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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Antrittsreden
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Conard, Nicholas John: Antrittsrede von Herrn Nicholas J. Conard an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 29. Oktober 2011
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0174
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Nicholas J. Conard

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Grönland und der Antarktis stellten die ersten erfolgreichen Messungen an natürli-
chem 36C1 dar. Nachdem ich mir in meinem Chemiestudium Kenntnisse über die
Welt der Atome und Moleküle angeeignet hatte, lieferte mir meine Arbeit am NSRL
wertvolle Einblicke sowohl in zahlreiche subatomare Teilchen und Vorgänge als auch
in die Entstehungsorte, den Transport und den Zerfall Radioisotope. Die fesselnde
Forschungsstimmung im Laboratorium und der Geist der Großzügigkeit und der
Zusammenarbeit dort haben mir in der Folge als Modell für den Aufbau eines
Forscherteams und die Arbeit in der internationalen Wissenschaft gedient.
Nach sorgfältigen Überlegungen entschied ich mich, das NSRL zu verlassen
und eigene Forschungen für meine Promotion in Paläolithischer Archäologie aufzu-
nehmen. Ich wägte eine Reihe von Möglichkeiten gegeneinander ab und beschloss,
an die Yale University zu gehen, um bei Frank Hole, Andrew Moore, Andrew Hill,
Alison Richard, Michael Coe, Karl Turekian und anderen zu studieren. Im Gegen-
satz zu den meisten Promotionsprogrammen damals und wahrscheinlich noch heute,
ließ Yale den Kandidaten völlige Freiheit, unabhängige Forschungsprojekte zu ver-
folgen und stellte gleichzeitig garantierte Langzeitförderungen zur Verfügung. Hier
konnte ich mein eigenes Projekt aufbauen, anstatt als Mitglied in der Forschergruppe
eines anderen Projektleiters zu arbeiten. Während meiner Zeit in Yale deckten die
Lehrveranstaltungen, die ich besuchte, nahezu das gesamte Spektrum der Anthropo-
logie ab und unterstrichen die Querverbindungen zwischen Archäologie, mensch-
licher Evolution und Kulturanthropologie. Mit bedeutender Unterstützung durch
Gerhard Bosinski in Köln konnte ich mit Ausgrabungen in den Kratern des er-
loschenen Vulkans Tönchesberg in der Osteifel beginnen. Zwischen 1987 und 1989
grub meine Mannschaft 15 Monate lang und legte Steinartefakte und Tierknochen
aus sechs Fundschichten frei, die Neandertaler in der letzten und vorletzten Eiszeit
zurückgelassen hatten. Ein Großteil dieser Arbeit war durch ein zweijähriges For-
schungsstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes möglich, wobei
die Universität zu Köln und der Forschungsbereich Altsteinzeit des Römisch-
Germanischen Zentralmuseums Mainz im Museum Monrepos in Neuwied mir
Gastfreundschaft gewährten, die Infrastruktur für meine Arbeiten bereitstellten und
meiner Mannschaft und mir großzügig Unterkunft boten. Für mich waren die For-
schungen am Tönchesberg Ausdruck der perfekten Mischung aus einem breiten
Spektrum an Naturwissenschaften und Paläolithischer Archäologie. Die Ergebnisse
dieser Arbeit halfen zu zeigen, dass Neandertaler eine fortgeschrittenere Steintech-
nologie und effektivere Subsistenzpraktiken besaßen als der Großteil der damaligen
Fachliteratur es ihnen zugestand. Die Geländearbeiten am Tönchesberg belegten
auch, dass Neandertaler flexible Anpassungen entwickelten, durch die sie in Nord-
europa unter sehr unterschiedlichen Umweltbedingungen leben konnten. Im Jahre
1990 erwarb ich meinen Doktorgrad und begann kurz darauf an der University of
Connecticut in Stamford und später am Hauptcampus in Storrs zu lehren.
Die University of Connecticut hatte nie ein Programm für menschliche
Evolution und Paläolithische Archäologie gehabt, und mir gefällt die Vorstellung,
dass meine Arbeiten der frühen 1990er Jahre mit die Grundlage für die heutige
Situation legten, nämlich die Existenz eines der führenden Programme in ganz Ame-
 
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