33. Mandat zur Kirchenzucht
33. Mandat zur Kirchenzuchta
29. Januar 1548
Ermanung, so ein Ersamer Raht und die Einundzwentzig der Statt Straßburg Sontag, den
Neünundzwentzigsten tag Jenners, des fünffzehenhunderten und acht und viertzigsten Jars, durch die
verordneten alten Herren iren Burgern von Constofflern1 und Handwercken auff iren stuben fürhalten und
thon lassen haben. 1548. |A 2r|
Lieben freündt, Als der Allmechtig Gott auß son-
dern gnaden verlühen, Das das seligmachend Evan-
gelium von seinem lieben Son Christo, unserm her-
ren und erlösern, Auch hie gepredigt und verkündet
worden, Haben wir und ir mit uns dasselbig für die
warheit erkandt und angenommen. Und dieweil
dann des Herren Christi gebott ist, Mathei am
letsten2, das man alle die, so getäufft, soll lehren
halten alles, das er gebotten, So haben wir neben
den ordenlichen Predigen, darinn die alten und er-
wachsnen den willen des Herren und seine gebott
leeren3 sollen und mögen, geordnet, das die Sontäg-
lichen Kinderbericht4 gehalten werden sollen, inn
denen die jungen kinder, so unvolkommenheit ires
verstands halben die höhern Predigen nit gintzlich
begreiffen mögen, der göttlichen gebott gelert, die
selbigen inen eingescherpfft, auch des Herren Evan-
gelium underricht werden5, damit sie dem Allmech-
tigen zu lob und ehr, gemeiner diser Statt Straßburg
zukünfftigem vorstandt6 und nutz und inen selbst
zuvordest zu ewiger und dann auch zeitlicher wol-
fart aufferzogen, gefürdert und gebracht werden
mögen.
Dieweil auch viel dienstgesindt, die etwo von an-
dern orten alher kommen und denen die gemein-
schafft Christi unnd die war leer des Evangelii
a Textvorlage (Druck): AMS 1 AST 84, Nr. 59 (Blattzäh-
lung innerhalb des Bandes: Bl. 344r-350v). Der Text des
Mandats ist aufgenommen in Saladin, Chronik,
S.355-362.
1 Zu den Konstoflern vgl. die Einleitung S. 24.
2 Mt 28,19-20.
3 Lernen, s. FWb 9, Sp. 994f.
4 Zu den Kinderberichten s. die Einleitung zu Nr. 8.
5 Vgl. Nr. 29, S. 327.
unbewüßt7, als die dessen nit gelert, sonder mehr
abgefürt8 werden, auff das sie zu erkandtnuß dessel-
ben nit kommen können, |A 2v| So haben wir vor
jaren geordnet, gebotten und auch meniglich erin-
nern lassen, das sie ir gesindt und dienstbotten als
mitchristen und mitglidern des Herren leib9 nit al-
lein nit abhalten, sonder, wie ein jeder Christ aus
Christlicher und brüderlicher lieb schuldig, diesel-
ben zu den morgen und anderen Predigen, auch ett-
wo zu der Kinder bericht und wo sie das wort Gottes
hören und desselbigen gelert werden möchten, zu
fürdern und mit getrewem vleiß darzu züerma-
nen10, auff das sie, zum Herren gebracht, den selben
erkennen und dardurch verursacht würden, ire
dienst und was sie den herrschafften schuldig desto
trewlicher zuleisten und zuverrichten.
Wir haben auch aller handt gebott und Mandaten,
darmit der Sontag Gott, dem Allmechtigen, recht-
schaffen und mit warheit geheiliget11, und auch
sonsten gute Ordnungen, mit denen die Predigen
Göttlichs Worts gefürdert und am selben niemandt
gehindert würde, Sovil uns von zeitlicher Oberkeit
wegen zugestanden, und zuvorderst zu abstellung
der laster ein Constitution, wie die selbigen gestrafft
werden sollen, mit ewer, der Schöffel, wissen, willen
und erkandtnuß außgehn lassen12, Darmit die jhe-
6 Förderung, s. Grimm, DWb 26, Sp. 1647.
7 Unbekannt.
8 Davon abgebracht werden, s. FWb 1, Sp. 119.
9 Vgl. Phlm 16.
10 Siehe dazu das Mandat zum Besuch der Gottesdienste
durch die Jugend und das Gesinde vom [22. April] 1532
(in diesem Band Nr. 15).
