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ANTRITTSREDEN
„Prockop-Labor“ war ich während vier Jahre der US-amerikanischen und interna-
tionalen Topforschung exponiert und habe hervorragendes wissenschaftliches Trai-
ning erfahren. Es geschahen aber auch gute parawissenschaftliche Dinge. Das Labor
war in der Nähe von Manhattan in New York City, und innerhalb einer Stunde konn-
te man das pulsierende Leben und das enorme Kulturangebot dort erreichen. Davon
haben wir Europäischen Postdoktoranden sehr aktiv Gebrauch gemacht. Unter den
vielen internationalen Wissenschaftlern, die ich in Piscataway kennen gelernt habe,
war auch mein zukünftiger Ehemann, Peter Bruckner aus Basel.
Aus den USA kehrten wir zusammen nach Europa zurück, nach Basel. Im Bio-
zentrum der Universität, einem Schweizerischen Spitzenforschungszentrum, habe
ich meine zweite Postdoc-Stelle in der Abteilung Strukturbiologie angetreten. Die
drei Jahre im Biozentrum boten mir eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Vielfältig-
keit der modernen Zellbiologie und Molekularbiologie sowie deren interdiszi-
plinären Wechselwirkungen kennen zu lernen. Außerdem habe ich die geografische
Lokalisation von Basel im Zentrum Europas sowie die selbstverständliche Interna-
tionalität in der Schweiz sehr schätzen gelernt. Während dieser Zeit in Basel, mehr
als fünf Jahre nach dem Staatsexamen in Oulu, reifte langsam mein Wunsch, zur
Medizin zurück zu kehren und molekulare Wissenschaften mit der klinischen Medi-
zin zu kombinieren.
So habe ich 1984 im Universitätsspital Zürich die Facharztausbildung in der
Dermatologie begonnen. Nach einem Jahr intensiven klinischen Trainings folgte der
Aufbau einer eigenen Forschergruppe. Dabei waren die Erfahrungen der vergange-
nen sieben Jahre in internationalen grundlagenwissenschaftlich orientierten Labora-
torien sehr wertvoll. Mein akademischer Lehrer, Prof. U. W. Schnyder, Direktor der
Dermatologischen Klinik in Zürich, war ein Vertreter der klassischen Genetik und
hatte außerordentliches Interesse an erblich bedingten Erkrankungen der Haut, den
Genodermatosen. Hier kam ein Zufall ins Spiel, der meine zukünftige wissenschaft-
liche Karriere definiert hat. U. W. Schnyder hatte eine große Kohorte von Patienten
mit Epidermolysis bullosa, einer blasenbildenden Erkrankung der Haut. Einen Ruck
zur molekularen Abklärung der Epidermolysen gab die Entdeckung eines neuen
Kollagens. Dieses Kollagen, Typ VII, war etwas Exotisches, es kam nur in der Haut
vor und zwar in den Verankerungsfibrillen an der dermo-epidermalen Junktions-
zone, gerade dort, wo die Blasen bei Epidermolysis bullosa entstehen. Mit den in den
USA gelernten molekularen Methoden war die Charakterisierung dieses Kollagens
in der Haut leicht und anschließend konnten wir dessen Anomalien bei der Epider-
molysis bullosa identifizieren. Es erfolgten eigene Publikationen und Forschungs-
anträge. Das prestigevolle SCORE-Stipendium (Swiss Clinicians Opting for Rese-
arch) des Schweizerischen Nationalfonds für Förderung der wissenschaftlichen For-
schung hat es mir erlaubt, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen, die im Labor unter
meiner Leitung klinisch orientierte Fragestellungen bearbeitete. Heute würde man
diese Kombination „translationale Forschung“ nennen. Parallel dazu hatte ich die
Facharztausbildung absolviert und war Oberärztin der Klinik geworden.
