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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

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I. Das Geschäftsjahr 2011
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Chaniōtēs, Angelos: Géza Alföldy (7. 6. 1935 – 6. 11. 2011)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0209
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NACHRUFE

ten. Römische Statuen in Venetia et Histria. Epigraphische Quellen (Heidelberg 1984)
war das wegweisende Buch, das die Macht der Inschriften, in Kombination mit dem
Inschriftenträger und dem dazugehörigen Monument, zeigte. In zahlreichen Aufsät-
zen und einigen Büchern demonstrierte er seine Kompetenz bei der Deutung epi-
graphischer Monumente in ihrem ideologischen und architektonischen Kontext.
Hier sind vor allem die Bücher Der Obelisk au f dem Petersplatz in Rom. Ein historisches
Monument der Antike (Heidelberg 1990), Studi sull’epigrafia Augustea eTiberiana d Roma
(Rom 1992), Die Bauinschriften des Aquäduktes von Segovia und des Amphitheaters von
Tarraco (Berlin/NewYork 1997), El Arco de Medinaceli (Madrid 2002), Ea inscripcion del
Acqueducto de Segovia (Madrid 2010), der wegweisende und in mehrere Sprachen
übersetzte Aufsatz „Augustus und die Inschriften: Tradition und Innovation. Die
Geburt der imperialen Epigraphik“ (Gymnasium 98, 1991, 289-324) und der von
ihm und seinem treuen Freund Silvio Panciera herausgegebene Sammelband
Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt (Stuttgart
2001) zu nennen.
Seit 1986 sammelte Geza Alfoldy in thematisch angelegten Bänden überarbei-
tete Fassungen bereits publizierter Aufsätze, die die Schwerpunkte seiner Forschun-
gen zeigen: römische Gesellschaft (Die römische Gesellschaft. Ausgewählte Beiträge,
Stuttgart 1986), Militärgeschichte (Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962-1985,
Amsterdam 1987), und die Wandlung des römischen Reiches im 3. Jh. n. Chr., der
Historiker Herodian und die Historia Augusta (Die Krise des römischen Reiches.
Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge, Stuttgart
1989). Mit diesen Bänden erreichte er einen größeren Leserkreis und beeinflusste
maßgeblich die Forschung auf diesen Gebieten. Wenn die Kenntnis der deutschen
Sprache heute weltweit als unverzichtbare Voraussetzung für das Studium der latei-
nischen Epigraphik und der römischen Sozialgeschichte angesehen wird, so ist dies
auch ein Verdienst der innovativen und vorwiegend in deutscher Sprache publizier-
ten Arbeiten von Geza Alfoldy.
Geza Alfoldy war auch ein begeisterter und begeisternder akademischer Leh-
rer und äußerst großzügig bei der Betreuung und Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses. Seine Vorlesungen und Seminare waren immer gut besucht, in den
letzten Jahren auch von einer wachsenden Zahl von „Senioren“, weil er die Fähig-
keit besaß, sehr komplexe Sachverhalte in systematischer Form und klar zu präsen-
tieren und seine eigene Forschungen in den Lehrstoff einzubauen. Die Hörer seiner
Vorlesungen - er sprach frei, ohne Manuskript - hatten das Gefühl, an der althisto-
rischen Forschung teilzuhaben. Seine Lieblings Veranstaltung aber war montags das
„Kolloquium für Doktoranden und Fortgeschrittene“ („Fortgeschritten ist jeder, der
sich als solcher fühlt“, war der Satz, mit dem er Studenten zur Teilnahme ermutig-
te). Die Sitzungen fingen jeweils mit der Vorstellung von Neuerscheinungen an — mit
kritischen Bemerkungen, versteht sich. Dann präsentierte Alfoldy Entwürfe von Auf-
sätzen und größeren Studien oder neue Inschriften. Diese Einblicke in die Arbeits-
weise des produktivsten Althistorikers unserer Zeit waren Unterricht im wahrsten
Sinne des Wortes. Er prägte damit die Arbeitsweise von Generationen. Zur Betreu-
ung seiner Studenten gehörten für ihn ganz selbstverständlich auch die großzügig
 
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