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VERANSTALTUNGEN
ZEIT gab mit seinem Vortrag „Wissenschaft & Medien — eine heikle Beziehung“
einen Input aus der Praxis der Medien zum Thema. Dabei zielte er darauf ab, die
Arbeitsweisen der Medien und deren Kriterien von Auswahl und Gewichtung der
Themen transparent zu machen undVerständnis zu wecken. Bei der anschließenden
Diskussion wurde u.a. erörtert, dass mit zunehmender Spezialisierung der Fachjour-
nalismus an Bedeutung gewinnt - auch für Wissenschaftler. Journalisten sollten sich
dieser Verantwortung bewusst sein, will heißen: Wissenschaftsjournalisten sollten in
ihren Fachgebieten ausgebildet sein, bzw. Hintergrundwissen haben oder sich
aneignen. Einig waren sich die Diskutierenden darüber, dass Tagesjournalismus und
Wissenschaftsjournalismus unterschiedliche Anforderungen haben. Das Interesse
von Journalisten, die ja für eine wie immer geartete Öffentlichkeit schreiben, liege
zuallererst im Neuheitswert und der Aktualität einer Meldung. Meldungen sollten
möglichst auch etwas „Besonderes“, am besten eine Sensation oder einen Superlativ
verzeichnen können (das Älteste, die Schönste...). Diese Erfordernisse, die sich aus
der Nähe zum Leser ergeben, stünden oft den Interessen der Wissenschaftler dia-
metral entgegen. Die bei jeder Entdeckung oder Erfindung gegebene „Neuheit“
bezeichne häufig gerade nicht das, was vom „Publikum“ als Besonderes oder Super-
lativ gesehen werde. Die Bewertung der Besonderheit liege in aller Regel weit
auseinander. Überaus reizvoll war es deshalb, dass das Akademiemitglied Werner
Franke seine Perspektive des Verhältnisses Wissenschaft und Öffentlichkeit ein-
brachte.
Es ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unvermeidbar, ihre For-
schungsergebnisse — sei es hochschulintern oder extern — medial aufzubereiten. Die
Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Faktor für die Bedeutung, die
Forschungsthemen zugemessen wird. Immerhin ist die Forschung zu einem Groß-
teil auch öffentlich finanziert, so dass einer gewissen Erwartungshaltung nach
verständlicher Darstellung der Forschung begegnet werden muss. Die Macht der
Medien hat in den Augen der Postdocs enorm zugenommen. Sie geht so weit, dass
Forschung in ihrem Interesse von den Medien gelenkt wird und sei es nur indirekt
über Geldgeber. Grundlagen- und High-Risk-Forschung geraten ins Hintertreffen.
Was dem Geist der Zeit (Nähe zum Leser) nicht entspricht, weder Sensation noch
den Reiz des Besonderen (Grabung mit Jeepeinsatz, Götter in Weiß, High-Tech-
Maschinen) liefert, droht unter den Tisch zu fallen, mit gravierenden Folgen für die
Vielfalt sowie den Mut zur Kreativität und wirklicher Innovation in der Wissen-
schaft.
In der Reflektion des Verhältnisses zur Öffentlichkeit und der Rolle der Wis-
senschaftsstrukturen für exzellente Forschung hat das Netzwerktreffen einen Aus-
tausch über die Qualität der Forschung und Lehre weitergeführt, der auf die Mit-
wirkung und die Impulse der besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -Wissen-
schaftler angewiesen ist. Die Perspektiven der Akademiemitglieder geben in der
Offenheit der Diskussion den Postdocs wertvolle Orientierung für ihre weitere Kar-
riere. Denn sie werden bald selbst die Verantwortung für die Qualität der Hoch-
schulen haben.
ULRIKE VOGELMANN/DR. ANDREAS WEBER
VERANSTALTUNGEN
ZEIT gab mit seinem Vortrag „Wissenschaft & Medien — eine heikle Beziehung“
einen Input aus der Praxis der Medien zum Thema. Dabei zielte er darauf ab, die
Arbeitsweisen der Medien und deren Kriterien von Auswahl und Gewichtung der
Themen transparent zu machen undVerständnis zu wecken. Bei der anschließenden
Diskussion wurde u.a. erörtert, dass mit zunehmender Spezialisierung der Fachjour-
nalismus an Bedeutung gewinnt - auch für Wissenschaftler. Journalisten sollten sich
dieser Verantwortung bewusst sein, will heißen: Wissenschaftsjournalisten sollten in
ihren Fachgebieten ausgebildet sein, bzw. Hintergrundwissen haben oder sich
aneignen. Einig waren sich die Diskutierenden darüber, dass Tagesjournalismus und
Wissenschaftsjournalismus unterschiedliche Anforderungen haben. Das Interesse
von Journalisten, die ja für eine wie immer geartete Öffentlichkeit schreiben, liege
zuallererst im Neuheitswert und der Aktualität einer Meldung. Meldungen sollten
möglichst auch etwas „Besonderes“, am besten eine Sensation oder einen Superlativ
verzeichnen können (das Älteste, die Schönste...). Diese Erfordernisse, die sich aus
der Nähe zum Leser ergeben, stünden oft den Interessen der Wissenschaftler dia-
metral entgegen. Die bei jeder Entdeckung oder Erfindung gegebene „Neuheit“
bezeichne häufig gerade nicht das, was vom „Publikum“ als Besonderes oder Super-
lativ gesehen werde. Die Bewertung der Besonderheit liege in aller Regel weit
auseinander. Überaus reizvoll war es deshalb, dass das Akademiemitglied Werner
Franke seine Perspektive des Verhältnisses Wissenschaft und Öffentlichkeit ein-
brachte.
Es ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unvermeidbar, ihre For-
schungsergebnisse — sei es hochschulintern oder extern — medial aufzubereiten. Die
Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Faktor für die Bedeutung, die
Forschungsthemen zugemessen wird. Immerhin ist die Forschung zu einem Groß-
teil auch öffentlich finanziert, so dass einer gewissen Erwartungshaltung nach
verständlicher Darstellung der Forschung begegnet werden muss. Die Macht der
Medien hat in den Augen der Postdocs enorm zugenommen. Sie geht so weit, dass
Forschung in ihrem Interesse von den Medien gelenkt wird und sei es nur indirekt
über Geldgeber. Grundlagen- und High-Risk-Forschung geraten ins Hintertreffen.
Was dem Geist der Zeit (Nähe zum Leser) nicht entspricht, weder Sensation noch
den Reiz des Besonderen (Grabung mit Jeepeinsatz, Götter in Weiß, High-Tech-
Maschinen) liefert, droht unter den Tisch zu fallen, mit gravierenden Folgen für die
Vielfalt sowie den Mut zur Kreativität und wirklicher Innovation in der Wissen-
schaft.
In der Reflektion des Verhältnisses zur Öffentlichkeit und der Rolle der Wis-
senschaftsstrukturen für exzellente Forschung hat das Netzwerktreffen einen Aus-
tausch über die Qualität der Forschung und Lehre weitergeführt, der auf die Mit-
wirkung und die Impulse der besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -Wissen-
schaftler angewiesen ist. Die Perspektiven der Akademiemitglieder geben in der
Offenheit der Diskussion den Postdocs wertvolle Orientierung für ihre weitere Kar-
riere. Denn sie werden bald selbst die Verantwortung für die Qualität der Hoch-
schulen haben.
ULRIKE VOGELMANN/DR. ANDREAS WEBER