16.Juli 2011
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Kopfermann, wurde Wissenschaftlicher Assistent am I. Physikalischen Institut und
übernahm die Leitung einer Arbeitsgruppe. Er habilitierte sich 1966 ebenfalls in
Heidelberg für das Fach Physik, wurde im selben Jahr Oberassistent, 1969 Wissen-
schaftlicher Rat und von 1969 bis 1972 Forschungsstipendiat der Stiftung Volkswa-
genwerk. Zum apl. Professor wurde er 1969 ernannt, ab 1972 war er kommissari-
scher Leiter, seit 1973, nun zum ordentlichen Professor berufen, Leiter des Instituts
für Angewandte Physik I. 1975 schließlich wurde er auf den Lehrstuhl für Physik am
Physikalischen Institut der Universität Heidelberg berufen. Seinen ersten Ruf hatte
er 1969 an die University of Texas in Austin erhalten und abgelehnt, ebenso den
zweiten 1970 nach Kaiserslautern.
Gisbert zu Putlitz wurde zum „Ritter der Experimentalphysik“ (Manfred Lindin-
ger, Ein Ritter der Experimentalphysik, in: FAZ vom 14.2.2011). Er arbeitete auf
den Gebieten der Atomphysik, der Kernphysik, Festkörperphysik und Quantenflüs-
sigkeiten. Besonders das Myon hatte es ihm angetan.Völlig unverstanden bis heute,
hatte der Nobelpreisträger Rabi es nach seiner Entdeckung mit der eher unwirschen
Frage begrüßt: “Who ordered this?“, wer das denn bestellt habe. Dieses flüchtige
schwere Elementarteilchen hat das Zeug dazu, das physikalische Standardmodell aus
den Angeln zu heben, wenn es kein Punkt ist. Zu Putlitz fasst seine Forschungsar-
beiten so zusammen: „Wenn Sie so wollen, dann könnten Sie sagen, ich habe mich 30Jahre
lang mit der Frage beschäftigt, wie groß ein Punkt ist.“ (BR alpha-Forum , aaO). Insge-
samt mehr als 200 Originalarbeiten in der Physik sind das Ergebnis, nicht gezählt
seine Vorträge zu Themen der Hochschul- und Wissenschaftspolitik. Diese wissen-
schaftlichen Leistungen angemessen zu würdigen, ist die Aufgabe Kundigerer.
Gisbert zu Putlitz hatte ab 1967 seine wissenschaftlichen Wanderjahre begonnen,
die ihn vor allem in die USA, etwa an die Columbia University, besonders nachhal-
tig dann an die Yale University, New Haven und nach Los Alamos führten, nachVil-
lingen an das Schweizerische Institut für Nuklearphysik sowie an das Rutherford
Labor in England. Er erlebte den Umbruch von klassischen Instrumenten der Spek-
troskopie zum Laser und gestaltete die neuen experimentellen Möglichkeiten damit
intensiv mit. Vor allem lernte er unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten von For-
schungsarbeiten mit und das Zusammenspiel von Teams und kreativen einzelnen Forscher-
persönlichkeiten in ganz unterschiedlichen Einrichtungen.
Der lebendige Geist war im Jahre 1960 in der Bundesrepublik nach intensiven
Vorarbeiten erstmalig vom Wissenschaftsrat vermessen und kartographiert worden.
„Empfehlungen zum Ausbau der der Wissenschaftlichen Einrichtungen. Teil I: Die
Hochschulen“, veröffentlicht im November 1960, hatten zu detaillierten Vorschlägen
geführt: Untersucht worden waren die promotionsberechtigten Hochschulen. An
ihnen sollten über 1200 neue Lehrstühle eingerichtet werden, über 2500 Mittelbau-
stellen und über 5500 Assistentenstellen. Die Länder hielten sich bei der Umsetzung
weitgehend an die Empfehlungen. Der Lehrstuhl bzw. der Ordinarius wurde zur Grund-
einheit der deutschen Universität erklärt, alles andere bemaß sich nach dieser Grundeinheit, die
durch die Empfehlungen eher schlicht skaliert wurden. Die Diskussion moderater
Modernisierung, etwa von „Parallelprofessuren“ in größeren Fächern, wurde in den
einzelnen Fakultäten und die Kultus Verwaltung dadurch abgewendet, dass man
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Kopfermann, wurde Wissenschaftlicher Assistent am I. Physikalischen Institut und
übernahm die Leitung einer Arbeitsgruppe. Er habilitierte sich 1966 ebenfalls in
Heidelberg für das Fach Physik, wurde im selben Jahr Oberassistent, 1969 Wissen-
schaftlicher Rat und von 1969 bis 1972 Forschungsstipendiat der Stiftung Volkswa-
genwerk. Zum apl. Professor wurde er 1969 ernannt, ab 1972 war er kommissari-
scher Leiter, seit 1973, nun zum ordentlichen Professor berufen, Leiter des Instituts
für Angewandte Physik I. 1975 schließlich wurde er auf den Lehrstuhl für Physik am
Physikalischen Institut der Universität Heidelberg berufen. Seinen ersten Ruf hatte
er 1969 an die University of Texas in Austin erhalten und abgelehnt, ebenso den
zweiten 1970 nach Kaiserslautern.
