Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0434
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

beruffen werdenn, damit, ob sie schon selbs das
nachtmal nit empfahenn, doch fur den krancken
helffen bettenn und auch irer kunfftigenn nott hie-
mit erinnert werdenn.
In der weylenn solches geschicht, so das des kran-
ckenn gelegenheyt318 erleydenn mag, soll man im ei-
nen feinen tröstlichenn bettpsalmenn fursprechenn,
als denn 25.: Nach dir, herr, verlangett mich. Mein
Gott, ich hoff auff dich, oder den 130.: Auß der dief-
fenn etc. Nach dem psalmenn lese man dem kran-
ckenn einen tröstlichenn textt auß dem evangelio,
als ungefärlich dysenn: Joh. 3. cap. [16-18]: |174|
Also hatt Gott die welt geliebett etc., biß dahin: Er
glaubtt nitt ann den nammen des eingebornen got-
tessons.
Oder Joh. 6. cap. [37-40]: Alles, was mir mein
vatter gibtt, biß dahinn: Unnd ich werde in auff-
erwecken am jüngstenn tag. Solche lection mag der
kirchendiener zu trost des kranckenn und zur lehr
und vermanung der umbstennder319 ettwas erckle-
renn, so vil es dem kranckenn wille leydlich unnd
tröstlich sein.
Darauff sprichtt der kirchendiener dem kranckenn
die offne beicht fur also:
Lieber bruder, demutige dich unnder der gewalti-
genn hannd Gottes320 und bekenne im vom hertzenn
deine sündt und mißethatt und sprich mit mir: |175|
Ich armer sünder bekenne mich Gott, meinem him-
lischenn vatter, das ich leyder schwerlich und
manigfaltt gesündigtt hab, nitt alein mit euserli-
chenn grobenn sündenn, sonder vil mehr mit inerli-
cher angeborner blindtheytt, unglaubenn, zweyff-
lung, kleinmutigkeit, ungedult, hochfartt, bösenn
lüstenn, geytz, heimlichenn neydt, haß und mißver-
gunst, auch andern bösenn dückenn321, wie das mein
herr Gott erkhenntt unnd ich leyder so volckomen-
lich nicht erkennen kan. Also rewen sie mich und
seind mir leydt unnd beger von hertzenn gnad von
p Korr. aus: aufferstehung.
318 Zustand.
319 Zu dem bis ins 17. Jh. gebräuchlichen Wort umständer
für die um etwas herumstehenden Personen, s. Grimm,
DWb 23, Sp. 1176.

Gott, durch seinen liebenn son Jesum Christum,
Amen.
Absolution:
Lieber bruder, der almechtig Gott hatt sich deiner
erbarmett und durch den verdienst des allerheylig-
stenn leydens, sterbens |176| unnd aufferstehens un-
sers herrenn Jesu Christi, seines geliebtenn sonns,
vergibtt er dir alle deine sündt. Unnd ich, als ein
verordneter diener der christlichenn kirchenn, ver-
kündig dir aus befelch unsers herrenn Jesu Christi
solche vergebung aller deiner sünd, im nammenn des
vatters unnd des sons unnd des h. geystes, Amenn.
Nach der absolution spreche man dem kranckenn
die artickell unsers algemeinenn christlichenn Glau-
bens fur, also lauttenndt: Ich glaub in Gott vat-
ter322 etc., und darauff ein solich gebett:
Der herr sey mitt euch. Last uns bettenn:
Almechtiger, ewiger Gott, der du |177| uns auß dei-
ner grundtloßenn barmhertzigkeytt deinen liebenn
son, unsern herrenn Jesum Christum, und mit im
alles geschencktt hast323, erleucht unser aller hert-
zenn und gemueter, das wir in deinen lieben son, als
unsern einigen heylannd, und dich in im als unsern
Gott und vatter recht erkennenn und anschawenn
und die heylige gemeinschafft seines leybs unnd
bluts in dem h. sacramentt also empfahenn und nie-
ßenn, das sein göttlich lebenn mit allem trost deiner
gnadenn und gewißem erwartenn der seligenn auff-
erstentnüßp in dysem unsern kranckenn bruder
(oder schwester) und uns allenn gesterckett werde,
auff das wir deine hannd gegenwertiger heym-
suchung erduldenn, deiner beruffung von hinnen
gewöß erwartenn unnd, so lang du uns hie wiltt
lebenn, deinen gottlichen namen |178| imermehr hey-
ligenn unnd dein reych helffen erweyternn unnd zie-
renn324, durch den selbigen deinen liebenn son, un-
sern herrenn Jesum Christum, Amen.
320 1Petr 5,6.
321 Bosheiten.
322 Vgl. BSLK, S. 21.
323 Vgl. Röm 8,32.
324 Ausschmücken, attraktiv machen.

418
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften