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weiterzugeben. Im Laufe der menschlichen Evolution, begleitet von strukturellen
Veränderungen und einer starken Größenzunahme des Gehirns, wurden diese
Fähigkeiten weit über die Grenzen unserer nächsten Verwandten ausgebaut bis hin
zur Schaffung und Nutzung abstrakter Symbole. Die Werkzeuge, die vor etwa 2,6
Millionen Jahren und damit nahezu zeitgleich mit dem Erscheinen der Gattung
Homo auftauchen, dienen zunächst dazu, Nahrungsquellen zu erschließen, die mit
den „biologischen Werkzeugen“ wie Händen, Zähnen etc. nicht ohne weiteres
zugänglich sind. In der zeitlichen Abfolge der verschiedenen Kulturstufen ist sehr
schön zu verfolgen, wie diese Werkzeuge zunehmend komplexer werden, wie sich
Kleidung, Feuer, Behausungen entwickeln bis hin zur Entstehung von Bestattungs-
riten und Kunst; dabei ist die bisher älteste figürliche Kunst und das erste Musik-
instrument in Form einer Flöte etwa 30—40.000 Jahre alt. Diese kulturelle Evolution
von Werkzeugen, Techniken und Kunst hat dramatische Konsequenzen.
Zunächst einmal erlaubt sie eine schrittweise Überschreitung der natürlichen
Grenzen. Das Überleben und die Entwicklung einer Art hängen dann nicht mehr
allein von der Natur und den biologischen Anpassungen dieser Art ab, sondern ganz
wesentlich auch von kulturell-technischen Möglichkeiten. Als entscheidender Vorteil
erweist sich dabei, dass die kulturelle Evolution um ein Vielfaches schneller als die
biologische verläuft, da sie nicht an die Generationenfolge gebunden ist. Die Wei-
tergabe von Information (Wissen und Erfahrungen, Althergebrachtem und Neuge-
lerntem), durch Verhaltensbeispiel oder symbolisch, kann damit auch „quer“ zu den
genetischen Verwandtschaftsverhältnissen und von Jüngeren auf Altere erfolgen.
Dadurch wird die kulturelle Evolution für Überlebens- und Reproduktionserfolg
immer bedeutsamer, die biologische verliert an Bedeutung. Heute, in unserer medi-
zinischen Hightech-Welt, ist die weitere biologische „Optimierung“ des Menschen,
d.h. biologisch-evolutionäre Anpassung an seine sich verändernde Umwelt durch
natürliche Selektion vielfach ausgesetzt. Sofern keine letalen genetischen Defekte
vorkommen, sind die Überlebenschancen und der Reproduktionserfolg eines heuti-
gen Menschen generell weniger von der „Qualität“ seiner Gene als vielmehr vom
kulturell-technischen Entwicklungsstand der Gesellschaft, in die er hineingeboren
wird, abhängig. Doch schaffen auch kulturelle Veränderungen der Umwelt neue
Lebensbedingungen, für die biologische Anpassungen weiterhin von beträchtlichem
Vorteil sein können: Sei es die Verträglichkeit von Milchzucker und damit die Mög-
lichkeit der Nutzung von Milchprodukten auch im Erwachsenenalter, die sich erst
mit dem Neolithikum durchsetzte, oder die Anpassung des Stoffwechsels einiger
Populationen an die technisch mögliche Besiedlung extremer Höhenlagen in Süd-
amerika und im Himalaya oder an die besonderen Bedingungen der Arktis.