Gisbert zu Putlitz wurde zum „Ritter der Experimentalphysik“ (Manfred Lindin-
ger, Ein Ritter der Experimentalphysik, in: FAZ vom 14.2.2011). Er arbeitete auf
den Gebieten der Atomphysik, der Kernphysik, Festkörperphysik und Quantenflüs-
sigkeiten. Besonders das Myon hatte es ihm angetan.Völlig unverstanden bis heute,
hatte der Nobelpreisträger Rabi es nach seiner Entdeckung mit der eher unwirschen
Frage begrüßt: “Who ordered this?“, wer das denn bestellt habe. Dieses flüchtige
schwere Elementarteilchen hat das Zeug dazu, das physikalische Standardmodell aus
den Angeln zu heben, wenn es kein Punkt ist. Zu Putlitz fasst seine Forschungsar-
beiten so zusammen: „Wenn Sie so wollen, dann könnten Sie sagen, ich habe mich 30Jahre
lang mit der Frage beschäftigt, wie groß ein Punkt ist.“ (BR alpha-Forum , aaO). Insge-
samt mehr als 200 Originalarbeiten in der Physik sind das Ergebnis, nicht gezählt
seine Vorträge zu Themen der Hochschul- und Wissenschaftspolitik. Diese wissen-
schaftlichen Leistungen angemessen zu würdigen, ist die Aufgabe Kundigerer.
Gisbert zu Putlitz hatte ab 1967 seine wissenschaftlichen Wanderjahre begonnen,
die ihn vor allem in die USA, etwa an die Columbia University, besonders nachhal-
tig dann an die Yale University, New Haven und nach Los Alamos führten, nachVil-
lingen an das Schweizerische Institut für Nuklearphysik sowie an das Rutherford
Labor in England. Er erlebte den Umbruch von klassischen Instrumenten der Spek-
troskopie zum Laser und gestaltete die neuen experimentellen Möglichkeiten damit
intensiv mit. Vor allem lernte er unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten von For-
schungsarbeiten mit und das Zusammenspiel von Teams und kreativen einzelnen Forscher-
persönlichkeiten in ganz unterschiedlichen Einrichtungen.
Der lebendige Geist war im Jahre 1960 in der Bundesrepublik nach intensiven
Vorarbeiten erstmalig vom Wissenschaftsrat vermessen und kartographiert worden.
„Empfehlungen zum Ausbau der der Wissenschaftlichen Einrichtungen. Teil I: Die
Hochschulen“, veröffentlicht im November 1960, hatten zu detaillierten Vorschlägen
geführt: Untersucht worden waren die promotionsberechtigten Hochschulen. An
ihnen sollten über 1200 neue Lehrstühle eingerichtet werden, über 2500 Mittelbau-
stellen und über 5500 Assistentenstellen. Die Länder hielten sich bei der Umsetzung
weitgehend an die Empfehlungen. Der Lehrstuhl bzw. der Ordinarius wurde zur Grund-
einheit der deutschen Universität erklärt, alles andere bemaß sich nach dieser Grundeinheit, die
durch die Empfehlungen eher schlicht skaliert wurden. Die Diskussion moderater
Modernisierung, etwa von „Parallelprofessuren“ in größeren Fächern, wurde in den
einzelnen Fakultäten und die Kultus Verwaltung dadurch abgewendet, dass man