15. April 2011
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In der frühen Kaiserzeit wurde das Heiligtum weiter ausgebaut.Von dem ioni-
schen Tempel sind zahlreiche, stuckierte Architektur- und Buntmarmorfragmente
erhalten. Weihinschriften belegen die Stiftungstätigkeiten der lokalen Elite, die Ehren-
inschrift für einen ritterlichen Offizier trajanischer Zeit aus Cossura bezeugt erst-
malig das Amt eines procurator ab annona ad Puteolos, der für die Getreideversorgung
Roms zuständig war3. Cossura hatte offenbar von Augustus das Bürgerrecht erhalten
und war als Munizipium eng mit dem Kaiserhaus verbunden. Dies erweist nicht nur
eine Ehrung an Germanicus nach seinem Tode 19 n. Chr., sondern auch eine Kai-
sergalerie, die in claudischer Zeit aufgestellt wurde. Der Fund der exzellent erhalte-
nen Porträts von C. lulius Caesar, Antonia Minor,Titus FlaviusVespasianus und ande-
ren Mitgliedern des Kaiserhauses im Sommer 2003 sorgte für internationales Aufse-
hen und Ausstellungen rund um den Globus4. Ein weiterer sensationeller Fund
gelang 2011, als ein gut erhaltener Opfertisch mit punischer Weihinschrift und Kult-
gerät in situ geborgen werden konnte.
Wie die Analyse der Keramik zeigt, wurde die Akropolis am Ende des 2. oder
zu Beginn des 3.Jhs. n. Chr. verlassen und die Siedlung vermutlich an den Hafen
verlagert. Das Heiligtum scheint langsam verfallen, aber bis ins 5. Jh. n. Chr. aufge-
lassen worden zu sein. Ein Glücksfall war die Existenz der zahlreichen Zisternen, in
die der „Schutt“ verfüllt wurde und dadurch erhalten geblieben ist.
3 G.Alföldy, ZPE 151, 2005, 193ff.
4 Vgl. etwa: Caesar ist in der Stadt. Die neu entdeckten Marmorbildnisse aus Pantelleria. Ausstel-
lungskatalog Hamburg — Tübingen (2004).
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In der frühen Kaiserzeit wurde das Heiligtum weiter ausgebaut.Von dem ioni-
schen Tempel sind zahlreiche, stuckierte Architektur- und Buntmarmorfragmente
erhalten. Weihinschriften belegen die Stiftungstätigkeiten der lokalen Elite, die Ehren-
inschrift für einen ritterlichen Offizier trajanischer Zeit aus Cossura bezeugt erst-
malig das Amt eines procurator ab annona ad Puteolos, der für die Getreideversorgung
Roms zuständig war3. Cossura hatte offenbar von Augustus das Bürgerrecht erhalten
und war als Munizipium eng mit dem Kaiserhaus verbunden. Dies erweist nicht nur
eine Ehrung an Germanicus nach seinem Tode 19 n. Chr., sondern auch eine Kai-
sergalerie, die in claudischer Zeit aufgestellt wurde. Der Fund der exzellent erhalte-
nen Porträts von C. lulius Caesar, Antonia Minor,Titus FlaviusVespasianus und ande-
ren Mitgliedern des Kaiserhauses im Sommer 2003 sorgte für internationales Aufse-
hen und Ausstellungen rund um den Globus4. Ein weiterer sensationeller Fund
gelang 2011, als ein gut erhaltener Opfertisch mit punischer Weihinschrift und Kult-
gerät in situ geborgen werden konnte.
Wie die Analyse der Keramik zeigt, wurde die Akropolis am Ende des 2. oder
zu Beginn des 3.Jhs. n. Chr. verlassen und die Siedlung vermutlich an den Hafen
verlagert. Das Heiligtum scheint langsam verfallen, aber bis ins 5. Jh. n. Chr. aufge-
lassen worden zu sein. Ein Glücksfall war die Existenz der zahlreichen Zisternen, in
die der „Schutt“ verfüllt wurde und dadurch erhalten geblieben ist.
3 G.Alföldy, ZPE 151, 2005, 193ff.
4 Vgl. etwa: Caesar ist in der Stadt. Die neu entdeckten Marmorbildnisse aus Pantelleria. Ausstel-
lungskatalog Hamburg — Tübingen (2004).