Der nächste Schritt in meiner Karriere war von dem Ruf meines Manns auf
den Lehrstuhl für Physiologische Chemie an der Universität Münster bestimmt. Im
ANTRITTSREDEN
„Prockop-Labor“ war ich während vier Jahre der US-amerikanischen und interna-
tionalen Topforschung exponiert und habe hervorragendes wissenschaftliches Trai-
ning erfahren. Es geschahen aber auch gute parawissenschaftliche Dinge. Das Labor
war in der Nähe von Manhattan in New York City, und innerhalb einer Stunde konn-
te man das pulsierende Leben und das enorme Kulturangebot dort erreichen. Davon
haben wir Europäischen Postdoktoranden sehr aktiv Gebrauch gemacht. Unter den
vielen internationalen Wissenschaftlern, die ich in Piscataway kennen gelernt habe,
war auch mein zukünftiger Ehemann, Peter Bruckner aus Basel.
Aus den USA kehrten wir zusammen nach Europa zurück, nach Basel. Im Bio-
zentrum der Universität, einem Schweizerischen Spitzenforschungszentrum, habe
ich meine zweite Postdoc-Stelle in der Abteilung Strukturbiologie angetreten. Die
drei Jahre im Biozentrum boten mir eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Vielfältig-
keit der modernen Zellbiologie und Molekularbiologie sowie deren interdiszi-
plinären Wechselwirkungen kennen zu lernen. Außerdem habe ich die geografische
Lokalisation von Basel im Zentrum Europas sowie die selbstverständliche Interna-
tionalität in der Schweiz sehr schätzen gelernt. Während dieser Zeit in Basel, mehr
als fünf Jahre nach dem Staatsexamen in Oulu, reifte langsam mein Wunsch, zur
Medizin zurück zu kehren und molekulare Wissenschaften mit der klinischen Medi-
zin zu kombinieren.
So habe ich 1984 im Universitätsspital Zürich die Facharztausbildung in der
Dermatologie begonnen. Nach einem Jahr intensiven klinischen Trainings folgte der
Aufbau einer eigenen Forschergruppe. Dabei waren die Erfahrungen der vergange-
nen sieben Jahre in internationalen grundlagenwissenschaftlich orientierten Labora-
torien sehr wertvoll. Mein akademischer Lehrer, Prof. U. W. Schnyder, Direktor der
Dermatologischen Klinik in Zürich, war ein Vertreter der klassischen Genetik und
hatte außerordentliches Interesse an erblich bedingten Erkrankungen der Haut, den
Genodermatosen. Hier kam ein Zufall ins Spiel, der meine zukünftige wissenschaft-
liche Karriere definiert hat. U. W. Schnyder hatte eine große Kohorte von Patienten
mit Epidermolysis bullosa, einer blasenbildenden Erkrankung der Haut. Einen Ruck
zur molekularen Abklärung der Epidermolysen gab die Entdeckung eines neuen
Kollagens. Dieses Kollagen, Typ VII, war etwas Exotisches, es kam nur in der Haut
vor und zwar in den Verankerungsfibrillen an der dermo-epidermalen Junktions-
zone, gerade dort, wo die Blasen bei Epidermolysis bullosa entstehen. Mit den in den
USA gelernten molekularen Methoden war die Charakterisierung dieses Kollagens
in der Haut leicht und anschließend konnten wir dessen Anomalien bei der Epider-
molysis bullosa identifizieren. Es erfolgten eigene Publikationen und Forschungs-
anträge. Das prestigevolle SCORE-Stipendium (Swiss Clinicians Opting for Rese-
arch) des Schweizerischen Nationalfonds für Förderung der wissenschaftlichen For-
schung hat es mir erlaubt, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen, die im Labor unter
meiner Leitung klinisch orientierte Fragestellungen bearbeitete. Heute würde man
diese Kombination „translationale Forschung“ nennen. Parallel dazu hatte ich die
Facharztausbildung absolviert und war Oberärztin der Klinik geworden.
Der nächste Schritt in meiner Karriere war von dem Ruf meines Manns auf
den Lehrstuhl für Physiologische Chemie an der Universität Münster bestimmt. Im