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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Antrittsreden
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Bock, Hans Georg: Antrittsrede von Herrn Hans Georg Bock an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2011
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0150
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Hans Georg Bock

169

Antrittsrede von Herrn HANS GEORG BOCK
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2011.

Herr Präsident, Frau Sekretärin, Herr Sekretär,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Zuwahl zur Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften durch Sie ist für mich eine große Ehre und
gleichzeitig eine Verpflichtung. Ich bedanke mich für
das Vertrauen, das Sie in mich gesetzt haben und will es
mit Engagement für die Arbeit der Akademie beant-
worten. Ich wünsche mir besonders, einen Beitrag
zur fachübergreifenden wissenschaftlichen Zusammen-
arbeit zu leisten; und hier sehe ich in der Heidelberger
Akademie ideale Wirkungsmöglichkeiten.
Aus vielen Wissenschaftler-Biographien gewinnt man den Eindruck, der Weg
zum Forscher und Hochschullehrer sei vorgezeichnet gewesen. Sicherlich nicht bei
mir. Es gab zahlreiche Scheidewege, und es gab für mich wichtige Persönlichkeiten,
die meine jeweiligen Entscheidungen beeinflusst haben.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Bottrop in Westfalen, einer kleinen
Großstadt zwischen Essen und Oberhausen. Mein familiärer Hintergrund ist länd-
lich.Väterlicherseits kann ich zurückblicken auf mehrere Generationen von Müllern


in der Lüneburger Heide - Korn-, Raps- und Sägemühlen, mütterlicherseits auf
Bauern im Emscherbruch.
Zwei frühkindliche Prägungen fallen mir ein: Mein Vater war Ingenieur im
Bergbau, von ihm habe ich die Faszination für alles Technische geerbt. Dann meine
Großmutter, die als Kind oft zu mir sagte „Jung, wat bisse wieder am Simulieren?“,
was auf Westfälisch soviel heißt wie „Worüber denkst gerade nach?“ Das Ergebnis
ist bekannt: Mein Forschungsgebiet wurde die modellgestützte Simulation und
Optimierung von Prozessen, von der Mechanik über Chemie und Biologie bis hin
in die Geisteswissenschaften.
Schon die Wahl des Studiums zeigt das für mich typische Hin- und Hergeris-
sensein zwischen verschiedenen Interessen. Ich wollte eigentlich zunächst in
Marburg Psychologie studieren, habe mich aber dann für Mathematik in Köln ent-
schieden.
Dieses Studium fand ich dann aber nur begrenzt spannend, weil sehr anwen-
dungsfern, genauer sogar anwendungsfremd. Ich habe deshalb Anfang der Siebziger
viel Zeit mit dem Studium der Entwicklungsphysiologie bei Heinz-Joachim Pohley
verbracht und nächtelang Programme der „Künstlichen Intelligenz“ entwickelt, die
selbsttätig Schachregeln ableiten und lernen sollten. Meine Diplomarbeit in einem
Gebiet der Funktionalanalysis hatte ich schon begonnen, als Roland Bulirsch aus La
Jolla nach Köln kam. Bulirsch ist einer der Begründer der heutigen anwendungs-
orientierten Mathematik in Deutschland. Ich war begeistert, warf alles um und
 
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