53. Gottesdienstordnung
Almechtiger Gott, himlischer vatter, sintemal wir
dir nicht dan allein in deinem geliebten sohn, un-
serm herren Jesu Christo, wollgefallen mögen, so
heilige unser leib und seele und gib uns morgen sei-
nen waren leib und blutt in seinem heyligen abend-
mal mit rechtglaubiger begierde und danckbarkeit
zu empfahen, auff das wir, deiner ewigen guete und
liebe gegen uns abermal vertröstet und in dem ne-
wen leben gesterckt, dir zum preiß deines gottlichen
namens und besserung deines volcks mit mehr fleiß
und forcht leben und dienen mögen, durch Jesum
Christun, deinen lieben sohn, unsern herren, Amen.
Vatter unser40 etc.
Nach gehaltener vorbereytung pflegen sich die leut-
te in sonderheit anzuzeigen41 und nach gethaner
confession die absolution zu begern. Deßgleichen,
wen man das abendmal auff die hohen fest helt,
pflegen sich die leutte auch des morgens nach der
fruepredigt anzuzeigen. |251r|
[7.] Forma des kindertauffs
Die kinder taufft man auff den Sontag nach der kin-
derpredigt oder sonst in der wochen, wens die leutte
begeren, und müssen die vätter allwegen zuvor das
kind sampt den gefattern und göttlen42 anzeigen.
Zum ersten, wen die kinder und jederman beim
tauff zugegen ist, fahet der kirchen diener also an,
den leutten zu zusprechen: [...]
Der folgende Abschnitt entspricht der „Forma des kin-
dertauffs“ aus der Kirchenordnung Marbachs, Nr. 38,
S. 389-39f. Es fehlen aus der Kirchenordnung ledig-
lich das Gebet „Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast
durch die sündflut“ (ebd., S. 390), die Ansprache an
die Paten (ebd., S. 392f.) sowie die Ansprache an die
Eltern und Paten bei der Eintragung der Taufe in das
Kirchenbuch (ebd., S. 393f.).
40 Mt 6,9-13.
41 Anzumelden (zum Abendmahl), s. FWb 1, Sp. 1608f.
42 Paten und Patinnen, Wb. d. elsäss. Mundarten 1,
Sp. 155 und 247.
[8.] Wie die kindlein, so nottgetaufft sind in
den heüsern, sollen offentlich in
den kirchen auffgenomen und bestettiget werden
Lieben freund in Christo, weil wir alle sampt in sun-
den under Gottes zorn zum ewigen tod und verdam-
nuß geboren werden [...]
Der Text ist wörtlich aus dem entsprechenden Ab-
schnitt der Kirchenordnung Marbachs (Nr.38,
S. 394.f.) entnommen.
[9.] Forma, wie man die ehen einsegnen soll
Erstlich segnet man keine hochzeit ein, sie sey dan
zuvorn zwen Sontag ein ander nach offentlich ver-
kundiget und außgeruffen worden.
Zum andern nimpt man keine hochzeit an auß-
zuruffen, es erscheine dan mit dem breuttigam ein
bekanter burger, der do könne zeugnuß geben, das
die zwo personen, so do begeren außgerufft zu wer-
den, ein ander redlich und auffrichtig zur ehe ge-
nomen und das sonst keine hindernuß sey, die sie an
ihrer ehe möchte auffhalten oder hindern.
Zum dritten, wo sich personen durch leichtfer-
tigkait oder ehrvergessenheit zuvor mit einander
ubersehen43 (wie leyder bißweylen geschicht) und
solches ruchtbar und stadkundig, werden sie zuvor
in beysein der herren kirchenpfleger von pfarherrn
und helffer deßhalben ernstlich zu red gestelt und zu
warer erkantnuß und rew ihrer frevelthat halben,
deßgleichen auch zu hertzlicher bueße vermanet.
Und wen sie gewisse anzeigung44 warer bueße zu er-
kennen geben, nimpt man sie an außzuruffen, doch
das im außruffen ihrer frevelthat und weß sie sich
erbotten haben, offentlich gedacht werde, domit an-
dere fur gleicher that ein abschew45 gewinnen. |258r|
Wan nun auff den hochzeit tag newe angehende ehe-
leutte in die kirchen komen und begeren, offentlich
43 Vergangen haben, s. Grimm, DWb 23, Sp. 541.
44 Anzeichen, s. FWb 1, Sp. 1610f.
45 Abschew ist hier im Sinne von „Abschreckung“ bzw. „ab-
schreckendes Beispiel“ verwandt, s. FWb 1, Sp. 323.
