Mischa Meier
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kollektiven Erziehung der männlichen Jugend und der konsequenten Ausrichtung
auf Kampf und Krieg den Zeitgenossen ebenso wie der Nachwelt so manches Rät-
sel aufgegeben hat.
Diese Arbeit entstand in Bochum in einem höchst anregenden Diskussions-
klima, das mich ganz schwerelos zwischen der Alten Geschichte und der Klassischen
Philologie pendeln ließ. Ich habe dabei ebenso von den profunden Kenntnissen mei-
nes Doktorvaters Karl-Wilhelm Weiwei in der griechischen Geschichte profitiert
wie von den mitunter stundenlangen, stets höchst anregenden Diskussionen, die ich
mit meinem Mitbetreuer Walter Eder fuhren konnte — im Stehen zwischen seinem
Büro und dem Sekretariat, manchmal auch vor den Aufzügen oder an der Straßen-
bahnhaltestelle, während eine Bahn nach der anderen neben uns davonführ.
Im Jahr 1999 folgte ich Winfried Schmitz, der 1996 die Nachfolge Weiweis in
Bochum angetreten hatte, bald aber schon wieder wegberufen wurde, an die Uni-
versität Bielefeld, wo ich mich 2002 habilitierte. Hatte meine Dissertation mich in
die frühen Jahrhunderte der griechisch-römischen Antike geführt, so bewegte ich
mich nun mit einem größeren Sprung an deren Ende. Gegenstand der Habilita-
tionsschrift ist die Situation des Oströmischen Reiches im 6. Jahrhundert n. Chr.,
insbesondere während der langen Herrschaftszeit des Kaisers Justinian (527-565).
Die Fragestellung zielt darauf ab zu klären, welche Folgen verstärkte und weit ver-
breitete Endzeitängste seit den Jahren um 500 in Kombination mit außergewöhnlich
zahlreichen und schweren Katastrophen für politische, religiöse, kulturelle und men-
talitätsgeschichtliche Entwicklungen hatten. Ich habe zu zeigen versucht, dass nach-
haltige Transformationsprozesse, an denen sich der Epochenübergang von der
Antike in das Mittelalter im römisch-byzantinischen Osten festmachen lässt, sich als
Konsequenzen dieser Konstellationen beschreiben lassen.
Mit der Habilitationsschrift zum 6. Jahrhundert bin ich tief in die historische
Katastrophenforschung eingetaucht, die sich etwa zeitgleich in den Geschichtswis-
senschaften ausgesprochen dynamisch zu entwickeln begann und mittlerweile als ein
eigenes, durchaus vitales Forschungsfeld etabliert ist. Die Katastrophenforschung hat
mich daher auch nach dem Abschluss dieses Buches noch weiter begleitet; das hat
sich in kleineren Studien zu einzelnen ,Katastrophenphasen“ in der Antike, in Unter-
suchungen zum Umgang mit Katastrophen bei einzelnen antiken Historiographen,
einer verstärkten Auseinandersetzung mit der ,Pest‘ in der Geschichte, aber auch der
Mitarbeit an einem von der DFG geforderten Netzwerk zur historischen Katastro-
phenforschung niedergeschlagen. Und wahrscheinlich ist zumindest ein wenig von
meinen Katastropheninteressen auch in den Sonderforschungsbereich „Bedrohte
Ordnungen“ eingeflossen, den wir in Tübingen gemeinsam konzipiert haben.
Mit der frühen griechischen und der spätrömischen Geschichte habe ich
bereits diejenigen Forschungsfelder benannt, die mich auch aktuell in besonderem
Maße beschäftigen; hinzu kommt mittlerweile die frühere römische Kaiserzeit sowie
die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der Antike (auf diesem Feld versuche ich
meine musikalischen Interessen lebendig zu halten).Weiterhin hege ich ein gewisses
Interesse an Sparta, beschäftige mich darüber hinaus aber auch mit politischen und
gesellschaftlichen Entwicklungen im gesamten griechischen Raum. Ein aktuelles
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kollektiven Erziehung der männlichen Jugend und der konsequenten Ausrichtung
auf Kampf und Krieg den Zeitgenossen ebenso wie der Nachwelt so manches Rät-
sel aufgegeben hat.
