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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Häfner, Heinz: Drei Symposien „Alter und Altern“ und ein Vorbereitungssymposium
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0121
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VERANSTALTUNGEN

Aus den Ergebnissen des WIN-Projekts „Religiosität und poetische Konstruk-
tion von Lebensaltern“ an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften berichte-
ten Dr. T. Fitzon, Dr. D. Elm und Dr. K. Liess über Bilder von Altersweisheit aus histo-
rischen Quellen verschiedener Zeiten. Sie zeigten, dass Alter und Weisheit nicht
unbedingt miteinander verbunden sind, aber die Altersweisheit von Intelligenz als
kreativer Fähigkeit der Weltbewältigung und des Weltverstehens nicht getrennt wer-
den kann. K. Liess zeigte dies an der jüngeren alttestamentlichen und apokryphen
Weisheit in der Literatur. D. Elm beschrieb die göttlich inspirierte Weisheit einer
22-jährigen christlichen Märtyrerin aus einer zu Beginn des 3. Jahrhunderts in
Nordafrika entstandenen Schrift. T. Fitzon wählte Ludwig Tiecks Novelle „Der Alte
vom Berge“ zur paradigmatischen Darstellung des ambivalenten Konzepts von
Altersweisheit im frühen 19. Jahrhundert.
Das von Behinderung und Gebrechlichkeit bedrohte sehr hohe Lebensalter
war und wird bis in die Gegenwart überwiegend von der Familie getragen und ver-
sorgt (V Schütze'). Ein Umbruch erfolgte erst durch die Ablösung der familiären
durch die kollektiven Systeme der Altersversorgung in einigen modernen Staaten.
Die enormen kulturellen Unterschiede und die Probleme unvollständiger Über-
gänge zwischen beiden Systemen der Versorgung des Alters wurden in der Diskus-
sion mehrfach angesprochen.
Die ökonomischen Aspekte des Alterns in der Gesellschaft wurden mit dem
Kernthema Altersarmut eingeleitet. Altersarmut ist in Deutschland vorerst noch
mehr Besorgnis als Realität, wenn auch einzelne Risikogruppen - z.B. allein stehen-
de Frauen, die keine hinreichenden Rentenansprüche erworben haben - ernstem
Mangel ausgesetzt sind (Y. Schütze). Die wachsende persönliche und finanzielle Bela-
stung der schrumpfenden Generation berufstätiger Beitragszahler durch steigende
Transferleistungen zur Gewährung eines immer längeren, urlaubsähnlichen Ruhe-
stands birgt das wachsende Risiko eines Generationenkonflikts. Die soziologische
Analyse (M. Kohli) zeigte jedoch, dass die Beziehungen zwischen den Generationen
noch in erstaunlichem Maße von Solidaritätsbereitschaft getragen sind, obwohl die
Stabilität familiärer, vor allem ehelicher Beziehungen langsam abnimmt. Große poli-
tische Lösungsschritte zur Bewältigung der Folgen des wachsenden Missverhältnis-
ses zwischen Einzahlern und Empfängern von Transferleistungen beschränkten sich
bisher auf die Anhebung des Renteneintrittsalters (M. Schmidt). Diese unumgängli-
che Maßnahme ist politisch auf erheblichen Widerstand der Gewerkschaften
gestoßen. Die Detailanalyse zeigte jedoch ziemlich dass durch eine Reihe kleinerer
politischer Maßnahmen der Trend zu schrumpfenden Einzahlungen und wachsen-
den Ausgaben seit einigen Jahren in eine günstige Richtung umgeleitet wurde. Diese
erfreuliche Botschaft wurde lebhaft und nicht ohne Zweifel an der Dauerhaftigkeit
des positiven Trends diskutiert.
Die rechtliche Beschreibung, Definition und Regelung der Altersphase in der
deutschen Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (S. Ruppert) wurden ebenso wie
die rechtshistorische Entwicklung der Verrechtlichung sowohl des kalendarischen als
auch des sozialen und des biologischen Alters vermittelt. Die Rechtstellung älterer
Menschen in der gegenwärtigen Gesetzgebung und die sich abzeichnenden Verän-
 
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