38. Kirchenordnung von Johannes Marbach
[VI.] Wie die furbereitung zu des herren abenndtmal mit den jungen zu halten seye
Droben ist gemeldet, wie die jugenndt, so jetz den
catechismum erlernet, der kirchen furgestellet unnd
nach gethoner offenntlicher bekhantnuß mit dem
gebett unnd hanndt ufflegung bestetiget unnd con-
firmiert werde211. Damit dan solche beide knabenn
unnd döchterlin weiter ubung unnd anleitung ha-
benn zur gottseligkheit unnd den nutz unnd frucht-
barkheit des erlerneten cathechismi sehen, so sollen
sie alls bestetigte glider der kirchen Christi auch
unn- |122| dertweilen212 zu deß herren nachtmall
bracht werden. Das ist nun bey uns zu sant Clauß
im jar zwei oder drei mall uff folgende weiß ge-
schehenn:
Am Sambstag, wan den kunfftigenn Sonntag das
nachtmal gehalltenn wurdt, khommen knaben unnd
dechterlein inn das friebett213 unnd, nach dem die
predig uß ist, werden erstlich die knaben unnd dem-
nach die döchterlein zu gleich inn den chor gefor-
dert, da sie uff die dazu geordnet stuel nidersitzen.
Hierauff fahet der pfarher an sie zuerrinneren, wie
sie nit allein in irem unmundigen allter getaufft
unnd dadurch Christo, dem herren, unnd seiner lie-
ben kirchen seien eingeleibet, sonnder auch, als sie
nun erwachsenn unnd zu ihren jaren kommen, den
catechismum seien gelert worden, den sie inn der
kirchen offentlich bekannt unnd sich selbs freiwillig
inn alle gehorsame Christi unnd seines heiligen
evangelii ergebenn habenn. Derhalben, gleich wie
sie schuldig seien, allen worten unnd gebotten Got-
tes zugeleben, also gehörenndt ihnen auch zu aller
der trost unnd hilff, die Christus, unnser herr, |123|
den gleubigen gebenn und gelaßenn214, wider die
sundt unnd allen annlauff des lustigen215 satans sich
zuwerenn.
Der selbig trost aber unnd hilff sei nirgendt ann-
derst zu finden den in der lieben kirchen bei dem
211 Siehe S. 396-399.
212 Von Zeit zu Zeit, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1891f.
213 Frühgebet.
214 Vgl. Joh 14,26-27.
215 Begierigen, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart,
S. 230.
wort unnd gebrauch der heiligen sacrament tauff
und abenndtmal. Das wort hören sie all tag und ha-
ben des selbigen summam und innhallt erlernet im
catechismo; so seien sie ja auch getaufft. Dieweil sie
aber nun zu ihrem verstendigen allter erwachsen
unnd teglich wie alle menschen viel wider Gottes
gebott sundigen unnd den bundt, in der heiligen
tauff mit Gott uffgericht, so viel an ihnen, verbre-
chen216, so seie es auch billich und recht, das sie nach
erkanntnuß solcher irer sunden nit allein den trost
göttlichs worts hören, sonnder sich auch wie ann-
dere christen des neuwen testaments Christi, ihres
heilandts, theilhafftig machen unnd also, Gott wider
versünet, den gebrochnen bundt des heiligen tauffs
durch die niessung des heiligen abenndtmals wider-
umb erneuweren unnd gantz machen. |124|
Nach dem sie den morgenndts mit annderen gleu-
bigen zu deß herren tisch gehn werden unnd aber
jetz derhalben bey ein anndern versamlet, ein unn-
derricht zuempfahen von solchem wichtigen hann-
del, damit sie den herren Christum wurdigklichen zu
ihren seelen heil unnd seligkheit in seinem h. sacra-
ment empfahen, so sollen sie mit vleiß uffmercken
unnd behalten daß jenig, so ihnen itz uß Gottes
wort werd furgehallten. Den drei stuck seien einem
jeden christen zuwissenn hoch von nöten: Das erst,
daß sich der mensch selbs erkhennen lerne. Solche
erkanntnuß aber khombt uß dem gesetz217. Dan dar-
umb hatt Gott, der herr, das gesatz gebenn, nit al-
lein, das wir lernen darauß seinen willen erkhen-
nen218, was wir thun und laßen sollenn, was recht
unnd gerechtigkheit seye, die Gott liebt, was sundt
und ungerecht sei, das er hasset219, sonnder auch das
wir gleich mit sollen sehenn alls inn einen hellen
spiegell, wie herrlich unnd aller ding220 volkhommen
wir anfencklich vonn Gott, dem herren, zu seinem
216 Übertreten.
