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ANTRITTSREDEN
Instituts für Ur- und Frühgeschichte, der mich mit offenen Armen am Institut will-
kommen hieß. Ich habe nie eng mit Prof. Taute zusammengearbeitet, aber seine
Großherzigkeit war hilfreich dabei, in Köln als Archäologe Fuß zu fassen. Im akade-
mischen Jahr 1983-1984 besuchte ich hauptsächlich Lehrveranstaltungen bei Prof.
Gerhard Bosinski. Seine Leidenschaft für das Paläolithikum war ansteckend und sein
Wissen enzyklopädisch. Er bot mir die Gelegenheit, auf den Ausgrabungen im Neu-
wieder Becken und in den Vulkankratern der Osteifel mitzuwirken. Seine Lehrver-
anstaltungen fanden immer donnerstags und freitags statt, so dass ich von Montag bis
Mittwoch ausgrub und im idyllisch gelegenen Jagdhaus und auf Schloss Monrepos
im Westerwald oberhalb von Neuwied lebte, während ich den Rest der Woche in
den zahlreichen Lehrveranstaltungen verbrachte, die vom Kölner Institut für Gr-
ünd Frühgeschichte angeboten wurden. Viele, die ich in jenem Jahr traf, gehören
heutzutage zu meinen engsten Kollegen. Erneut kam ich zu dem Schluss, es könne
keine bessere Verbindung aus intellektuellen Herausforderungen und Vergnügen
geben, als sie die Archäologie bot. Die von Grund auf internationale und multi-
disziplinäre Prägung der Paläolithischen Archäologie sprach mich besonders an. Wie
in Rochester erfuhr ich hier, wie ein motivierter Professor Türen öffnen und für
einen jungen Studenten Chancen in der Wissenschaft bereitstellen kann.
Als sich mein zweites Jahr in Deutschland dem Ende näherte, benötigte ich
eine Arbeitsstelle und kehrte zum NSRL in Rochester zurück. Harry Gove gab mir
ein Ph.D.-Forschungsstipendium am Physikalischen Institut, ohne dass ich mich an
der Universität einschreiben musste, und ich nahm meine Arbeit dort auf, wo ich sie
verlassen hatte: in einer Gruppe begabter Forscher, die die Grenzen und die Zweck-
mäßigkeit der AMS auf die Probe stellten. Ich habe das Wissen der Physiker um mich
herum sehr bewundert, und sie schienen mich wegen meiner Kenntnisse der Che-
mie und anderer Fachgebiete zu schätzen. Ich habe in allen Arten von Experimen-
ten gearbeitet; dazu gehörten Quarksonden,Versuche zur Lösung der Probleme mit
der Sonnenneutrino-Anomalie und viele Entwicklungen im Zusammenhang mit
neuen Techniken zum Messen natürlicher kosmogener Radioisotope einschließlich
10Be, 14C, 26A1, 36C1, 41Ca, 129I sowie verwandte Themen. Ein Großteil dieser Arbeit
war experimentell und wegweisend. Auf Tagungen in Kanada, der Schweiz, England
und Norwegen repräsentierte ich das NSRL und lernte die führenden Forscher auf
diesem neuen und dynamischen Gebiet kennen.
Gove und sein Kollege David Elmore waren mir gegenüber bemerkenswert
großzügig. Ich bewunderte sie sehr und bekam, sei es zu Recht oder zu Unrecht,
den Eindruck, dass sich in der physikalischen Forschung niemand darum kümmer-
te, wie alt man war oder woher man kam, sondern nur darum, was man wusste und
konnte. Zu jener Zeit verbrachte ich viele Stunden und viele Nachtschichten an der
Steuerung eines 12 MV Tandem-Teilchenbeschleunigers, um zusammen mit meinen
Kollegen bessere Möglichkeiten zum Zählen der seltenen kosmogenen Radioiso-
tope zu finden. Dank der Unterstützung meines früheren Professors für Organische
Chemie, Jack Kampmeier, damals Studiendekan erwarb ich für meine Arbeit über
10Be und 36C1 1986 den Grad eines interdisziplinären Master of Science in Physik,
Geologie und Anthropologie. Meine Messungen des 36C1 in Eisbohrkernen aus
ANTRITTSREDEN
Instituts für Ur- und Frühgeschichte, der mich mit offenen Armen am Institut will-
kommen hieß. Ich habe nie eng mit Prof. Taute zusammengearbeitet, aber seine
Großherzigkeit war hilfreich dabei, in Köln als Archäologe Fuß zu fassen. Im akade-
mischen Jahr 1983-1984 besuchte ich hauptsächlich Lehrveranstaltungen bei Prof.
