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TÄTIGKEITSBERICHTE
II. Felsbilder im Ghizer-Tal
Entlang der von Gupis zum Shandur-Pass führenden Straße sind mehrere Felsbild-
gruppen bekannt geworden, die über dem Flusslauf des Ghizer liegen. Sie sind durch
grobe Nachzeichnungen in den letzten Jahren so stark gestört, dass sich die Doku-
mentation auf einige ausgewählte Bildfelsen beschränken musste. Etwa 1 km west-
lich von Thangai sind einfache aus dem frühen Mittelalter stammende in Strich-
zeichnung ausgeführte Bilder von Jägern, Steinböcken, aber auch von Kriegern,
Reitern und dekorierten Scheiben, sog. Sonnensymbolen, auf einer Felsgruppe ein-
graviert. Von einer größeren Felsbildansammlung von Salimabad bei Pingal wurden
auf einer Felsrippe über dem Fluss vier Steine mit insgesamt 55 Gravuren aufge-
nommen. Sie zeigen dieselbe Bildwelt wie die Station von Thangai, aber auch eini-
ge prähistorische Ritzungen von Handabdrücken, Tierszenen und vielleicht auch
dreier Masken, wie sie für die Okunev-Kultur charakteristisch sind. Die Felsbild-
gruppe ist von besonderer Bedeutung, da sie die einzige Darstellung eines Stüpa auf
der Ghizer-Route erbracht hat. Auf einem Felsblock westlich der Straße sind jünge-
re stilisierte Jagdszenen eingraviert, die mit Reflexbogen ausgerüstete Jäger zeigen.
Einzelne Bilder zeigen Reiter, die auf dem Pferde sitzend rückwärtsgewandt mit
ebensolchen Bogen Pfeile abschießen.
III. Felsbilder in Baltistan
Von Skardu aus wurden die Buddhafelsen von Lamsah am Shyok-Fluss und von
Manthal unterhalb des Satpara-Sees sowie die Ruinen der buddhistischen Höhen-
siedlung von Shigar aufgesucht. Das 1982 entdeckte Relief von Lamsah, das den
antiken Aufweg zu der aus dem Shigar-Tal in die Hochebene von Skardu führende
Passroute markiert, zeigt das bekannte Motiv der Buddha-Triade. Die auf älteren
Aufnahmen beruhende Umzeichnung konnte korrigiert werden. Am berühmten
Buddha-Felsen von Manthal konnte auf seiner Südostseite das erst 2007 entdeckte
Flachrelief eines meditierenden Buddha auf dem Lotosthron und zwei die Zentral-
figur flankierenden stehenden Bodhisattvas erneut in bisher übersehenen Einzelhei-
ten dokumentiert werden. Die dem Motiv der Frontalseite entsprechenden Buddha-
Triade ist wegen des dichten Flechtenbewuchses nur bei guter Beleuchtung erkenn-
bar. Beide Denkmäler sind durch seit 2010 errichtete Einfriedungen stark
beeinträchtigt worden. Die buddhistischen Klosterruinen von Shigar zeigen Spuren
reger Raubgräbertätigkeit.
