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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
oder die Jesuiten Jacob Pontanus und Jacob Masen auf Ovid im Allgemeinen und auf
seine Heroidendichtung im Speziellen Bezug nehmen. In diesem poetologischen
Rahmen werden im Hauptteil der Arbeit fünf teils umfangreiche Heroidensamm-
lungen jesuitischer Poeten auf ihre Darstellungstechniken und inhaltlichen Schwer-
punkte hin untersucht.
Dabei spielen v.a. Modi der christianisierenden Transformation ihres antiken
Vorbildes, Ovids Heroides, die mannigfachen intertextuellen Bezüglichkeiten - auch
untereinander - sowie die Auswahl einerseits geistlicher Stoffe (Altes oder Neues
Testament, Hagiographie), andererseits zunehmend historischer Themen (Kirchen-,
Zeit- und Ordenshistorie) eine zentrale Rolle. Innovationen waren von den jesuiti-
schen Dichtern nicht nur durch souveräne Imitation und christliche Überbietung
ihres antiken Vorläufers zu erreichen, sondern eben auch durch die Ausweitung
struktureller und inhaltlicher Darstellungsmöglichkeiten. Hier kann die Arbeit in
Form von Einzelinterpretationen die jeweiligen poetischen Techniken, etwa eine
Wendung zur Zeitgeschichte (anhand von Jacob Bidermanns Brief Kaiser Karls V an
Francisco de Boga), Möglichkeiten der Zyklusbildung (anhand von Cabiliaus Geno-
vefa-Zyklus im vierten Buch seiner Heroideri) und Text-Bild-Kombinationen, die
dem zeitgenössischen Emblem nahekommen (anhand von Jean Vincarts Heroides
Sacrae) detailliert herausarbeiten. Formen der Allegorisierung der in Briefkontakt
stehenden Personen werden ebenfalls anhand einzelner Briefe von den humanisti-
schen Vorläufern in Deutschland und den Niederlanden bis zu Jacob Baldes vollends
allegorisch zu deutendem Heroiden-Zylkus Urania Victrix verfolgt, der zugleich
chronologisch den Endpunkt des Untersuchungszeitraumes markiert.
Die Frage nach der funktionalen Bestimmung dieser Gattung im Vergleich zu
anderen zeitgenössischen Genera steht im Mittelpunkt des zweiten Teiles der Arbeit.
Hier wird jeweils exemplarisch ein Heroidenbrief mit einem oder mehreren Texten
aus den drei anderen Großgattungen Epik, Lyrik und Drama verglichen, wobei ein
identischer Stoff inhaltliche Vergleichbarkeit sicherstellt. Hier wird der Versuch
unternommen, die Frage nach dem großen Erfolg der heroischen Versepistel gerade
in der jesuitischen Dichtung der Zeit mit Hilfe einer funktionalen Differenzierung
zu beantworten, die etwa einem Genus eher didaktisch-paränetische Ausrichtung
attestiert und es damit eher im Kontext des jesuitischen Schulwesens verortet,
während ein anderes primär auf den ästhetischen Nachvollzug gerichtet und damit
einer v.a. innerhalb der Gesellschaft Jesu kursierenden gelehrten aber auch poetisch
anspruchsvollen Literatur verpflichtet scheint. Im Kapitel zu lyrischen Texten wird
dabei der noch spezielleren Frage nachgegangen, warum in der Briefdichtung der
Heroiden gerade die Gestalt der Maria Magdalena, und dies programmatisch, ausge-
spart wird, während es an lyrischen Texten mit diesem Sujet im Barock wahrlich
nicht mangelt. Ein umfangreicher Anhang präsentiert die in der Arbeit interpretier-
ten lateinischen Texte, die zum Großteil bislang nicht oder unzureichend ediert sind,
jeweils ergänzt um eine deutsche Übersetzung.
FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
oder die Jesuiten Jacob Pontanus und Jacob Masen auf Ovid im Allgemeinen und auf
seine Heroidendichtung im Speziellen Bezug nehmen. In diesem poetologischen
Rahmen werden im Hauptteil der Arbeit fünf teils umfangreiche Heroidensamm-
lungen jesuitischer Poeten auf ihre Darstellungstechniken und inhaltlichen Schwer-
punkte hin untersucht.
Dabei spielen v.a. Modi der christianisierenden Transformation ihres antiken
Vorbildes, Ovids Heroides, die mannigfachen intertextuellen Bezüglichkeiten - auch
untereinander - sowie die Auswahl einerseits geistlicher Stoffe (Altes oder Neues
Testament, Hagiographie), andererseits zunehmend historischer Themen (Kirchen-,
Zeit- und Ordenshistorie) eine zentrale Rolle. Innovationen waren von den jesuiti-
schen Dichtern nicht nur durch souveräne Imitation und christliche Überbietung
ihres antiken Vorläufers zu erreichen, sondern eben auch durch die Ausweitung
struktureller und inhaltlicher Darstellungsmöglichkeiten. Hier kann die Arbeit in
Form von Einzelinterpretationen die jeweiligen poetischen Techniken, etwa eine
Wendung zur Zeitgeschichte (anhand von Jacob Bidermanns Brief Kaiser Karls V an
Francisco de Boga), Möglichkeiten der Zyklusbildung (anhand von Cabiliaus Geno-
vefa-Zyklus im vierten Buch seiner Heroideri) und Text-Bild-Kombinationen, die
dem zeitgenössischen Emblem nahekommen (anhand von Jean Vincarts Heroides
Sacrae) detailliert herausarbeiten. Formen der Allegorisierung der in Briefkontakt
stehenden Personen werden ebenfalls anhand einzelner Briefe von den humanisti-
schen Vorläufern in Deutschland und den Niederlanden bis zu Jacob Baldes vollends
allegorisch zu deutendem Heroiden-Zylkus Urania Victrix verfolgt, der zugleich
chronologisch den Endpunkt des Untersuchungszeitraumes markiert.
Die Frage nach der funktionalen Bestimmung dieser Gattung im Vergleich zu
anderen zeitgenössischen Genera steht im Mittelpunkt des zweiten Teiles der Arbeit.
Hier wird jeweils exemplarisch ein Heroidenbrief mit einem oder mehreren Texten
aus den drei anderen Großgattungen Epik, Lyrik und Drama verglichen, wobei ein
identischer Stoff inhaltliche Vergleichbarkeit sicherstellt. Hier wird der Versuch
unternommen, die Frage nach dem großen Erfolg der heroischen Versepistel gerade
in der jesuitischen Dichtung der Zeit mit Hilfe einer funktionalen Differenzierung
zu beantworten, die etwa einem Genus eher didaktisch-paränetische Ausrichtung
attestiert und es damit eher im Kontext des jesuitischen Schulwesens verortet,
während ein anderes primär auf den ästhetischen Nachvollzug gerichtet und damit
einer v.a. innerhalb der Gesellschaft Jesu kursierenden gelehrten aber auch poetisch
anspruchsvollen Literatur verpflichtet scheint. Im Kapitel zu lyrischen Texten wird
dabei der noch spezielleren Frage nachgegangen, warum in der Briefdichtung der
Heroiden gerade die Gestalt der Maria Magdalena, und dies programmatisch, ausge-
spart wird, während es an lyrischen Texten mit diesem Sujet im Barock wahrlich
nicht mangelt. Ein umfangreicher Anhang präsentiert die in der Arbeit interpretier-
ten lateinischen Texte, die zum Großteil bislang nicht oder unzureichend ediert sind,
jeweils ergänzt um eine deutsche Übersetzung.