Erik Forssman
213
ERIK FORSSMAN
(27.12.1915-17.6.2011)
Erik Forssmans Biographie ist sehr ungewöhnlich. Geboren wurde Forssman 1915
in Berlin als Sohn eines schwedischen Flugzeugkonstrukteurs und Erfinders und
einer deutschen Mutter. Er wuchs in Kassel auf, wo der Vater ein Unternehmen auf-
gebaut hatte. Nach dem Abitur sah sich Forssman einer schwierigen politischen
Situation gegenüber. „Ich wusste nur eines“, berichtet er in seiner Antrittsrede in der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften am 13. Januar 1973, „Soldat brauchte ich
nicht zu werden, da ich als schwedischer Staatsbürger auf die Welt gekommen war
und folglich im tausendjährigen Reich die Ereignisse als Gast und Zuschauer erle-
ben konnte“. In den väterlichen Betrieb wollte Forssman keinesfalls eintreten. Dafür
übten auf ihn illustrierte Kunstbücher, die nach seiner Aussage damals noch keine so
pseudowissenschaftliche Handelsware darstellten wie in späteren Jahrzehnten, einen
großen Reiz aus. Es war mehr die Rolle des materiellen Produzierens als des Schrei-
bens solcher Werke, an die er dachte. Nach mehreren Anläufen bot sich im renom-
mierten Buch- und Kunstverlag A. E. Seemann in Leipzig die Chance, im Bereich
der Herstellung tätig zu sein.
Als Forssman 1942 die Buchhändlerprüfung beim Börsenverein des deutschen
Buchhandels ablegte, hatte er angefangen, nebenbei an der Universität Leipzig Ger-
manistik, Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Unter den Lehrern mach-
te vor allem Hermann August Korff, der Verfasser von „Geist der Goethezeit“, einen
starken Eindruck, und zwar, wie Forssman gesteht, weniger durch seine spezifische
literarhistorische Methode „als durch seine bis ins äußere Detail, bis in die Frisur
gehende Goethesche Wesensart“. Dass durch Korff das Interesse für Goethe und die
deutsche Klassik generiert wurde, welches Forssman bis in späte Jahre begleitete, ist
offenkundig. Nach der schweren Zerstörung Leipzigs im Spätjahr 1943 wechselte
Forssman nach Göttingen und nahm dort das Studium, jetzt mit dem Hauptfach
213
ERIK FORSSMAN
(27.12.1915-17.6.2011)
Erik Forssmans Biographie ist sehr ungewöhnlich. Geboren wurde Forssman 1915
in Berlin als Sohn eines schwedischen Flugzeugkonstrukteurs und Erfinders und
einer deutschen Mutter. Er wuchs in Kassel auf, wo der Vater ein Unternehmen auf-
gebaut hatte. Nach dem Abitur sah sich Forssman einer schwierigen politischen
Situation gegenüber. „Ich wusste nur eines“, berichtet er in seiner Antrittsrede in der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften am 13. Januar 1973, „Soldat brauchte ich
nicht zu werden, da ich als schwedischer Staatsbürger auf die Welt gekommen war
und folglich im tausendjährigen Reich die Ereignisse als Gast und Zuschauer erle-
ben konnte“. In den väterlichen Betrieb wollte Forssman keinesfalls eintreten. Dafür
übten auf ihn illustrierte Kunstbücher, die nach seiner Aussage damals noch keine so
pseudowissenschaftliche Handelsware darstellten wie in späteren Jahrzehnten, einen
großen Reiz aus. Es war mehr die Rolle des materiellen Produzierens als des Schrei-
bens solcher Werke, an die er dachte. Nach mehreren Anläufen bot sich im renom-
mierten Buch- und Kunstverlag A. E. Seemann in Leipzig die Chance, im Bereich
der Herstellung tätig zu sein.
Als Forssman 1942 die Buchhändlerprüfung beim Börsenverein des deutschen
Buchhandels ablegte, hatte er angefangen, nebenbei an der Universität Leipzig Ger-
manistik, Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Unter den Lehrern mach-
te vor allem Hermann August Korff, der Verfasser von „Geist der Goethezeit“, einen
starken Eindruck, und zwar, wie Forssman gesteht, weniger durch seine spezifische
literarhistorische Methode „als durch seine bis ins äußere Detail, bis in die Frisur
gehende Goethesche Wesensart“. Dass durch Korff das Interesse für Goethe und die
deutsche Klassik generiert wurde, welches Forssman bis in späte Jahre begleitete, ist
offenkundig. Nach der schweren Zerstörung Leipzigs im Spätjahr 1943 wechselte
Forssman nach Göttingen und nahm dort das Studium, jetzt mit dem Hauptfach