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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Rösing, Ina: Elisabeth Kalko (10. 4. 1962 – 25. 9. 2011)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0201
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NACHRUFE

zeigen ihnen den Typ, die Geschwindigkeit, die Größe, die Art der Beute an. Sie
haben ausgezeichnete Augen und sehr guten Geruchssinn.
Die öko-ethologischen Ansätze von Elisabeth Kalko identifizieren die Anpas-
sung der Tiere mit ihrer Sensorik, Motorik, Morphologie und ihrem Verhalten.
In ihrer Forschung hat sie die bio-akustischen Fragestellungen, ihre gemein-
schafts-ökologischen Untersuchungen, ihre experimentellen Verhaltensstudien und
immunologischen, energetischen und thermoregulatorischen Ansätze berücksichtigt.
Sie konzentrierte sich auf die Faktoren der Schaffung und der Erhaltung der Arten-
vielfalt.
Besonders konzentriert hat sie sich auf den menschlichen Einfluss auf biolo-
gische Vielfalt. Die Menschen verändern ihre Umwelt auf der Basis immer intensi-
verer Nutzung von bisher unberührten Gebieten. Das führt zu einer dramatischen
Verarmung von Biodiversität. Die BIODIVERSITÄTSEROSION ist das Haupt-
problem. Diese Erosion muss verlangsamt oder beseitigt werden. Sie hat auch auf-
gezeigt durch ihre Forschung, dass wir Menschen ganz intensiv die Artenfielfalt
brauchen. Artenvielfalt ist wichtig für unsere Lebensqualität, weil reiche Artenviel-
faltsysteme stabiler sind als artenarme. Die Artenvielfaltsysteme bieten auch wirk-
sameren Klimaschutz und Schutz vor Extremereignissen als artenärmere Systeme.
„Dazu kommt die Bedeutung von Artendiversität als Kulturgut, das sowohl ästheti-
sche als auch emotionale Werte beinhaltet.“ (Akademie-Vortrag 2006). Sie ergänzt:
„Die Bewusstmachung der Bedeutung biologischerVielfalt für den Menschen
und die Ausarbeitung von Möglichkeiten der Bewahrung dieser Vielfalt mit beson-
derem Augenmerk auf der Inwert-Setzung von Diversität im gesellschaftlichen öko-
nomischen und letztendlich politischen Rahmen sehe ich als eine meiner Haupt-
aufgaben an...“ (Akademie-Vortrag 2005)
Besonders hervorzuheben sind auch die verwendeten wissenschaftlichen
Methoden von Elisabeth Kalko. Hans-Ulrich Schnitzler betonte: „Sie war die welt-
weit erste Wissenschaftlerin, die das Flugverhalten von Fledermäusen dreidimensio-
nal erfasst und zum Echoortungsverhalten in Beziehung gesetzt hat“ (Schnitzler
2011). Sie verwendete vor allem das Multi-Flash-Kamerasystem (zwei Kleinbild-
kameras mit zwölf Blitzlichtern), das Schnitzler entwickelt hatte. — Uber neunzig
wissenschaftliche Publikationen sind aus all der Forschung von Elisabeth Kalko her-
vorgegangen.
Wir haben eine 49-jährige, sprühende, begeisternde, engagierte, international
anerkannte, originelle, kreative Wissenschaftlerin verloren. Ihr Engagement, ihre For-
schungsinhalte, ihre Methoden, sie werden weiterleben.

INA RÖSING
 
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