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Almechtiger Gott, himlischer vatter, sintemal wir
dir nicht dan allein in deinem geliebten sohn, un-
serm herren Jesu Christo, wollgefallen mögen, so
heilige unser leib und seele und gib uns morgen sei-
nen waren leib und blutt in seinem heyligen abend-
mal mit rechtglaubiger begierde und danckbarkeit
zu empfahen, auff das wir, deiner ewigen guete und
liebe gegen uns abermal vertröstet und in dem ne-
wen leben gesterckt, dir zum preiß deines gottlichen
namens und besserung deines volcks mit mehr fleiß
und forcht leben und dienen mögen, durch Jesum
Christun, deinen lieben sohn, unsern herren, Amen.
Vatter unser40 etc.
Nach gehaltener vorbereytung pflegen sich die leut-
te in sonderheit anzuzeigen41 und nach gethaner
confession die absolution zu begern. Deßgleichen,
wen man das abendmal auff die hohen fest helt,
pflegen sich die leutte auch des morgens nach der
fruepredigt anzuzeigen. |251r|
[7.] Forma des kindertauffs
Die kinder taufft man auff den Sontag nach der kin-
derpredigt oder sonst in der wochen, wens die leutte
begeren, und müssen die vätter allwegen zuvor das
kind sampt den gefattern und göttlen42 anzeigen.
Zum ersten, wen die kinder und jederman beim
tauff zugegen ist, fahet der kirchen diener also an,
den leutten zu zusprechen: [...]
Der folgende Abschnitt entspricht der „Forma des kin-
dertauffs“ aus der Kirchenordnung Marbachs, Nr. 38,
S. 389-39f. Es fehlen aus der Kirchenordnung ledig-
lich das Gebet „Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast
durch die sündflut“ (ebd., S. 390), die Ansprache an
die Paten (ebd., S. 392f.) sowie die Ansprache an die
Eltern und Paten bei der Eintragung der Taufe in das
Kirchenbuch (ebd., S. 393f.).
40 Mt 6,9-13.
41 Anzumelden (zum Abendmahl), s. FWb 1, Sp. 1608f.
42 Paten und Patinnen, Wb. d. elsäss. Mundarten 1,
Sp. 155 und 247.
[8.] Wie die kindlein, so nottgetaufft sind in
den heüsern, sollen offentlich in
den kirchen auffgenomen und bestettiget werden
Lieben freund in Christo, weil wir alle sampt in sun-
den under Gottes zorn zum ewigen tod und verdam-
nuß geboren werden [...]
Der Text ist wörtlich aus dem entsprechenden Ab-
schnitt der Kirchenordnung Marbachs (Nr.38,
S. 394.f.) entnommen.
[9.] Forma, wie man die ehen einsegnen soll
Erstlich segnet man keine hochzeit ein, sie sey dan
zuvorn zwen Sontag ein ander nach offentlich ver-
kundiget und außgeruffen worden.
Zum andern nimpt man keine hochzeit an auß-
zuruffen, es erscheine dan mit dem breuttigam ein
bekanter burger, der do könne zeugnuß geben, das
die zwo personen, so do begeren außgerufft zu wer-
den, ein ander redlich und auffrichtig zur ehe ge-
nomen und das sonst keine hindernuß sey, die sie an
ihrer ehe möchte auffhalten oder hindern.
Zum dritten, wo sich personen durch leichtfer-
tigkait oder ehrvergessenheit zuvor mit einander
ubersehen43 (wie leyder bißweylen geschicht) und
solches ruchtbar und stadkundig, werden sie zuvor
in beysein der herren kirchenpfleger von pfarherrn
und helffer deßhalben ernstlich zu red gestelt und zu
warer erkantnuß und rew ihrer frevelthat halben,
deßgleichen auch zu hertzlicher bueße vermanet.
Und wen sie gewisse anzeigung44 warer bueße zu er-
kennen geben, nimpt man sie an außzuruffen, doch
das im außruffen ihrer frevelthat und weß sie sich
erbotten haben, offentlich gedacht werde, domit an-
dere fur gleicher that ein abschew45 gewinnen. |258r|
Wan nun auff den hochzeit tag newe angehende ehe-
leutte in die kirchen komen und begeren, offentlich
43 Vergangen haben, s. Grimm, DWb 23, Sp. 541.
44 Anzeichen, s. FWb 1, Sp. 1610f.
45 Abschew ist hier im Sinne von „Abschreckung“ bzw. „ab-
schreckendes Beispiel“ verwandt, s. FWb 1, Sp. 323.
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