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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Antrittsreden
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Bock, Hans Georg: Antrittsrede von Herrn Hans Georg Bock an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2011
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0152
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Hans Georg Bock

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Willi Jäger war es dann auch, der mich 1987 zur Vertretung des Lehrstuhls für
Numerische Mathematik nach Heidelberg holte. Ich hatte eine wunderbare Zeit, in
der ich zwei größere Forschungsprojekte in DFG-Schwerpunktprogrammen gewin-
nen konnte und, wieder typisch für mich, eines in der Technischen Mechanik und
eines in der mathematischen Optimierung.
1988 folgte ein Ruf an die Universität Augsburg auf eine Professur für Ange-
wandte Mathematik. Augsburg war damals ein international sichtbarer Stern am
Himmel der deutschen Angewandten Mathematik, speziell der mathematischen
Optimierung. Durch Wegberufung wichtiger Protagonisten änderte sich das bald:
Martin Grötschel und Jochen Brüning gingen nach Berlin, Karl-Heinz Hoffmann
nach München. Und ich erhielt die nächste Chance meines Lebens durch die Beru-
fung auf den ersten neuen Lehrstuhl am Interdisziplinären Zentrum für Wissen-
schaftliches Rechnen in Heidelberg.
Das IWR war unter der Führung von Willi Jäger und Gisbert zu Putlitz als
Rektor der Universität gerade gegründet worden. Vereinfacht ausgedrückt ist das
Wissenschaftliche Rechnen die Entwicklung und der Einsatz spezieller mathemati-
scher und informatischer Methoden wie der Modellierung, Simulation und Opti-
mierung für die Probleme der Natur- und Lebens- wie der Ingenieurwissenschaf-
ten, kurz „Computational Science and Engineering“. Aber natürlich können auch
andere Forschungsrichtungen von dieser „dritten Säule der Wissenschaft“ ganz
wesentlich profitieren, von den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der
Psychologie bis hin in die Geistes- und Kulturwissenschaften.
Ich hatte das große Glück, in den letzten 19 Jahren gemeinsam mit vielen Kol-
legen am IWR, zum Beispiel mit Willi Jäger und den Chemikern Jürgen Wolfrum
und Jürgen Warnatz, eng zusammenzuarbeiten, dieses interdisziplinäre Forschungs-
gebiet auf- und auszubauen und das IWR zu dem international renommierten For-
schungszentrum im Wissenschaftlichen Rechnen zu machen, als das es von vielen
wahrgenommen wird.
Ein besonderes Anliegen war mir schon immer das „forschungsorientierte Ler-
nen“. Eine Aufgabe, der ich mich deshalb besonders gern gewidmet habe, ist der
Aufbau strukturierter Promotionsprogramme am IWR. Seit 1991 war ich Sprecher
von zwei aufeinander folgenden DFG-Graduiertenkollegs, das aktuelle ein interna-
tionales gemeinsam mit dem Interdisciplinary Centre for Mathematical and Com-
putational Modelling (ICM) der Universität Warschau. Diese Kollegs setzten sich
besonders das Ziel, interdisziplinäre Promotionen zu fordern und jungen Wissen-
schaftlern ein fruchtbares und anregendes Forschungsumfeld zu bieten.
Das Experiment Graduiertenkolleg und die daraus gewonnenen Erfahrungen
bei meinen Kollegen und mir führten zu manchen Strukturen, die heute allgemein
als „Best Practice“ angesehen werden. Greifbares Ergebnis war schließlich die erfolg-
reiche Beantragung der Heidelberg Graduate School of Mathematical and Com-
putational Methods for the Sciences in der Exzellenzinitiative. Dies ist ein interdis-
ziplinäres Programm für derzeit 140 Doktoranden vieler verschiedener Fachrich-
tungen, das sich erfolgreich der Aufgabe widmet, das Wissenschaftliche Rechnen in
neue Kooperationsfelder und Anwendungsgebiete zu tragen.
 
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