Wird der Mensch in weiterer Zukunft biologisch im Wesentlichen so bleiben,
wie er heute ist - vorausgesetzt, die „anthropogene Evolution“ (s.u.) spielt keine
große Rolle? Wird es zwar weiterhin genetische Veränderungen geben, „genetische
Drift“, Verschiebungen von Genfrequenzen, Erhöhung der Variationsbreite und Ähn-
liches, ist die natürliche Selektion, also die Abhängigkeit des Reproduktionserfolges
von der „Qualität“ der Gene aber im 21. Jahrhundert stark reduziert? Befindet sich
der Mensch damit evolutionsbiologisch gesehen in einer Sackgasse, und stehen wir
weiterzugeben. Im Laufe der menschlichen Evolution, begleitet von strukturellen
Veränderungen und einer starken Größenzunahme des Gehirns, wurden diese
Fähigkeiten weit über die Grenzen unserer nächsten Verwandten ausgebaut bis hin
zur Schaffung und Nutzung abstrakter Symbole. Die Werkzeuge, die vor etwa 2,6
Millionen Jahren und damit nahezu zeitgleich mit dem Erscheinen der Gattung
Homo auftauchen, dienen zunächst dazu, Nahrungsquellen zu erschließen, die mit
den „biologischen Werkzeugen“ wie Händen, Zähnen etc. nicht ohne weiteres
zugänglich sind. In der zeitlichen Abfolge der verschiedenen Kulturstufen ist sehr
schön zu verfolgen, wie diese Werkzeuge zunehmend komplexer werden, wie sich
Kleidung, Feuer, Behausungen entwickeln bis hin zur Entstehung von Bestattungs-
riten und Kunst; dabei ist die bisher älteste figürliche Kunst und das erste Musik-
instrument in Form einer Flöte etwa 30—40.000 Jahre alt. Diese kulturelle Evolution
von Werkzeugen, Techniken und Kunst hat dramatische Konsequenzen.
Zunächst einmal erlaubt sie eine schrittweise Überschreitung der natürlichen
Grenzen. Das Überleben und die Entwicklung einer Art hängen dann nicht mehr
allein von der Natur und den biologischen Anpassungen dieser Art ab, sondern ganz
wesentlich auch von kulturell-technischen Möglichkeiten. Als entscheidender Vorteil
erweist sich dabei, dass die kulturelle Evolution um ein Vielfaches schneller als die
biologische verläuft, da sie nicht an die Generationenfolge gebunden ist. Die Wei-
tergabe von Information (Wissen und Erfahrungen, Althergebrachtem und Neuge-
lerntem), durch Verhaltensbeispiel oder symbolisch, kann damit auch „quer“ zu den
genetischen Verwandtschaftsverhältnissen und von Jüngeren auf Altere erfolgen.
Dadurch wird die kulturelle Evolution für Überlebens- und Reproduktionserfolg
immer bedeutsamer, die biologische verliert an Bedeutung. Heute, in unserer medi-
zinischen Hightech-Welt, ist die weitere biologische „Optimierung“ des Menschen,
d.h. biologisch-evolutionäre Anpassung an seine sich verändernde Umwelt durch
natürliche Selektion vielfach ausgesetzt. Sofern keine letalen genetischen Defekte
vorkommen, sind die Überlebenschancen und der Reproduktionserfolg eines heuti-
gen Menschen generell weniger von der „Qualität“ seiner Gene als vielmehr vom
kulturell-technischen Entwicklungsstand der Gesellschaft, in die er hineingeboren
wird, abhängig. Doch schaffen auch kulturelle Veränderungen der Umwelt neue
Lebensbedingungen, für die biologische Anpassungen weiterhin von beträchtlichem
Vorteil sein können: Sei es die Verträglichkeit von Milchzucker und damit die Mög-
lichkeit der Nutzung von Milchprodukten auch im Erwachsenenalter, die sich erst
mit dem Neolithikum durchsetzte, oder die Anpassung des Stoffwechsels einiger
Populationen an die technisch mögliche Besiedlung extremer Höhenlagen in Süd-
amerika und im Himalaya oder an die besonderen Bedingungen der Arktis.
Wird der Mensch in weiterer Zukunft biologisch im Wesentlichen so bleiben,
wie er heute ist - vorausgesetzt, die „anthropogene Evolution“ (s.u.) spielt keine
große Rolle? Wird es zwar weiterhin genetische Veränderungen geben, „genetische
Drift“, Verschiebungen von Genfrequenzen, Erhöhung der Variationsbreite und Ähn-
liches, ist die natürliche Selektion, also die Abhängigkeit des Reproduktionserfolges
von der „Qualität“ der Gene aber im 21. Jahrhundert stark reduziert? Befindet sich
der Mensch damit evolutionsbiologisch gesehen in einer Sackgasse, und stehen wir