11 Vgl. Nr. 18.
12 Vgl. Nr. 10.
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33. Mandat zur Kirchenzuchta
29. Januar 1548
Ermanung, so ein Ersamer Raht und die Einundzwentzig der Statt Straßburg Sontag, den
Neünundzwentzigsten tag Jenners, des fünffzehenhunderten und acht und viertzigsten Jars, durch die
verordneten alten Herren iren Burgern von Constofflern1 und Handwercken auff iren stuben fürhalten und
thon lassen haben. 1548. |A 2r|
Lieben freündt, Als der Allmechtig Gott auß son-
dern gnaden verlühen, Das das seligmachend Evan-
gelium von seinem lieben Son Christo, unserm her-
ren und erlösern, Auch hie gepredigt und verkündet
worden, Haben wir und ir mit uns dasselbig für die
warheit erkandt und angenommen. Und dieweil
dann des Herren Christi gebott ist, Mathei am
letsten2, das man alle die, so getäufft, soll lehren
halten alles, das er gebotten, So haben wir neben
den ordenlichen Predigen, darinn die alten und er-
wachsnen den willen des Herren und seine gebott
leeren3 sollen und mögen, geordnet, das die Sontäg-
lichen Kinderbericht4 gehalten werden sollen, inn
denen die jungen kinder, so unvolkommenheit ires
verstands halben die höhern Predigen nit gintzlich
begreiffen mögen, der göttlichen gebott gelert, die
selbigen inen eingescherpfft, auch des Herren Evan-
gelium underricht werden5, damit sie dem Allmech-
tigen zu lob und ehr, gemeiner diser Statt Straßburg
zukünfftigem vorstandt6 und nutz und inen selbst
zuvordest zu ewiger und dann auch zeitlicher wol-
fart aufferzogen, gefürdert und gebracht werden
mögen.
Dieweil auch viel dienstgesindt, die etwo von an-
dern orten alher kommen und denen die gemein-
schafft Christi unnd die war leer des Evangelii
a Textvorlage (Druck): AMS 1 AST 84, Nr. 59 (Blattzäh-
lung innerhalb des Bandes: Bl. 344r-350v). Der Text des
Mandats ist aufgenommen in Saladin, Chronik,
S.355-362.
1 Zu den Konstoflern vgl. die Einleitung S. 24.
2 Mt 28,19-20.
3 Lernen, s. FWb 9, Sp. 994f.
4 Zu den Kinderberichten s. die Einleitung zu Nr. 8.
5 Vgl. Nr. 29, S. 327.
unbewüßt7, als die dessen nit gelert, sonder mehr
abgefürt8 werden, auff das sie zu erkandtnuß dessel-
ben nit kommen können, |A 2v| So haben wir vor
jaren geordnet, gebotten und auch meniglich erin-
nern lassen, das sie ir gesindt und dienstbotten als
mitchristen und mitglidern des Herren leib9 nit al-
lein nit abhalten, sonder, wie ein jeder Christ aus
Christlicher und brüderlicher lieb schuldig, diesel-
ben zu den morgen und anderen Predigen, auch ett-
wo zu der Kinder bericht und wo sie das wort Gottes
hören und desselbigen gelert werden möchten, zu
fürdern und mit getrewem vleiß darzu züerma-
nen10, auff das sie, zum Herren gebracht, den selben
erkennen und dardurch verursacht würden, ire
dienst und was sie den herrschafften schuldig desto
trewlicher zuleisten und zuverrichten.
Wir haben auch aller handt gebott und Mandaten,
darmit der Sontag Gott, dem Allmechtigen, recht-
schaffen und mit warheit geheiliget11, und auch
sonsten gute Ordnungen, mit denen die Predigen
Göttlichs Worts gefürdert und am selben niemandt
gehindert würde, Sovil uns von zeitlicher Oberkeit
wegen zugestanden, und zuvorderst zu abstellung
der laster ein Constitution, wie die selbigen gestrafft
werden sollen, mit ewer, der Schöffel, wissen, willen
und erkandtnuß außgehn lassen12, Darmit die jhe-
6 Förderung, s. Grimm, DWb 26, Sp. 1647.
7 Unbekannt.
8 Davon abgebracht werden, s. FWb 1, Sp. 119.
9 Vgl. Phlm 16.
10 Siehe dazu das Mandat zum Besuch der Gottesdienste
durch die Jugend und das Gesinde vom [22. April] 1532
(in diesem Band Nr. 15).
11 Vgl. Nr. 18.
12 Vgl. Nr. 10.
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