, dadurch das ausrüffen
schier vergebens ist, weil es inn so kurtzer zeit je nit
weit kommen mage, nach dem die leut nicht so
emssig und auch nit eben inn iren pfarren zu kirchen
gohn, so solle hinfur niemand eingesegnet werden,
ehe er zwen Sonnetag inn der ordenlichen tagpredig
ausgerüffet werde, damit man doch ein wochen habe
nach dem ersten ausrüffen, zu erkennen und anzu-
bringen, wa etwan fehl und hindernüs ist. Dann bei
diesem einigen ausrüffen und so schnellem einfüren
darauff ist uns eben mange84 ergernüs widerfaren. So
mage auch keinem erbaren Christen menschen acht-
dag zwischen dem handstreich85 und kirchgang zu
lang sein. Doch so einer solche ursach hette, das er
nit eben die acht tage beiten86 könde, der mage des-
halben bei einem jeden regierenden ammeister ur-
laub87 erlangen.
§ 50 Als dann auch gefunden werden, die sich wol
inn ihrer pfarren lassen, wie vorgeordnet, ausrieffen,
gohn aber |780| darnach inn einer anderen pfarren zu
kirchen, dadurch auch etwan arges verschlagen88
wirt, solle zu der vorigen ordnung gesetzet89, das
auch jeder inn seiner pfarren, da er ausgeruffen und
da man seines thuns besser wissen haben mage, ein-
gesegnet werden.
§ 51 Und als das gemein volck, wie fil es eins gerin-
geren verstands ist, so fil mehr bedarffe, das es fil-
faltig underwysen und geleret werde, so solle man
die leut und besonders auff dem land getrewlich da-
hin vermanen, das sie ire pfarrer, wann sie ehen ein-
gohn oder die iren zur ehe zusamen geben wöllen,
darzu berüffen und den anfang solches h. stahts90
imm Herren und mit seinem wort und gebet durch
sie heiligen lassen, das auch die, so ir ehe inn der
kirchen bestetigen wöllen, selb darumb bei iren seel-
sorgeren ansuchen, nemlich die breutgam, damit sie
abermal, was solcher staht auff im habe und was
segens der Herre dazu verheissen hat, desto fügli-
cher und mit mehr frucht erinneret werdenn.
§ 52 Der kirchgang solle auch anders nit dan auff
das morgengebet oder hernaher zu guter tagzeit ge-
halten werden und, so inn pfarren die zeit, wan
sunst nit ordenliche versamlung gehalten werden,
ehe einzusegnen sein solle, das volk mit einer
glocken zusamen berüffet werde.
[10.] Von feirtagen
§ 53 Ist imm synodo bedacht und von u[nsern] h[er-
ren] erkant: Weil inn der stat allein der Sonnetag
gefeiret würt, sollen die prediger das volck offt und
mit allem ernst ver-|781| manen, das sie solche feyre
dem Herren gentzlich heiligen. Sollen auch auff die
selbigen, wann inn der wochen die tag fallen, auff
83 Unter einem Vorwand.
84 Viel.
85 Verlobung (sie wurde durch Handschlag bekräftigt - s.
DRW 5, Sp. 135f.).
86 Warten, s. FWb 3, Sp. 1034-1037.
welche man sunst der fürnemen werck Gottes, so er
an seinem lieben son oder auch den apostolen und
martyren gewürcket, gedechtnüssen und feire hal-
tet, solcher gedechtnüssen, historien, wan man die
inn der Schrifft oder sunst inn bewerten bücheren
hat, dem volck fürtragen, was mißbreuch darbei ein-
87 Erlaubnis.
88 Verborgen.
89 Vgl. Nr. 17, S. 242f.
90 Standes, s. FWb 11, Sp. 106f.
342
§ 48 Item, weil ein grosser mißbrauch hie ist, das
man zum zechen und dantzen der hochzeiten fil leut
ladet und zum kirch gang wenig, auch etliche die
jungfrawen mit namen83 zum kirchgang nit lassen,
denen doch besonders besserlich were, etwan hören,
wie man gotseliglich inn die ehe komen solle, so sol-
len die prediger die leut getrewlich ermanen, das sie
den kirchgang höher achten und sich zu solchem
herlichen eingang des h. ehestands durch sich selb
und die iren mit mehrer andacht schickenn.
