Eva Grebel
201
betrafen. Zwar konnten dank lokaler und internationaler Proteste einige der geplan-
ten Maßnahmen abgeschwächt werden, doch durch die allgemeine Verunsicherung
kam es zu stark sinkenden Anfängerstudierendenzahlen in unseren Bereichen und
Basel verlor für mich auch als langfristiger Forschungsstandort an Attraktivität.
So bewarb ich mich schließlich um Lehrstühle in Deutschland und erhielt drei
Angebote, eines aus Bonn, eines aus Göttingen und eines aus Heidelberg. Die Bon-
ner Professur war für mich besonders verlockend, da es mit den dortigen Kollegen
viele Synergien gab und ich Nachfolgerin meines eigenen Doktorvaters geworden
wäre. Dennoch habe ich schließlich den Ruf aus Bonn abgelehnt, da die angebote-
ne Heidelberger Ausstattung und das hiesige Forschungsumfeld letztlich den Aus-
schlag gaben. Seit 2007 ist meine Arbeitsstelle das Astronomische Rechen-Institut.
Zum Zeitpunkt meiner Berufung war ich die einzige aktive ordentliche Professorin
für Astronomie in Deutschland; mittlerweile gibt es zwei Lehrstuhlinhaberinnen.
Das Astronomische Rechen-Institut ist ein ehemaliges Landesinstitut, das unter
anderem federführend an der Vorbereitung und Durchführung von Satellitenmissio-
nen beteiligt ist. Zurzeit steht der Gaia-Satellit der Europäischen Raumfahrtagentur
ESA im Vordergrund, der im Jahr 2013 starten und bis zu einer Milliarde Sterne in
der Milchstraße genauestens vermessen wird. Die Erwartungen an diese Mission sind
sehr groß, denn sie sollte erstmals zu einem detaillierten sechsdimensionalen Bild der
Milchstraße führen, das die genauen Positionen, Entfernungen und Bewegungen der
Sterne aufzeigt. Hieraus lässt sich mit einzigartiger Genauigkeit die Entwicklungs-
geschichte unserer Heimatgalaxie ableiten. Zur wissenschaftlichen Unterstützung
dieser Arbeiten habe ich kürzlich einen Sonderforschungsbereich (SFB) initiiert. Der
SFB verbindet und fokussiert die wissenschaftliche Expertise auf beobachtenden und
theoretischen Gebiet an den drei Instituten des Zentrums für Astronomie der Uni-
versität Heidelberg sowie an den hiesigen außeruniversitären astronomischen Insti-
tuten. Unser SFB „The Milky Way System“ nahm im Januar 2011 seine Arbeit auf.
Es ist ein schönes Gefühl, an einer Universität zu arbeiten, die sich explizit dazu
bekennt, eine Volluniversität zu sein und Grundlagenforschung zu fordern. Hiervon
haben wir zweifelsohne auch bei der Einrichtung des Zentrums für Astronomie der
Universität Heidelberg als zentraler Einrichtung profitiert. Die Fächervielfalt einer
Volluniversität ermöglicht es zudem, diese vielseitige Expertise auszunutzen und
neue Wege zu gehen. Dies nutzen wir aktuell durch die Etablierung einer interdis-
ziplinär ausgerichteten Vorlesungsreihe zum noch recht jungen Gebiet der Astrobio-
logie, einem Teilgebiet der Astronomie, das Bereiche der Astronomie, Physik,
Chemie, Biologie und Geologie verbindet und das seit der Entdeckung der ständig
steigenden Anzahl extrasolarer Planeten in vielen Ländern ausgebaut wird.
In meiner eigenen Forschung konzentriere ich mich in erster Linie auf
Galaxienentwicklung. Wie Galaxien entstehen und sich entwickeln ist eine zentrale
Frage der Astronomie. Das Standardmodell der Entwicklung kosmologischer Struk-
turen sagt vorher, dass massereiche Galaxien durch das Verschmelzen unzähliger klei-
nerer Strukturen entstehen. Auf großen Skalen stimmen die Vorhersagen dieses
Modells mit den Beobachtungen hervorragend überein. Auf kleineren Skalen jedoch
gibt es eine Reihe von ungelösten Problemen. In meiner Forschung versuche ich
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betrafen. Zwar konnten dank lokaler und internationaler Proteste einige der geplan-
ten Maßnahmen abgeschwächt werden, doch durch die allgemeine Verunsicherung
kam es zu stark sinkenden Anfängerstudierendenzahlen in unseren Bereichen und
Basel verlor für mich auch als langfristiger Forschungsstandort an Attraktivität.
