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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0410
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Straßburg

sich zu solchem werck alls zeugen haben erbetten
lassen, keinen vleiß sparen unnd das kindt, wan es
nun erwachsen, des alles erinnern, was itzt in diesem
seinem unmundigen allter mit im furgenommen
unnd gehanndlet worden, darzu es inn die kirchen
zu dem catechismo getrewlich furderenn, damit es
wol unnd grundtlich erkhennen lerne, was grosser,
unaußsprechenlicher gnaden unnd gaben im von
Gott im h. tauffe geschenckt unnd ubergebenn
seindt, unnd auß dem dan seinen glauben in der ge-
mein Gottes selbs gern unnd von hertzen bekhenne
und verjehe140, sage wurcklich unnd mit der thatt ab

dem teuffel unnd der wellt mit allenn iren werckenn
unnd lusten, ergebe unnd stelle |79| sich dar dem her-
ren unnd seiner h. kirchenn inn gantzem gehorsam
seines h. evangelions, bleibe unnd lebe bey unnserm
herren Christo biß ans ennde unnd bring alls ein
lebendigs glied Christi unnd fruchtbare reben, die
an dem rebstock Christi gesundt bleybt, viel
frucht141 zu dem preiß Gottes unnd besserung seiner
heiligen kirchenn. Solches außzurichten verleihe
euch unnd dem kindlin Gott, der herr, sein genad,
Amen.
Zeucht hin inn friedenn.

[III.] Wie die kindlin, so not taufft seindt in den heusern, sollendt offentlich in den
kirchen uffgenommen unnd bestetiget werdenn

Lieben freundt Christi, weil wir allesampt inn sun-
den unnder Gottes zorn zum ewigen todt unnd ver-
damnuß geboren werdenn142 unnd kein annder mit-
tel habenn, dardurch wir der sunden loß, fur Gott
gerecht unnd selig werden mögen, dan durch unn-
seren einigenn mittler unnd heilanndt Jhesum Chri-
stum, und |80| dieses gegenwertige kindlin inn sol-
chen nötenn auch steckt, so frage ich euch, ob es
dem herren Christo zugetragenn unnd durch den
tauffe auch eingeleibett sey oder nitt?
Wurt nun geantwort: Ja, so frage der diener fer-
ner: Durch wen ist sollichs geschehen, unnd wer ist
dabey gewesen?
Spricht dan jemandt: Die unnd die person N.
unnd N. sinndt dabey gewesen, unnd die personn
hatt dem kindt die tauff gegebenn, darauff frage der
diener weiter: Habt ir auch den nammen des herren
angerueffet unnd gebettet?
Unnd wirt geanntwort: Ja, wir habenn Gott an-
gerueffet unnd das heilig Vatter unser gebettet, so
frage er weiter: Womit hapt ir getauffet?
Anntwort man dan: Mit wasser, so frage er:
Mitt was worten habt ir getauffet? |81|
So man dann sagt: Ich teuffe dich im nammen
Gottes, vatters etc., so frage er enndtlich: Wisset
ihr, das ir der wort noch dem befelch Christi ge-
braucht habenn?
140 Verkündige.
141 Vgl. Joh 15,5.

Unnd wo sie darauff anntworten: Ja, wir wis-
sens, so sage er: Nun, lieben freundt, weil ihr den
ihm nammen unnd uff den befelch unnsers lieben
herren Gottes solches alles gethon hapt, sitenmal die
armen kindlin der gnaden bedurffen unnd unser her
Christus Jesus innen dieselbige nit absagt, sonnder
sie uffs aller freundtlichest darzu forderet, wie soll-
ches der nachfolgennde text deß heiligen evangelii
tröstlich zeuget, welchen der evangelist also be-
schrieben hatt:
Marci X. cap. [13-16]: Und sie brachten kindlin zu
Jhesu, das er sie anruerte. Die junger aber furen die
an, die sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er un-
|82| willig unnd sprach zu innen: Laßet die kindlin zu
mir kommen unnd wehrenns innen nit, dan sollcher
ist das reich Gottes. Warlich, ich sage euch, wer das
reich Gottes nicht empfahet als ein kindlin, der
wurdt nicht hinein kommen. Unnd er umbfienge sie
unnd leget die henndt uff sie unnd segnete sie.
Unnd weil wir uß jetztgehörten worten unsers her-
ren Christi gewiß und sicher sein, das diß kindlin
zum reich der genaden auch angenommen, wöllen
wir bitten, das es darinnen möge zur ewigen selig-
keit bestenndig erhallten werdenn.

142 Vgl. Ps 51,7.

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