Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

DOI Kapitel:
II. Die Forschungsvorhaben
DOI Kapitel:
Tätigkeitsberichte
DOI Kapitel:
6. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0240
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache

259

(„aus Liebe oder Hass“ 1255), per amistat ne per anemistat („aus Freundschaft oder
Feindschaft“ 1215), per ainic ni/ny per enetnic („für Freund oder Feind“ 1247; 1255)
sowie die Umsetzungen von „im Affekt (verletzen oder töten)“: sobre corrossa („im
Streit“ 13e s.), ab couratge („im Zorn“ 1300), ab inaa irada/irade, ab irade/irada ina; de
inaa irade; ellipt. inaa irade („in einer wütenden Geste, wörtl. mit zorniger Hand“
1220 bis 1278) sowie adverbial yradementz, iradament („zornig, im Zorn“ 1220-ca.
1300).
Neuerlich zeigt sich hier, wie stark der verwaltungs- und rechtsspezifische
Wortschatz der Kanzlei- und Urkundensprache das Wörterbuch prägt. Textsortenab-
hängig fällt den Begriffen mit negativem Inhalt und Konnotation die größere
Gewichtung zu. Diese treten bei einer Rechtssprache zwangsläufig in den Vorder-
grund, weil sie gesellschaftlich akzeptierten und juristisch festgelegten Normen
widersprechen. Die Wertebasis ist juristisch diktiert, und wenn sich unter dem
Begriff „Kuss“ der Eintrag embayssar en la boca 1300 „auf den Mund küssen“ findet,
so ist dies unter dem Aspekt der Feudalsprache als ritueller Lehenskuss zu deuten,
integraler Bestandteil des Lehnsaktes, der der Bekräftigung der Treueverpflichtung
zwischen Herrn und Vasall diente.
Auch ist die Präzision von Fachbegriffen nicht zu unterschätzen, und der
Situationskontext, ohne den ein Wort nicht ernsthaft definiert werden kann, trägt
wesentlich zurVereindeutigung von Aussagen bei. Dignitad aus einem Testament von
1270, im Glossar der Edition und lexikographisch belegt mit „Würde“, bezeichnet
in unserem Dokument die Glaubwürdigkeit einer Person, die als Kläger auftritt.
Orrible aus den alten Coutumes von Bayonne 1273 ist nicht als „abscheulich, ent-
setzlich“, wie gemeinhin belegt, zu verstehen, sondern meint „verleumderisch (über
jemanden reden)“.
Zur Sicherung der künftigen Internetpräsenz des Wörterbuchs wurde von der
Redaktion ein Konzept zu seiner digitalen Bereitstellung und der teilweisen Indi-
zierung der frühen (noch nicht maschinenlesbaren) Faszikel vorgeschlagen, das sich
derzeit in den Anfängen der Umsetzung befindet. Nach der Umwandlung sämtlicher
Faszikel in Bilddateien und anschließender Auslesung der Textdaten mittels der
gezielt trainierten Open-Source OCR-Software Tesseract, soll aus den gewonnenen
Textdaten eine Datenbank erstellt werden. Diese bildet die Grundlage eines Web-
angebots, in dessen Rahmen ergänzend zu den Buchseiten durchsuchbare Indizes
zur Verfügung gestellt werden können. Die Arbeiten werden von Andreas Fink, M.A.
durchgeführt bzw. betreut, der mit den Projekterfordernissen des onomasiologischen
Wörterbuchs aufgrund seiner langjährigen Zusammenarbeit und Betreuung im
EDV-Bereich bestens vertraut ist.
Frau Burckhardt hat im Berichtsjahr eine bibliographische Sigelliste zu den im
DAG benutzten Quellen nach 1300 erstellt. Diese wird den Lesern der DAG-Faszi-
kel 1 bis 11 den längst überfälligen und von Nutzerseite aus unerlässlichen Zugriff
auf die Quelleninformationen sichern. In ihr erfasst sind des Weiteren die ebenfalls
in den früheren Faszikeln zitierten lateinischen und regionalfranzösischen Quellen.
Die Liste befindet sich in der letzten Korrekturphase und kann Anfang 2012 auf der
Webseite des Projekts eingesehen und benutzt werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften