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ANTRITTSREDEN
Antrittsrede von Herrn WERNER HOFMANN
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 16. April 2011.
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist eine große Ehre, in Ihren Kreis aufgenommen zu
werden und zum Wirken der Akademie beitragen zu
können, und ich freue mich, Ihnen hier kurz über mei-
nen Werdegang und meine wissenschaftlichen Interes-
sen berichten zu dürfen.
Dass es „die Physik werden würde“, war späte-
stens nach dem hervorragenden und motivierenden
Physikunterricht klar, den ich am Gymnasium meiner
Geburtsstadt Baden-Baden genoss, und der mir später
erlaubt hat, beim Physikstudium an der Universität Karlsruhe die ersten Semester
mehr oder weniger zu überspringen und mein Studium nach nur drei Jahren abzu-
schließen; etwas, was im heutigen verschulten Bachelor/Masterstudium leider kaum
mehr denkbar erscheint. Genauso wurde mir schnell klar, dass mich die Elementar-
teilchenphysik am meisten faszinierte, da sie in meinen Augen die wirklich funda-
mentalen Fragen der Physik aufgriff; zumindest in der Theorie kann man ja alles von
der Mikroskala bis zur Makroskala berechnen, wenn man die grundlegenden Kon-
stituenten der Materie und ihre Wechselwirkungen in ihrer Tiefe versteht. Diese der
Arroganz der Teilchenphysiker entspringende Ansicht musste ich natürlich später
etwas revidieren, nicht erst als Vorsitzender der Chemisch-Physikalisch-Technischen
Sektion der Max-Planck-Gesellschaft, wo ich mit herausragenden Kollegen zusam-
mentraf, die sich mit den verschiedenen Aspekten der wundersamen Komplexität
beschäftigen, die entsteht, wenn sich relativ wenige — z. B. im Atom — oder sehr viele
— z. B. in biologischen Systemen — Elementarteilchen zusammentun.
Meine Doktorarbeit am Kernforschungszentrum Karlsruhe und am CERN in
Genf brachte mich zu dem Thema, das mich die ersten Jahrzehnte meiner Karriere
beschäftigen sollte — die bis heute nicht völlig verstandene Frage, wie in hochener-
getischen Reaktionen von Elementarteilchen neue Elementarteilchen entstehen,
d.h. wie dabei Energie in Materie umgewandelt wird. Nach meiner Promotion 1977
ging ich mit meinem Doktorvater Dietrich Wegener nach Dortmund, wo dieser
einen neuen Lehrstuhl aufbaute, und experimentierte an den Beschleunigeranlagen
des CERN und des DESY in Hamburg; aus diesen Arbeiten entstand 1980 meine
Habilitationsschrift. Ein Heisenberg-Stipendium der DFG erlaubte mir, 1982 an das
Lawrence Berkeley Laboratorium in Berkeley/Kalifornien zu gehen, wo die Ent-
wicklung eines Detektorsystems — die „Time Projection Chamber“ (TPC) — voran-
getrieben wurde, das an den Beschleunigeranlagen in Stanford neue Einsichten in
die Teilchenerzeugung in Elektron-Positron-Kollisionen bei den höchsten damals
verfügbaren Energien versprach.
ANTRITTSREDEN
Antrittsrede von Herrn WERNER HOFMANN
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 16. April 2011.
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist eine große Ehre, in Ihren Kreis aufgenommen zu
werden und zum Wirken der Akademie beitragen zu
können, und ich freue mich, Ihnen hier kurz über mei-
nen Werdegang und meine wissenschaftlichen Interes-
sen berichten zu dürfen.
Dass es „die Physik werden würde“, war späte-
stens nach dem hervorragenden und motivierenden
Physikunterricht klar, den ich am Gymnasium meiner
Geburtsstadt Baden-Baden genoss, und der mir später
erlaubt hat, beim Physikstudium an der Universität Karlsruhe die ersten Semester
mehr oder weniger zu überspringen und mein Studium nach nur drei Jahren abzu-
schließen; etwas, was im heutigen verschulten Bachelor/Masterstudium leider kaum
mehr denkbar erscheint. Genauso wurde mir schnell klar, dass mich die Elementar-
teilchenphysik am meisten faszinierte, da sie in meinen Augen die wirklich funda-
mentalen Fragen der Physik aufgriff; zumindest in der Theorie kann man ja alles von
der Mikroskala bis zur Makroskala berechnen, wenn man die grundlegenden Kon-
stituenten der Materie und ihre Wechselwirkungen in ihrer Tiefe versteht. Diese der
Arroganz der Teilchenphysiker entspringende Ansicht musste ich natürlich später
etwas revidieren, nicht erst als Vorsitzender der Chemisch-Physikalisch-Technischen
Sektion der Max-Planck-Gesellschaft, wo ich mit herausragenden Kollegen zusam-
mentraf, die sich mit den verschiedenen Aspekten der wundersamen Komplexität
beschäftigen, die entsteht, wenn sich relativ wenige — z. B. im Atom — oder sehr viele
— z. B. in biologischen Systemen — Elementarteilchen zusammentun.
Meine Doktorarbeit am Kernforschungszentrum Karlsruhe und am CERN in
Genf brachte mich zu dem Thema, das mich die ersten Jahrzehnte meiner Karriere
beschäftigen sollte — die bis heute nicht völlig verstandene Frage, wie in hochener-
getischen Reaktionen von Elementarteilchen neue Elementarteilchen entstehen,
d.h. wie dabei Energie in Materie umgewandelt wird. Nach meiner Promotion 1977
ging ich mit meinem Doktorvater Dietrich Wegener nach Dortmund, wo dieser
einen neuen Lehrstuhl aufbaute, und experimentierte an den Beschleunigeranlagen
des CERN und des DESY in Hamburg; aus diesen Arbeiten entstand 1980 meine
Habilitationsschrift. Ein Heisenberg-Stipendium der DFG erlaubte mir, 1982 an das
Lawrence Berkeley Laboratorium in Berkeley/Kalifornien zu gehen, wo die Ent-
wicklung eines Detektorsystems — die „Time Projection Chamber“ (TPC) — voran-
getrieben wurde, das an den Beschleunigeranlagen in Stanford neue Einsichten in
die Teilchenerzeugung in Elektron-Positron-Kollisionen bei den höchsten damals
verfügbaren Energien versprach.