§ 49 Unnd weil die leut, so bald sie einmal ausge-
rüffet, den selbigen oder gleich den nehisten tag her-
nach wöllen eingesegnet sein, dadurch das ausrüffen
schier vergebens ist, weil es inn so kurtzer zeit je nit
weit kommen mage, nach dem die leut nicht so
emssig und auch nit eben inn iren pfarren zu kirchen
gohn, so solle hinfur niemand eingesegnet werden,
ehe er zwen Sonnetag inn der ordenlichen tagpredig
ausgerüffet werde, damit man doch ein wochen habe
nach dem ersten ausrüffen, zu erkennen und anzu-
bringen, wa etwan fehl und hindernüs ist. Dann bei
diesem einigen ausrüffen und so schnellem einfüren
darauff ist uns eben mange84 ergernüs widerfaren. So
mage auch keinem erbaren Christen menschen acht-
dag zwischen dem handstreich85 und kirchgang zu
lang sein. Doch so einer solche ursach hette, das er
nit eben die acht tage beiten86 könde, der mage des-
halben bei einem jeden regierenden ammeister ur-
laub87 erlangen.
§ 50 Als dann auch gefunden werden, die sich wol
inn ihrer pfarren lassen, wie vorgeordnet, ausrieffen,
gohn aber |780| darnach inn einer anderen pfarren zu
kirchen, dadurch auch etwan arges verschlagen88
wirt, solle zu der vorigen ordnung gesetzet89, das
auch jeder inn seiner pfarren, da er ausgeruffen und
da man seines thuns besser wissen haben mage, ein-
gesegnet werden.
§ 51 Und als das gemein volck, wie fil es eins gerin-
geren verstands ist, so fil mehr bedarffe, das es fil-
faltig underwysen und geleret werde, so solle man
die leut und besonders auff dem land getrewlich da-
hin vermanen, das sie ire pfarrer, wann sie ehen ein-
gohn oder die iren zur ehe zusamen geben wöllen,
darzu berüffen und den anfang solches h. stahts90
imm Herren und mit seinem wort und gebet durch
sie heiligen lassen, das auch die, so ir ehe inn der
kirchen bestetigen wöllen, selb darumb bei iren seel-
sorgeren ansuchen, nemlich die breutgam, damit sie
abermal, was solcher staht auff im habe und was
segens der Herre dazu verheissen hat, desto fügli-
cher und mit mehr frucht erinneret werdenn.
§ 52 Der kirchgang solle auch anders nit dan auff
das morgengebet oder hernaher zu guter tagzeit ge-
halten werden und, so inn pfarren die zeit, wan
sunst nit ordenliche versamlung gehalten werden,
ehe einzusegnen sein solle, das volk mit einer
glocken zusamen berüffet werde.
[10.] Von feirtagen
§ 53 Ist imm synodo bedacht und von u[nsern] h[er-
ren] erkant: Weil inn der stat allein der Sonnetag
gefeiret würt, sollen die prediger das volck offt und
mit allem ernst ver-|781| manen, das sie solche feyre
dem Herren gentzlich heiligen. Sollen auch auff die
selbigen, wann inn der wochen die tag fallen, auff
83 Unter einem Vorwand.
84 Viel.
85 Verlobung (sie wurde durch Handschlag bekräftigt - s.
DRW 5, Sp. 135f.).
86 Warten, s. FWb 3, Sp. 1034-1037.
welche man sunst der fürnemen werck Gottes, so er
an seinem lieben son oder auch den apostolen und
martyren gewürcket, gedechtnüssen und feire hal-
tet, solcher gedechtnüssen, historien, wan man die
inn der Schrifft oder sunst inn bewerten bücheren
hat, dem volck fürtragen, was mißbreuch darbei ein-
87 Erlaubnis.
88 Verborgen.
89 Vgl. Nr. 17, S. 242f.
90 Standes, s. FWb 11, Sp. 106f.
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