Diese Arbeit entstand in Bochum in einem höchst anregenden Diskussions-
klima, das mich ganz schwerelos zwischen der Alten Geschichte und der Klassischen
Philologie pendeln ließ. Ich habe dabei ebenso von den profunden Kenntnissen mei-
nes Doktorvaters Karl-Wilhelm Weiwei in der griechischen Geschichte profitiert
wie von den mitunter stundenlangen, stets höchst anregenden Diskussionen, die ich
mit meinem Mitbetreuer Walter Eder fuhren konnte — im Stehen zwischen seinem
Büro und dem Sekretariat, manchmal auch vor den Aufzügen oder an der Straßen-
bahnhaltestelle, während eine Bahn nach der anderen neben uns davonführ.
Im Jahr 1999 folgte ich Winfried Schmitz, der 1996 die Nachfolge Weiweis in
Bochum angetreten hatte, bald aber schon wieder wegberufen wurde, an die Uni-
versität Bielefeld, wo ich mich 2002 habilitierte. Hatte meine Dissertation mich in
die frühen Jahrhunderte der griechisch-römischen Antike geführt, so bewegte ich
mich nun mit einem größeren Sprung an deren Ende. Gegenstand der Habilita-
tionsschrift ist die Situation des Oströmischen Reiches im 6. Jahrhundert n. Chr.,
insbesondere während der langen Herrschaftszeit des Kaisers Justinian (527-565).
Die Fragestellung zielt darauf ab zu klären, welche Folgen verstärkte und weit ver-
breitete Endzeitängste seit den Jahren um 500 in Kombination mit außergewöhnlich
zahlreichen und schweren Katastrophen für politische, religiöse, kulturelle und men-
talitätsgeschichtliche Entwicklungen hatten. Ich habe zu zeigen versucht, dass nach-
haltige Transformationsprozesse, an denen sich der Epochenübergang von der
Antike in das Mittelalter im römisch-byzantinischen Osten festmachen lässt, sich als
Konsequenzen dieser Konstellationen beschreiben lassen.
Mit der Habilitationsschrift zum 6. Jahrhundert bin ich tief in die historische
Katastrophenforschung eingetaucht, die sich etwa zeitgleich in den Geschichtswis-
senschaften ausgesprochen dynamisch zu entwickeln begann und mittlerweile als ein
eigenes, durchaus vitales Forschungsfeld etabliert ist. Die Katastrophenforschung hat
mich daher auch nach dem Abschluss dieses Buches noch weiter begleitet; das hat
sich in kleineren Studien zu einzelnen ,Katastrophenphasen“ in der Antike, in Unter-
suchungen zum Umgang mit Katastrophen bei einzelnen antiken Historiographen,
einer verstärkten Auseinandersetzung mit der ,Pest‘ in der Geschichte, aber auch der
Mitarbeit an einem von der DFG geforderten Netzwerk zur historischen Katastro-
phenforschung niedergeschlagen. Und wahrscheinlich ist zumindest ein wenig von
meinen Katastropheninteressen auch in den Sonderforschungsbereich „Bedrohte
Ordnungen“ eingeflossen, den wir in Tübingen gemeinsam konzipiert haben.
Mit der frühen griechischen und der spätrömischen Geschichte habe ich
bereits diejenigen Forschungsfelder benannt, die mich auch aktuell in besonderem
Maße beschäftigen; hinzu kommt mittlerweile die frühere römische Kaiserzeit sowie
die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der Antike (auf diesem Feld versuche ich
meine musikalischen Interessen lebendig zu halten).Weiterhin hege ich ein gewisses
Interesse an Sparta, beschäftige mich darüber hinaus aber auch mit politischen und
gesellschaftlichen Entwicklungen im gesamten griechischen Raum. Ein aktuelles