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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 16. Juli 2011
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Grunwald, Reinhard: Lebendiger Geist:Wie geht es?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0085
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SITZUNGEN

änderung von Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft in Max-Planck-Gesellschaft und Neugrün-
dung zunächst in der Britischen —, dann auch in der Amerikanischen Zone zurück.
Sie rettete die KWG/MPG aus dem ihre Existenz gefährdenden Schatten des vom
Ausland perhorriszierten imperialen, totalitären und militaristischen Deutschlands
heraus. Der greise Max Planck wurde am 16. Mai 1945 in einem Militärjeep von
Magdeburg nach Göttingen gebracht. Er erklärte sich bereit, das seit dem Selbstmord
des seit 1941 amtierenden Präsidenten Albert Vogler im April 1945 vakante Amt als
Übergangspräsident der KWG zu übernehmen und stimmte der Gründung einer
neuen Forschungsgesellschaft unter seinem Namen zu (vgl. Geschichte der MPG,
aaO, Die Erfindung der „Max-Planck-Gesellschaft“). Nach seiner Rückkehr aus
Farm Hall nach Göttingen übernahm ab April 1946 Otto Hahn die Präsidentschaft
der ersten MPG, die 1948 aufgelöst und zwei Tage später unter demselben Namen
in Göttingen neugegründet wurde.
Wie undifferenziert Deutschland und die Deutschen auch heute noch von
wichtigen Ausländern gesehen werden, wurde mir etwa in einem Gespräch mit
einem sehr bekannten amerikanischen Architekten klar, der mich anlässlich eines
Tabakskollegiums vor einigen Jahren bedrängte, dass wir Deutschen „Hitlers
Schloss“, gemeint war das Berliner Stadtschloss, nicht wieder aufbauen dürften. Da
halfen meine Remonstrationen nichts, die Hohenzollern und Hitler hätten histo-
risch außer vielleicht dem Interesse an Autos in Person des Kronprinzen wenig
Gemeinsames.
Aufbau, Neuorientierung
Ein bequemer Schüler war Gisbert zu Putlitz auf der Goethe-Schule in Ilmenau nicht:
Seine zahlreichen außerschulischen Aktivitäten bedeuteten immer wieder Abwesen-
heiten. Da diese nicht im Klassenbuch eingetragen wurden, vielmehr auf Abwesen-
heitszetteln vermerkt und gesammelt wurden, schützte rechtzeitige Beseitigung
dieser Zettel durch den Delinquenten diesen vor Konsequenzen. Die Familie sah
sich in Thüringen wachsenden Schikanen ausgesetzt, so dass schließlich Ostern 1949
wieder die Flucht angetreten wurde. Sie führte über Wolfenbüttel nach Erlangen, wo
seine Mutter wieder geheiratet hatte. Dort legte Gisbert zu Putlitz 1951 sein Abitur
ab. Er beschäftigte sich gern mit den Naturwissenschaften, seinen Chemielehrer
Löhle in Ilmenau und besonders seinen Physiklehrer Max Seeberger in Erlangen hat
er in dankbarer Erinnerung. Bei Seeberger hatte er gelernt, „dass Naturwissenschaften
nichts Axiomatischen sind, sondern etwas, das beobachtet wird und das dabei doch exakt ist.“
(Alpha Forum des Bayerischen Rundfunks , Sendung vom 6. 2. 2002, Gisbert zu
Putlitz im Gespräch mit Ulrike Leutheusser, BR-Online).
Der Koreakrieg war der Grund dafür, dass er nicht sogleich ein Studium auf-
nahm. Er wollte schnell etwas machen können, das seinen Mann besser ernährte als
der karge Lohn des Land- oder Forstarbeiters. Er erlernte daher das Mechaniker-
handwerk bei Zündapp in Nürnberg mit dem Ziel, Fahrräder reparieren zu können,
um „sozusagen Kleinunternehmer zu werden“ (BR alpha-Forum, aaO). Dabei stellte
er sich so geschickt an, dass er zum Einfahren der schweren Zündapp-Motorräder
 
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