217 Vgl. Röm 3,20.
218 Vgl. Röm 2,18.
219 Vgl. Hebr 1,9.
220 Gänzlich.
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[VI.] Wie die furbereitung zu des herren abenndtmal mit den jungen zu halten seye
Droben ist gemeldet, wie die jugenndt, so jetz den
catechismum erlernet, der kirchen furgestellet unnd
nach gethoner offenntlicher bekhantnuß mit dem
gebett unnd hanndt ufflegung bestetiget unnd con-
firmiert werde211. Damit dan solche beide knabenn
unnd döchterlin weiter ubung unnd anleitung ha-
benn zur gottseligkheit unnd den nutz unnd frucht-
barkheit des erlerneten cathechismi sehen, so sollen
sie alls bestetigte glider der kirchen Christi auch
unn- |122| dertweilen212 zu deß herren nachtmall
bracht werden. Das ist nun bey uns zu sant Clauß
im jar zwei oder drei mall uff folgende weiß ge-
schehenn:
Am Sambstag, wan den kunfftigenn Sonntag das
nachtmal gehalltenn wurdt, khommen knaben unnd
dechterlein inn das friebett213 unnd, nach dem die
predig uß ist, werden erstlich die knaben unnd dem-
nach die döchterlein zu gleich inn den chor gefor-
dert, da sie uff die dazu geordnet stuel nidersitzen.
Hierauff fahet der pfarher an sie zuerrinneren, wie
sie nit allein in irem unmundigen allter getaufft
unnd dadurch Christo, dem herren, unnd seiner lie-
ben kirchen seien eingeleibet, sonnder auch, als sie
nun erwachsenn unnd zu ihren jaren kommen, den
catechismum seien gelert worden, den sie inn der
kirchen offentlich bekannt unnd sich selbs freiwillig
inn alle gehorsame Christi unnd seines heiligen
evangelii ergebenn habenn. Derhalben, gleich wie
sie schuldig seien, allen worten unnd gebotten Got-
tes zugeleben, also gehörenndt ihnen auch zu aller
der trost unnd hilff, die Christus, unnser herr, |123|
den gleubigen gebenn und gelaßenn214, wider die
sundt unnd allen annlauff des lustigen215 satans sich
zuwerenn.
Der selbig trost aber unnd hilff sei nirgendt ann-
derst zu finden den in der lieben kirchen bei dem
211 Siehe S. 396-399.
212 Von Zeit zu Zeit, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1891f.
213 Frühgebet.
214 Vgl. Joh 14,26-27.
215 Begierigen, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart,
S. 230.
wort unnd gebrauch der heiligen sacrament tauff
und abenndtmal. Das wort hören sie all tag und ha-
ben des selbigen summam und innhallt erlernet im
catechismo; so seien sie ja auch getaufft. Dieweil sie
aber nun zu ihrem verstendigen allter erwachsen
unnd teglich wie alle menschen viel wider Gottes
gebott sundigen unnd den bundt, in der heiligen
tauff mit Gott uffgericht, so viel an ihnen, verbre-
chen216, so seie es auch billich und recht, das sie nach
erkanntnuß solcher irer sunden nit allein den trost
göttlichs worts hören, sonnder sich auch wie ann-
dere christen des neuwen testaments Christi, ihres
heilandts, theilhafftig machen unnd also, Gott wider
versünet, den gebrochnen bundt des heiligen tauffs
durch die niessung des heiligen abenndtmals wider-
umb erneuweren unnd gantz machen. |124|
Nach dem sie den morgenndts mit annderen gleu-
bigen zu deß herren tisch gehn werden unnd aber
jetz derhalben bey ein anndern versamlet, ein unn-
derricht zuempfahen von solchem wichtigen hann-
del, damit sie den herren Christum wurdigklichen zu
ihren seelen heil unnd seligkheit in seinem h. sacra-
ment empfahen, so sollen sie mit vleiß uffmercken
unnd behalten daß jenig, so ihnen itz uß Gottes
wort werd furgehallten. Den drei stuck seien einem
jeden christen zuwissenn hoch von nöten: Das erst,
daß sich der mensch selbs erkhennen lerne. Solche
erkanntnuß aber khombt uß dem gesetz217. Dan dar-
umb hatt Gott, der herr, das gesatz gebenn, nit al-
lein, das wir lernen darauß seinen willen erkhen-
nen218, was wir thun und laßen sollenn, was recht
unnd gerechtigkheit seye, die Gott liebt, was sundt
und ungerecht sei, das er hasset219, sonnder auch das
wir gleich mit sollen sehenn alls inn einen hellen
spiegell, wie herrlich unnd aller ding220 volkhommen
wir anfencklich vonn Gott, dem herren, zu seinem
216 Übertreten.
217 Vgl. Röm 3,20.
218 Vgl. Röm 2,18.
219 Vgl. Hebr 1,9.
220 Gänzlich.
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