Östlich von Khaplu im Ghangche-Distrikt sind aus der Ebene von Dumsum
drei Felsbildgruppen bekannt, die jedoch bereits in der militärischen Sperrzone lie-
gen. Dank der Unterstützung durch den Aga Khan Cultural Service, der in diesem
Jahr die Restaurierung des Raja-Palastes von Khaplu abgeschlossen hatte, war eine
Aufnahme der Gravuren ermöglicht worden. Die beiden Felsbildgruppen von
Dranmo Saspong und Foqnaqh (Tassa-Lachat) sind von besonderer Bedeutung,
da sie an der wichtigen von Khaplu durch das Kondus-Tal und über den Siachen-
Gletscher nachYarkand führenden alten Karawanenroute liegen.Vier Steine erbrach-
ten insgesamt 10 Gravuren, neben einfachen Steinböcken und einem Mann die
TÄTIGKEITSBERICHTE
II. Felsbilder im Ghizer-Tal
Entlang der von Gupis zum Shandur-Pass führenden Straße sind mehrere Felsbild-
gruppen bekannt geworden, die über dem Flusslauf des Ghizer liegen. Sie sind durch
grobe Nachzeichnungen in den letzten Jahren so stark gestört, dass sich die Doku-
mentation auf einige ausgewählte Bildfelsen beschränken musste. Etwa 1 km west-
lich von Thangai sind einfache aus dem frühen Mittelalter stammende in Strich-
zeichnung ausgeführte Bilder von Jägern, Steinböcken, aber auch von Kriegern,
Reitern und dekorierten Scheiben, sog. Sonnensymbolen, auf einer Felsgruppe ein-
graviert. Von einer größeren Felsbildansammlung von Salimabad bei Pingal wurden
auf einer Felsrippe über dem Fluss vier Steine mit insgesamt 55 Gravuren aufge-
nommen. Sie zeigen dieselbe Bildwelt wie die Station von Thangai, aber auch eini-
ge prähistorische Ritzungen von Handabdrücken, Tierszenen und vielleicht auch
dreier Masken, wie sie für die Okunev-Kultur charakteristisch sind. Die Felsbild-
gruppe ist von besonderer Bedeutung, da sie die einzige Darstellung eines Stüpa auf
der Ghizer-Route erbracht hat. Auf einem Felsblock westlich der Straße sind jünge-
re stilisierte Jagdszenen eingraviert, die mit Reflexbogen ausgerüstete Jäger zeigen.
Einzelne Bilder zeigen Reiter, die auf dem Pferde sitzend rückwärtsgewandt mit
ebensolchen Bogen Pfeile abschießen.
III. Felsbilder in Baltistan
Von Skardu aus wurden die Buddhafelsen von Lamsah am Shyok-Fluss und von
Manthal unterhalb des Satpara-Sees sowie die Ruinen der buddhistischen Höhen-
siedlung von Shigar aufgesucht. Das 1982 entdeckte Relief von Lamsah, das den
antiken Aufweg zu der aus dem Shigar-Tal in die Hochebene von Skardu führende
Passroute markiert, zeigt das bekannte Motiv der Buddha-Triade. Die auf älteren
Aufnahmen beruhende Umzeichnung konnte korrigiert werden. Am berühmten
Buddha-Felsen von Manthal konnte auf seiner Südostseite das erst 2007 entdeckte
Flachrelief eines meditierenden Buddha auf dem Lotosthron und zwei die Zentral-
figur flankierenden stehenden Bodhisattvas erneut in bisher übersehenen Einzelhei-
ten dokumentiert werden. Die dem Motiv der Frontalseite entsprechenden Buddha-
Triade ist wegen des dichten Flechtenbewuchses nur bei guter Beleuchtung erkenn-
bar. Beide Denkmäler sind durch seit 2010 errichtete Einfriedungen stark
beeinträchtigt worden. Die buddhistischen Klosterruinen von Shigar zeigen Spuren
reger Raubgräbertätigkeit.
Östlich von Khaplu im Ghangche-Distrikt sind aus der Ebene von Dumsum
drei Felsbildgruppen bekannt, die jedoch bereits in der militärischen Sperrzone lie-
gen. Dank der Unterstützung durch den Aga Khan Cultural Service, der in diesem
Jahr die Restaurierung des Raja-Palastes von Khaplu abgeschlossen hatte, war eine
Aufnahme der Gravuren ermöglicht worden. Die beiden Felsbildgruppen von
Dranmo Saspong und Foqnaqh (Tassa-Lachat) sind von besonderer Bedeutung,
da sie an der wichtigen von Khaplu durch das Kondus-Tal und über den Siachen-
Gletscher nachYarkand führenden alten Karawanenroute liegen.Vier Steine erbrach-
ten insgesamt 10 Gravuren, neben einfachen Steinböcken und einem Mann die