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VERANSTALTUNGEN
Ulrich Konrad (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) ein; die
Musik trat an die Stelle der Wissenschaft, wodurch die Künste in die Thematik des
Akademientages einbezogen wurden.
In einer zweiten Runde sprachen Jürgen Osterhammel (BBAW) über das
Thema „Was war und ist ‘der Westen’?“ und Sigmar Wittig (HAW) über das Thema
„Innovationskraft — eine Herausforderung für Europa“. Im ersten Vortrag ging es um
Fragen der historischen Begrifflichkeit: Was meinen wir, wenn wir von „Europa“
oder vom „Westen“ sprechen? Sind das sinnvolle Begriffe? Welchem Wandel unter-
liegen sie? Der zweite beschäftigte sich mit der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.
Ist Europa, wie es in den führenden Ländern Asiens oft gesehen wird, ermüdet? Hat
es seine Dynamik verloren? Oder ist es immer noch ein Zentrum insbesondere wis-
senschaftlichen Fortschritts und technologischer Innovation?
In der dritten Runde behandelten Hans Joas (BBAW) die Frage „Wandert das
Christentum aus Europa aus?“ und Othmar Issing (Akademie der Wissenschaften
und der Literatur Mainz) das höchst aktuelle Thema „Der Euro — Konkurrent zum
Dollar im Weltwährungssystem?“. Der erste Vortrag fragte danach, ob die Diagnose,
im stark säkularisierten Europa habe das Christentum keine große Zukunft mehr,
wohl aber weltweit, zutreffe; wenn ja, wie diese Entwicklungen zu erklären seien;
und welche Rückwirkungen die Globalisierung des Christentums auf Europa habe.
Der zweite stellte sich den Fragen, die die Krise der europäischen Währung aufwirft:
Wie ist ihr beizukommen? Hat der Euro eine Zukunft?
Dem viereinhalbstündigen Nachmittagsprogramm folgte eine Abendveranstal-
tung, in deren Mittelpunkt eine Podiumsdiskussion stand. Vier Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler nicht-europäischer Herkunft waren eingeladen, etwas über ihre
Sicht auf Europa zu sagen: der Soziologe Professor Dr. Sergio Costa (FU Berlin), der
Ingenieurwissenschaftler Professor Dr. Xiaohu Dai (Tongji Universität, Shanghai),
die Kunsthistorikerin Professor Dr. Monica Juneja (Universität Heidelberg) und
der Schriftsteller und Orientalist Dr. Navid Kermani. Jürgen Falter (Akademie der
Wissenschaften und der Literatur Mainz) leitete das Gespräch. Musikalisch umrahmt
wurde diese Diskussion von den Musikern Salah Eddin Maraqa und Bruno
Caillat, die ihrerseits Begegnungen außereuropäischer mit europäischer Musik hör-
bar machten.
Parallel zu den Vortragsveranstaltungen des Nachmittags gewährten dreizehn
Forschungsprojekte, die sich mit dem kulturellen Erbe Europas beschäftigen, mit
Ausstellungen, Multimediapräsentationen und Kurzvorträgen Einblicke in die Arbeit
der Akademien und luden mit Recherchestationen und Wissenswerkstätten zum
Mitmachen und Entdecken ein. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften war
durch die Forschungsstellen „Klöster im Hochmittelalter“, „Südwestdeutsche Hof-
musik im 18. Jahrhundert“ und „Nietzsche-Kommentar“ vertreten.
Der Akademientag war gut besucht. Etwa 850 Gäste wurden gezählt, darunter
mehr als 300 Schülerinnen und Schüler. Die Vorträge wurden lebhaft diskutiert. Zu
allen Vorträgen waren einzelne Mitglieder der Unionsakademien ad personam als
Diskutanten geladen worden, um dem Publikum zumindest einen ungefähren Ein-
druck davon zu geben, wie die Akademien in ihren Sitzungen das wissenschaftliche
VERANSTALTUNGEN
Ulrich Konrad (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) ein; die
Musik trat an die Stelle der Wissenschaft, wodurch die Künste in die Thematik des
Akademientages einbezogen wurden.
