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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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A. Die Preisträger
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Akademiepreis 2011
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Christian Georg Martin: „Ontologie der Selbstbestimmung. Eine operationale Rekonstruktion von Hegels Wissenschaft der Logik“
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0296
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Die Preisträger

315

Charakter, als es ihr um den Vollzug des Denkens rein als solchen zu tun ist, das von
allen empirischen und sonstigen Annahmen absieht. Die vorgelegte Rekonstruktion
versteht die „Logik“ aber darum zugleich als Ontologie, weil die reine Unbestimmt-
heit, von der sie ausgeht, den Minimalbegriff des Seins abgibt. Offenbar ist nämlich
das bloße Ist oder reine Dass, unabhängig von und vor allem bestimmten Was, selbst
nichts Bestimmtes und fällt so mit der reinen Unbestimmtheit des logischen Anfangs
zusammen. Der logische Fortgang ist so die Entfaltung dessen, was zum reinen Dass
als solchem notwendig dazugehört, damit aber Ontologie, sofern man unter Onto-
logie die denkende Entfaltung von Kategorien, das heißt von Bestimmungen ver-
steht, die dazu, dass überhaupt etwas ist, notwendig dazu gehören.
Die im Hauptteil der Dissertation unternommene Darstellung (ontologi-
scher Kategorien, gründet darin, dass der Versuch, die jeweils im Blick stehende
Kategorie bestimmt zu fassen, von ihr selbst her den abgrenzenden Übergang zu
weiteren Bestimmungen nötig macht. Im Zuge dessen ergibt sich eine Abfolge zuse-
hends komplexerer Kategorien, nämlich qualitativer, quantitativer und metrischer
Charaktere, formaler Grundbestimmungen eines Universums überhaupt sowie im
engeren Sinne logischer Formen wie Urteil und Schluss.
Die vorgelegte Rekonstruktion mündet in die systematische Leitthese, dass die
Vollgestalt des Seins Selbstbestimmung ist. Aus der immanenten Entfaltung reinen
Denkens ergibt sich nämlich, dass dazu, dass überhaupt etwas ist, notwendig ein Kon-
tinuum selbsttragenden Bestimmtseins gehört, das sich lokal auf verschiedenen Ebenen
durch physikalische, chemische und biologische Strukturbildung auszeichnet, und
dass notwendigerweise in und aus diesem Kontinuum objektseitigen Seins eine
Mannigfaltigkeit leibhaftiger Selbstbestimmungszentren (Personen) hervortritt, welche
dieses Kontinuum durch ihre theoretischen und praktischen Vollzüge zu einer
gemeinsamen Welt des Geistes gestalten.
Dass die WdL der vorgelegten Deutung gemäß in einem formalen Inbegriff
theoretischer und praktischer Vollzüge gipfelt, vermöge derer Zentren selbstbezüg-
lichen Sichbestimmens das organisierte Kontinuum, in dem sie leibhaftig verankert
sind, zu einer gemeinsamen, bedeutungsvollen Welt gestalten, bildet ein Argument
dafür, dass die Existenz von leibhaftig verkörpertem Geist im Universum kein bloßer
Zufall ist. Dass die „Idee des Geistes“ Abschlussbestimmung voraussetzungsloser
Ontologie ist, bedeutet nämlich, dass dazu, dass überhaupt etwas ist, notwendigerweise
auch die Existenz von leibhaftig verkörpertem Geist gehört.
 
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