Gerhard Bosinski. Seine Leidenschaft für das Paläolithikum war ansteckend und sein
Wissen enzyklopädisch. Er bot mir die Gelegenheit, auf den Ausgrabungen im Neu-
wieder Becken und in den Vulkankratern der Osteifel mitzuwirken. Seine Lehrver-
anstaltungen fanden immer donnerstags und freitags statt, so dass ich von Montag bis
Mittwoch ausgrub und im idyllisch gelegenen Jagdhaus und auf Schloss Monrepos
im Westerwald oberhalb von Neuwied lebte, während ich den Rest der Woche in
den zahlreichen Lehrveranstaltungen verbrachte, die vom Kölner Institut für Gr-
ünd Frühgeschichte angeboten wurden. Viele, die ich in jenem Jahr traf, gehören
heutzutage zu meinen engsten Kollegen. Erneut kam ich zu dem Schluss, es könne
keine bessere Verbindung aus intellektuellen Herausforderungen und Vergnügen
geben, als sie die Archäologie bot. Die von Grund auf internationale und multi-
disziplinäre Prägung der Paläolithischen Archäologie sprach mich besonders an. Wie
in Rochester erfuhr ich hier, wie ein motivierter Professor Türen öffnen und für
einen jungen Studenten Chancen in der Wissenschaft bereitstellen kann.
Als sich mein zweites Jahr in Deutschland dem Ende näherte, benötigte ich
eine Arbeitsstelle und kehrte zum NSRL in Rochester zurück. Harry Gove gab mir
ein Ph.D.-Forschungsstipendium am Physikalischen Institut, ohne dass ich mich an
der Universität einschreiben musste, und ich nahm meine Arbeit dort auf, wo ich sie
verlassen hatte: in einer Gruppe begabter Forscher, die die Grenzen und die Zweck-
mäßigkeit der AMS auf die Probe stellten. Ich habe das Wissen der Physiker um mich
herum sehr bewundert, und sie schienen mich wegen meiner Kenntnisse der Che-
mie und anderer Fachgebiete zu schätzen. Ich habe in allen Arten von Experimen-
ten gearbeitet; dazu gehörten Quarksonden,Versuche zur Lösung der Probleme mit
der Sonnenneutrino-Anomalie und viele Entwicklungen im Zusammenhang mit
neuen Techniken zum Messen natürlicher kosmogener Radioisotope einschließlich
10Be, 14C, 26A1, 36C1, 41Ca, 129I sowie verwandte Themen. Ein Großteil dieser Arbeit
war experimentell und wegweisend. Auf Tagungen in Kanada, der Schweiz, England
und Norwegen repräsentierte ich das NSRL und lernte die führenden Forscher auf
diesem neuen und dynamischen Gebiet kennen.
Gove und sein Kollege David Elmore waren mir gegenüber bemerkenswert
großzügig. Ich bewunderte sie sehr und bekam, sei es zu Recht oder zu Unrecht,
den Eindruck, dass sich in der physikalischen Forschung niemand darum kümmer-
te, wie alt man war oder woher man kam, sondern nur darum, was man wusste und
konnte. Zu jener Zeit verbrachte ich viele Stunden und viele Nachtschichten an der
Steuerung eines 12 MV Tandem-Teilchenbeschleunigers, um zusammen mit meinen
Kollegen bessere Möglichkeiten zum Zählen der seltenen kosmogenen Radioiso-
tope zu finden. Dank der Unterstützung meines früheren Professors für Organische
Chemie, Jack Kampmeier, damals Studiendekan erwarb ich für meine Arbeit über
10Be und 36C1 1986 den Grad eines interdisziplinären Master of Science in Physik,
Geologie und Anthropologie. Meine Messungen des 36C1 in Eisbohrkernen aus