In einer zweiten Runde sprachen Jürgen Osterhammel (BBAW) über das
Thema „Was war und ist ‘der Westen’?“ und Sigmar Wittig (HAW) über das Thema
„Innovationskraft — eine Herausforderung für Europa“. Im ersten Vortrag ging es um
Fragen der historischen Begrifflichkeit: Was meinen wir, wenn wir von „Europa“
oder vom „Westen“ sprechen? Sind das sinnvolle Begriffe? Welchem Wandel unter-
liegen sie? Der zweite beschäftigte sich mit der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.
Ist Europa, wie es in den führenden Ländern Asiens oft gesehen wird, ermüdet? Hat
es seine Dynamik verloren? Oder ist es immer noch ein Zentrum insbesondere wis-
senschaftlichen Fortschritts und technologischer Innovation?
In der dritten Runde behandelten Hans Joas (BBAW) die Frage „Wandert das
Christentum aus Europa aus?“ und Othmar Issing (Akademie der Wissenschaften
und der Literatur Mainz) das höchst aktuelle Thema „Der Euro — Konkurrent zum
Dollar im Weltwährungssystem?“. Der erste Vortrag fragte danach, ob die Diagnose,
im stark säkularisierten Europa habe das Christentum keine große Zukunft mehr,
wohl aber weltweit, zutreffe; wenn ja, wie diese Entwicklungen zu erklären seien;
und welche Rückwirkungen die Globalisierung des Christentums auf Europa habe.
Der zweite stellte sich den Fragen, die die Krise der europäischen Währung aufwirft:
Wie ist ihr beizukommen? Hat der Euro eine Zukunft?
Dem viereinhalbstündigen Nachmittagsprogramm folgte eine Abendveranstal-
tung, in deren Mittelpunkt eine Podiumsdiskussion stand. Vier Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler nicht-europäischer Herkunft waren eingeladen, etwas über ihre
Sicht auf Europa zu sagen: der Soziologe Professor Dr. Sergio Costa (FU Berlin), der
Ingenieurwissenschaftler Professor Dr. Xiaohu Dai (Tongji Universität, Shanghai),
die Kunsthistorikerin Professor Dr. Monica Juneja (Universität Heidelberg) und
der Schriftsteller und Orientalist Dr. Navid Kermani. Jürgen Falter (Akademie der
Wissenschaften und der Literatur Mainz) leitete das Gespräch. Musikalisch umrahmt
wurde diese Diskussion von den Musikern Salah Eddin Maraqa und Bruno
Caillat, die ihrerseits Begegnungen außereuropäischer mit europäischer Musik hör-
bar machten.
Parallel zu den Vortragsveranstaltungen des Nachmittags gewährten dreizehn
Forschungsprojekte, die sich mit dem kulturellen Erbe Europas beschäftigen, mit
Ausstellungen, Multimediapräsentationen und Kurzvorträgen Einblicke in die Arbeit
der Akademien und luden mit Recherchestationen und Wissenswerkstätten zum
Mitmachen und Entdecken ein. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften war
durch die Forschungsstellen „Klöster im Hochmittelalter“, „Südwestdeutsche Hof-
musik im 18. Jahrhundert“ und „Nietzsche-Kommentar“ vertreten.
Der Akademientag war gut besucht. Etwa 850 Gäste wurden gezählt, darunter
mehr als 300 Schülerinnen und Schüler. Die Vorträge wurden lebhaft diskutiert. Zu
allen Vorträgen waren einzelne Mitglieder der Unionsakademien ad personam als
Diskutanten geladen worden, um dem Publikum zumindest einen ungefähren Ein-
druck davon zu geben, wie die Akademien in ihren Sitzungen das wissenschaftliche