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TÄTIGKEITSBERICHTE
19. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
Gegenstand des Projekts sind die Tempel aus der Spätzeit Ägyptens. Hauptziel des
Projektes ist es, eine Definition dessen zu finden, was das Wesen eines ägyptischen
Tempels in griechisch-römischer Zeit ausmacht. Hierzu werden erstmals die
grundsätzlichen Textgattungen, die in den späten Tempeln zu finden sind, über eine
detaillierte Form-, Motiv-, Struktur- und Inhaltsanalyse herausgearbeitet. In einem
weiteren Schritt untersucht das Projekt die Funktionsbestimmung der Inschriften
und Darstellungen, also die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen Deko-
ration und Architektur, sowie eine mögliche Verankerung der ptolemäischen und
römischen Tempelinschriften im traditionellen religiösen Textgut. Am Ende wird die
Rekonstruktion einer Enzyklopädie des priesterlichen Wissens vorgelegt werden,
wobei auch die wichtige Frage zu klären ist, ob eine solche Art Kanon ägyptischer
religiöser Literatur, der trotz individueller Freiheiten und lokaler Besonderheiten als
verbindlicher Rahmen für die Dekoration der Spätzeittempel anzusehen ist, über-
haupt existiert hat.
Mitglieder der Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Akademie Jan Assmann, Tonio Hölscher, Helmut
Kipphan, Lothar Ledderose, Stefan Maul, Joachim Friedrich Quack (Vorsitzender);
Prof. Dr. Kim Ryholt, Kopenhagen; Prof. Dr. Claude Traunecker, Strasbourg.
Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr. Christian Leitz (Tübingen).
Mitarbeiter:
Stefan Baumann, M.A., Dr. Emmanuel Jambon, Dr. Holger Kockeimann, Daniel von
Recklinghausen, M.A., Alexa Rickert, M.A., Jan Tattko, M.A., Dr. Bettina Ventker
sowie Florian Löffler als studentische Hilfskraft.
Homepage (www.tempeltexte.uni-tuebingen.de).
In der im letzten Jahresbericht genauer beschriebenen Datenbank sind mittlerweile
23500 Einzeltexte in ihren Basisdaten erfasst (vor einem Jahr 10000), was bedeutet,
dass dieser Arbeitsschritt weitestgehend abgeschlossen ist. Das Erstellen und Hoch-
laden der Bilddateien mit dem jeweiligen Tempelplan, Raumplan undWandplan geht
kontinuierlich weiter, wird aber, da dies nicht die einzige Tätigkeit der Hilfskräfte ist,
noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Etwa seit Jahresmitte wurde verstärkt mit dem ersten inhaltlichen Schwer-
punkt begonnen. Thema sind die Soubassements (Sockel) der Tempel, die in hohem
Maße enzyklopädische Texte enthalten. Der Aufbau der meisten ägyptischen Tem-
pelwände insbesondere in der griechisch-römischen Zeit ist sehr ähnlich: Ganz
unten befindet sich unterhalb einer langen horizontalen Schriftzeile (Bandeau du
soubassement) ein ungefähr 1 m hohes Band, das häufig aus Prozessionen von Gott-
heiten, aber auch längeren Texten besteht und allgemein Soubassement genannt
wird. Jede dieser Gottheiten ist für einen ganz bestimmten Bereich zuständig: Dies
können Nahrungsmittel, Stoffe und Salben in den sogenannten ökonomischen Pro-
TÄTIGKEITSBERICHTE
19. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
Gegenstand des Projekts sind die Tempel aus der Spätzeit Ägyptens. Hauptziel des
Projektes ist es, eine Definition dessen zu finden, was das Wesen eines ägyptischen
Tempels in griechisch-römischer Zeit ausmacht. Hierzu werden erstmals die
grundsätzlichen Textgattungen, die in den späten Tempeln zu finden sind, über eine
detaillierte Form-, Motiv-, Struktur- und Inhaltsanalyse herausgearbeitet. In einem
weiteren Schritt untersucht das Projekt die Funktionsbestimmung der Inschriften
und Darstellungen, also die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen Deko-
ration und Architektur, sowie eine mögliche Verankerung der ptolemäischen und
römischen Tempelinschriften im traditionellen religiösen Textgut. Am Ende wird die
Rekonstruktion einer Enzyklopädie des priesterlichen Wissens vorgelegt werden,
wobei auch die wichtige Frage zu klären ist, ob eine solche Art Kanon ägyptischer
religiöser Literatur, der trotz individueller Freiheiten und lokaler Besonderheiten als
verbindlicher Rahmen für die Dekoration der Spätzeittempel anzusehen ist, über-
haupt existiert hat.
Mitglieder der Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Akademie Jan Assmann, Tonio Hölscher, Helmut
Kipphan, Lothar Ledderose, Stefan Maul, Joachim Friedrich Quack (Vorsitzender);
Prof. Dr. Kim Ryholt, Kopenhagen; Prof. Dr. Claude Traunecker, Strasbourg.
Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr. Christian Leitz (Tübingen).
Mitarbeiter:
Stefan Baumann, M.A., Dr. Emmanuel Jambon, Dr. Holger Kockeimann, Daniel von
Recklinghausen, M.A., Alexa Rickert, M.A., Jan Tattko, M.A., Dr. Bettina Ventker
sowie Florian Löffler als studentische Hilfskraft.
Homepage (www.tempeltexte.uni-tuebingen.de).
In der im letzten Jahresbericht genauer beschriebenen Datenbank sind mittlerweile
23500 Einzeltexte in ihren Basisdaten erfasst (vor einem Jahr 10000), was bedeutet,
dass dieser Arbeitsschritt weitestgehend abgeschlossen ist. Das Erstellen und Hoch-
laden der Bilddateien mit dem jeweiligen Tempelplan, Raumplan undWandplan geht
kontinuierlich weiter, wird aber, da dies nicht die einzige Tätigkeit der Hilfskräfte ist,
noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Etwa seit Jahresmitte wurde verstärkt mit dem ersten inhaltlichen Schwer-
punkt begonnen. Thema sind die Soubassements (Sockel) der Tempel, die in hohem
Maße enzyklopädische Texte enthalten. Der Aufbau der meisten ägyptischen Tem-
pelwände insbesondere in der griechisch-römischen Zeit ist sehr ähnlich: Ganz
unten befindet sich unterhalb einer langen horizontalen Schriftzeile (Bandeau du
soubassement) ein ungefähr 1 m hohes Band, das häufig aus Prozessionen von Gott-
heiten, aber auch längeren Texten besteht und allgemein Soubassement genannt
wird. Jede dieser Gottheiten ist für einen ganz bestimmten Bereich zuständig: Dies
können Nahrungsmittel, Stoffe und Salben in den sogenannten ökonomischen Pro-