So bewarb ich mich schließlich um Lehrstühle in Deutschland und erhielt drei
Angebote, eines aus Bonn, eines aus Göttingen und eines aus Heidelberg. Die Bon-
ner Professur war für mich besonders verlockend, da es mit den dortigen Kollegen
viele Synergien gab und ich Nachfolgerin meines eigenen Doktorvaters geworden
wäre. Dennoch habe ich schließlich den Ruf aus Bonn abgelehnt, da die angebote-
ne Heidelberger Ausstattung und das hiesige Forschungsumfeld letztlich den Aus-
schlag gaben. Seit 2007 ist meine Arbeitsstelle das Astronomische Rechen-Institut.
Zum Zeitpunkt meiner Berufung war ich die einzige aktive ordentliche Professorin
für Astronomie in Deutschland; mittlerweile gibt es zwei Lehrstuhlinhaberinnen.
Das Astronomische Rechen-Institut ist ein ehemaliges Landesinstitut, das unter
anderem federführend an der Vorbereitung und Durchführung von Satellitenmissio-
nen beteiligt ist. Zurzeit steht der Gaia-Satellit der Europäischen Raumfahrtagentur
ESA im Vordergrund, der im Jahr 2013 starten und bis zu einer Milliarde Sterne in
der Milchstraße genauestens vermessen wird. Die Erwartungen an diese Mission sind
sehr groß, denn sie sollte erstmals zu einem detaillierten sechsdimensionalen Bild der
Milchstraße führen, das die genauen Positionen, Entfernungen und Bewegungen der
Sterne aufzeigt. Hieraus lässt sich mit einzigartiger Genauigkeit die Entwicklungs-
geschichte unserer Heimatgalaxie ableiten. Zur wissenschaftlichen Unterstützung
dieser Arbeiten habe ich kürzlich einen Sonderforschungsbereich (SFB) initiiert. Der
SFB verbindet und fokussiert die wissenschaftliche Expertise auf beobachtenden und
theoretischen Gebiet an den drei Instituten des Zentrums für Astronomie der Uni-
versität Heidelberg sowie an den hiesigen außeruniversitären astronomischen Insti-
tuten. Unser SFB „The Milky Way System“ nahm im Januar 2011 seine Arbeit auf.
Es ist ein schönes Gefühl, an einer Universität zu arbeiten, die sich explizit dazu
bekennt, eine Volluniversität zu sein und Grundlagenforschung zu fordern. Hiervon
haben wir zweifelsohne auch bei der Einrichtung des Zentrums für Astronomie der
Universität Heidelberg als zentraler Einrichtung profitiert. Die Fächervielfalt einer
Volluniversität ermöglicht es zudem, diese vielseitige Expertise auszunutzen und
neue Wege zu gehen. Dies nutzen wir aktuell durch die Etablierung einer interdis-
ziplinär ausgerichteten Vorlesungsreihe zum noch recht jungen Gebiet der Astrobio-
logie, einem Teilgebiet der Astronomie, das Bereiche der Astronomie, Physik,
Chemie, Biologie und Geologie verbindet und das seit der Entdeckung der ständig
steigenden Anzahl extrasolarer Planeten in vielen Ländern ausgebaut wird.
In meiner eigenen Forschung konzentriere ich mich in erster Linie auf
Galaxienentwicklung. Wie Galaxien entstehen und sich entwickeln ist eine zentrale
Frage der Astronomie. Das Standardmodell der Entwicklung kosmologischer Struk-
turen sagt vorher, dass massereiche Galaxien durch das Verschmelzen unzähliger klei-
nerer Strukturen entstehen. Auf großen Skalen stimmen die Vorhersagen dieses
Modells mit den Beobachtungen hervorragend überein. Auf kleineren Skalen jedoch
gibt es eine Reihe von ungelösten Problemen. In meiner Forschung versuche ich